Immer wieder höre ich es in Schottland, vor allem natürlich von den Streitern für die Unabhängigkeit: „We have a rubbish government down there in London“. In Schottland finden sich nicht viele Anhänger der konservativen britischen Regierung, die, so die häufigste Kritik, den Wohlfahrtsstaat zerstöre und die Kluft zwischen Arm und Reich noch weiter vertiefe. Die mit Abstand meisten Wahlkreise gehen hier an die sozialdemokratische SNP (Schottische Nationalpartei) oder an Labour.
„Wir wollen Europa, kostenlose Bildung, eine soziale Gesellschaft und nicht diese Regierung in London“, schimpfte mir gestern Abend auf der Haloween-Feier auf Edinburghs Royal Mile ein 50jähriger wütend ins Mikrofon, während auf der Bühne vor Saint Giles Cathedral nach vorchristlichen keltischem Brauch Sommer und Winter in einem farbenfrohen, mystischen Spektakel gegeneinander um die Gunst von Königin Natur kämpften.
Anders als die meisten Konservativen in England will die Mehrheit der Schotten ein starkes, sozial und solidarisch ausgerichtetes Europa. Schottischer Nationalstolz richtet sich selten gegen andere (höchstens mal gegen die Engländer )
Die Folgend von Camerons Zickenkrieg gegen die EU hat ein ganzer Flieger voll genervter Passagiere heute wieder am Frankfurter Flughafen erlebt. Weil sich die britische Regierung den Schengen-Verträgen verweigert konnten wir nicht einfach über die normale Passagierbrücke ins Terminal gehen. Wir mussten auf einen Bus warten, der uns zum Terminal für Nicht-Schengen-Ankünfte bringt: Langwieriges Gekurve übers Vorfeld und Schlangen an der Passkontrolle. Thanks to the UK goverment. You’re doing a great job.