Eins habe ich über das Discovery-Writing gelernt: Schreib, bevor du denkst. Denn wer denkt, verheddert sich in seinen Überlegungen.
Discovery-Writing bedeutet für mich, aus dem Bauch zu schreiben. Alles nötige ergibt sich beim Überarbeiten, wenn es wichtig ist. Als Discovery-Writer schreibt man viele Neuentwürfe: Die Geschichte, an der ich aktuell sitze, habe ich auf unterschiedliche Art und Weise sechs mal neu begonnen. Sie ist jedes Mal gewachsen. Ich bete, dass diese Version die letzte sein wird. Blöd nur, dass einem als Discovery Writer keiner helfen kann.
So wie ich das sehe, sind Discovery Writer eher die Minderheit. Der Rest der Autoren fällt eher in die Sparte der “Outliner”, oder “Plotter”, die wie Architekten ihre Geschichten planen. Die Schreibratgeber und Bücher über die Kunst des Erzählens, wie z.B. James N. Freys “Wie man einen verdammt guten Roman schreibt”, enthalten zwar alle sehr wichtige Tipps – nur sind sie, glaube ich, allesamt von Outlinern für ihres gleichen geschrieben worden. Keine der Techniken war bisher so richtig kompatibel mit meiner Arbeitsweise. Ich habe zwar immer wieder ein paar Anregungen mitgenommen – aber bisher konnte mir keiner wirklich dabei helfen, meinen Weg zu finden. Das musste ich schon selber tun. Den bisher besten Tipp habe ich jetzt neulich bei Writing Excuses gehört.
In der Folge “Discovery Writing” erzählt Dan Wells von „False Starts“ – man fängt an zu schreiben, nur um zu merken, dass man nicht weiter kommt oder die Geschichte ins Nichts führt. Das kenne ich zur Genüge. Dan Wells macht es deshalb so, dass er diese Blindstarts mit einkalkuliert und bewusst seine Charaktere erst einmal in kleinen Szenen und Dialogen antreten lässt, um sie besser kennen zu lernen. Das ist eine hervorragende Idee. Ich habe festgestellt, dass ich ohne es zu wollen schon die ganze Zeit genauso arbeite und meine Geschichten mit jedem vermeintlichen Fehlstart etwas an Fleisch gewinnen. Um aber überhaupt erst soweit zu kommen, musste ich allerdings den wichtigsten Ratschlage beherzigen, den man einem Autor geben kann: Weitermachen.
Ich schreibe jetzt gerade mal seit etwas mehr als einem Jahr; Sinnkrisen und Selbstzweifel habe ich beinahe alle zwei Wochen. Wenn ich mich nicht immer wieder am Riemen reißen würde, hätte ich wahrscheinlich nicht mal diese mickrigen zwölf Monate hinter mich gebracht. Es ist ein ständiges Auf und Ab, ich zerbreche mir ständig den Kopf, wie ich weiter komme. Aber genau hier kommt mein eigener Rat wieder ins Spiel: Schreib, bevor du denkst – wer denkt, verheddert sich in seinen Überlegungen und kommt gar nicht weiter.