Schreibprobleme adé – Besser schreiben mit dem Schreibprozess

Ein Schreibtisch, auf dem zwischen Laptop und Monitor ein kleiner Strauß Blumen in einer Vase steht

Texte lassen sich besser und effizienter schreiben, wenn du mit den Phasen des Schreibprozesses vertraut bist. Zu den häufigsten Schreibproblemen zählt das Vermischen der Schreibphasen: Noch während des Schreibens wird korrigiert, der Schreibfluss stockt, der innere Kritiker meldet sich zu Wort – da sind Blockaden vorprogrammiert. In diesem Artikel stelle ich dir den Schreibprozess vor und damit ein Hilfsmittel, um dein Schreiben besser zu strukturieren.

Die Phasen im Schreibprozess

In der Schreibforschung ist das Modell von Hayes & Flower die Basis für den Schreibprozess. Es gliedert sich in diese Phasen:

  1. Planen
  2. Formulieren
  3. Überarbeiten

Das Modell stellt einen idealen Prozess dar, der jedoch in der Praxis und individuell unterschiedlich sein kann. Diese Phasen helfen dabei, sich während des Schreibens zu orientieren und größere Schreibprojekte zu bewältigen.

Die passenden Arbeitstechniken für jede Schreibphase

Stell dir vor, du startest mit einem neuen Schreibprojekt. Bevor du dich direkt ins Schreiben stürzt, solltest du dich gedanklich darauf vorbereiten, um dir selbst genug Material zu geben, damit du später störungsfrei und fokussiert schreiben kannst.

Das Schreiben vorbereiten

Ideen entwickeln

Geeignete Methoden, um Ideen zu entwickeln sind zum Beispiel Brainstorming, Cluster, Mind Map oder Freewriting. Mit einem Arbeitsjournal kannst du dein Schreibprojekt dauerhaft begleiten und Ideen notieren: vom Thema, den Figuren bis zum Schauplatz.

Planen und strukturieren

Wenn du weißt, worüber du schreiben möchtest, solltest du in dieser Phase deine Ideen und dein bisher gesammeltes Material sortieren, es um Recherchen ergänzen und eine Gliederung erstellen. Auch bei literarischen Texten sind Gliederungen sinnvoll, zum Beispiel der Anfang und das Ende einer Kurzgeschichte, vielleicht sogar einzelner Abschnitte oder du kannst das Motiv deiner Geschichte ausarbeiten.

Den Plot deiner Geschichte kannst du grob planen, zum Beispiel mit einem Storyboard in Pinterest und ihn dann kapitelweise ausarbeiten. In dieser Phase solltest du dir außerdem einen Schreib- und Zeitplan erstellen. Dieser Plan kann ein Wörterziel pro Tag oder Schreibsitzung umfassen und sollte dein Schreibpensum auf deine Schreibzeit verteilen.

Den Rohtext schreiben

Bevor du mit dem Schreiben beginnst, solltest du dich in Schreibstimmung versetzen: ein bestimmtes Lied hören, Bilder anschauen, Zitate oder ein Gedicht lesen, ein Blick auf dein Storyboard werfen oder deinem Schreibritual nachgehen. Diesen Schritt solltest du an jedem Schreibtag an den Anfang stellen. Daran kann sich eine kurze Schreibübung anschließen.

Sei dir darüber klar, dass du einen Rohtext schreibst. Es ist ein Entwurf, den du später noch überarbeiten wirst. Später – und nicht jetzt. In dieser Phase geht es darum, zu schreiben und in einem Schreibfluss zu bleiben und deinen Gedanken zu folgen. Ohne Korrekturen zwischendurch. Ohne schnell etwas nachschlagen zu wollen und dann bei Google zu versumpfen.

Im Moment des Schreibens treffen unsere Erwartungen und eine ideale Vorstellung vom fertigen Text auf den Rohentwurf. Einem Text, in dem die Worte noch nicht geschliffen sind, Übergänge noch nicht stimmen, viele Sätze vielleicht immer wieder mit dem gleichen Wort beginnen. Die Versuchung ist groß, die Sätze umzustellen und Wörter zu löschen. Doch bleib bei deinen Gedanken und schreib den Text.

Um die Rechtschreibung und Synonyme kümmerst du dich einfach später. Verlagere alles, was in dieser Phase keinen Platz hat, in die Korrekturphase. Arbeite stattdessen mit einem Zeichencode und kennzeichne Wortwiederholungen, inhaltliche Lücken und fehlende Informationen mit einem Sternchen (*), Auslassungszeichen … , in Klammern ( ) oder markiere sie farbig.

Der Weg zum fertigen Text

Überarbeiten

Plane für die Überarbeitung ausreichend Zeit ein und beginne erst damit, wenn du etwas Abstand zu deinem Text gewonnen hast. Lass ihn ruhen von einer Nacht bis zu mehreren Tagen. Der beste Weg zum Überarbeiten ist immer noch der Ausdruck und lautes vorlesen. Deinen Text solltest du in mehreren Durchgängen mit jeweils anderem Fokus überarbeiten: Rechtschreibung, Adjektive, Rhythmus, Beschreibungen, Figuren etc. Hier kümmerst du dich außerdem um die Markierungen, die du während des Schreibens gesetzt hast.

Veröffentlichen

Mit Abschluss der Überarbeitung ist dein Text fertig und bereit für den nächsten Schritt: die Veröffentlichung. Nach der Überarbeitung ist außerdem eine gute Gelegenheit, um den Text anderen zu zeigen oder an Testleser herauszugeben. Wenn du den Text in einer zu frühen Phase zeigst, kann es zu Schreibhemmungen führen. Die früheste Phase, um dir Feedback einzuholen ist nach Abschluss der Planungsphase. Hier kannst du um Feedback zur Struktur, zur Grundidee und zum Plot bitten.

Der Prozess in der Schreibpraxis

Bei einem kleinen Projekt durchläufst du mit dem Text alle Phasen nacheinander. Bist du in der Schreibphase angekommen, startest du an jedem Schreibtag mit dem Einstimmen und dann dem Schreiben. Es ist allerdings möglich und auch nötig, dass sich Schreibphasen wiederholen. Wenn du während der Überarbeitung feststellst, dass es dir an Ideen, Informationen oder Szenen fehlen, dann springe zurück in die entsprechenden Planungsphase und später zum Schreiben. Bei einem umfangreicheren Projekt schreibst du idealerweise kapitelweise an deinem Projekt. Dabei durchläuft jedes Kapitel den kompletten Schreibprozess.

Die Infografik zeigt die Phasen im Schreibprozess auf

So entwickelst du deinen individuellen Schreibprozess

Reflektiere deinen eigenen Schreibprozess und dein Verhalten beim Schreiben. Neigst du dazu, die Schreibphase aufzuschieben, während des Schreibens abzuschweifen oder zu lange (Denk-)Pausen zwischen zwei Sätzen einzulegen? Diese Probleme geben dir einen Hinweis, welche Phase im Schreibprozess du vielleicht auslässt und das Problem mit in die Schreibphase hinein schleppst.

Wenn du dich kennst und weißt, welcher Schreibtyp du bist, kannst du deinen Schreibprozess daran angleichen und manche Phasen im Schreibprozess mehr ausdehnen als andere. Wichtig ist, dass du die Tätigkeiten innerhalb der Phasen nicht miteinander verbindest. Vor allem die vorbereitenden Tätigkeiten dürften nicht jedem gleich gut liegen und ähnlich ausführlich ausfallen. Wer eher drauflos schreibt, wird sich nicht so lange mit der Vorbereitung aufhalten als jemand, der eine detaillierte Planung braucht.

Einen Überblick über die unterschiedlichen Schreibtypen gebe ich dir an einer anderen Stelle hier auf Federschrift.

Weitere Ideen, wie du einen Schreibtag gestalten kannst, liest du in meinem Artikel über den idealen Schreibtag.


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