Die katalanischen Separatisten versäumen keine Gelegenheit auf die vorbildliche, demokratisch-sachliche Durchführung eines schottischen Unabhängigkeits-Referendums hinzuweisen, das sie sich vom bösen, bösen “Madrit” auch wünschten.
Aber was wären eigentlich die möglichen Folgen dieses “geregelten” Austritts Schottlands aus dem UK und wer wäre davon betroffen?
Das UK würde über 5 Millionen Einwohner verlieren und so womöglich auch an internationalem Einfluss?
Ein Austritt der überdurchschnittlich pro-europäischen Schotten würde paradoxer Weise eine anti-europäische Mehrheit bei David Camerons geplantem Referendum im Rest-UK noch wahrscheinlicher machen.
Den Schotten wiederum würde wohl – u.a. durch Spanien – ein Wiedereintritt in die EU verwehrt werden, in der sie eigentlich bleiben wollen.
Die USA wollen ihren Einfluss durch den britischen Proxi auf die EU unbedingt erhalten und machen dies unmißverständlich klar.
Labour hätte wohl auf lange Zeit keine Chance mehr auf eine Regierungsübernahme im UK, denn im Parlament in Westminster sitzen 41 Schotten für Labour, doch nur einer für die Tories!
Doch zunächst würden die Schotten, auch bei einem vereinbarten Austritt aus dem UK, noch an den Wahlen 2015 teilnehmen können. Nach einem erfolgten Austritt könnten dadurch – je nach Wahlergebnis – vorgezogene Neuwahlen im Rest-UK nötig werden?
Für die Wirtschaft und speziell die Anleger entstünden viele Fragen. Behielten die Schotten das Pfund, was London nicht will? Welchen Anteil an den Gesamtschulden des UK würden sie mitnehmen? Wie würden die unsicheren Einnahmen des Nordsee-Öls gesplittet? Welche Steuerpolitik würde Schottland verfolgen? Die Ratingagentur MOODY’S hält ein unabhängiges Schottland zwar für investitionswürdig, sieht jedoch Risiken einer höheren Verschuldung als im Rest-UK. FITCH meint, dass es für London ohne Schottland schwieriger werden würde, sein Triple-A-Rating zurück zu gewinnen.
Royal Dutch Shell und BP wollen den Verbleib Schottlands im UK. Standard Life droht mit Verlagerung seiner Geschäfte aus Schottland. Alle wollen Planungssicherheit…
Im schottischen Faslane sind die britischen Atom-U-Boote stationiert. Sie sollen nach einer Unabhängigkeit auf schottischen Wunsch verschwinden. Dies hätte neben strategischen auch milliardenschwere wirtschaftliche Folgen für beide Seiten und dies in Zeiten, in denen der böse, böse Putin seine Bomber über der Nordsee-Patrouille fliegen läßt und das alte Feindbild Russland neu ersteht.
Überhaupt müssten Schottland und das Rest-UK auch künftig in Militär- und Sicherheitsfragen auf das Engste zusammen arbeiten um nicht ein nördliches Einfallstor für Terrorismus und Geheimdienste ins UK zu schaffen.
Spanien könnte sich ein JA zu Schottlands Wiedereintritt in die EU eventuell durch die Rückgabe von Gibraltar abhandeln lassen, wenn die USA hier genügend Druck auf das UK ausüben? Wenn man die Rolle der USA in der Frage der EU-Mitgliedschaften von Rumänien, Bulgarien, der Ukraine, Moldawiens, Georgiens und der Türkei betrachtet, die alle letztlich der NATO wegen erfolgten oder noch erfolgen sollen, dann scheint dies zumindest nicht ausgeschlossen?
Aber auch die Briten im Rest-UK hätten dann noch keine Ruhe, könnte doch in Nordirland nach erfolgter schottischer Unabhängigkeit Begehrlichkeiten für einen Zusammenschluss mit Irland wachsen.
Der ganze Schlamassel nur eine Folge der wirtschaftlichen Entsolidarisierung von Minderheiten, die glauben, dass es ihnen durch asoziales Verhalten besser gehen würde…