Italiener nach dem Oktoberfest
Wenn schon die Speisekarte des Brechstüberl sich nicht traut, das Gericht als Carbonara zu bezeichnen, sondern euphemistisch von "Parmesan-Specksoße" spricht, sind einige Paletten an Sahne in den düsteren Koch-Höhlen hinter der Ausgabe geopfert worden.Mit dumpfem Blick und flauem Magen schleppe ich das Tablett; in seinem sumpfigen Gefläze gemahnt der Urschleim an den Ursprung allen Lebens: einst entstiegen wir der Plörre, um sie uns heute wieder einzuverleiben. Ein Gericht als Parabel auf Aufstieg und Niedergang, ein Symbol für den Lauf allen Lebens. Zumindest irdischen Lebens, falls das Bild einen anderen Eindruck vermittelt.
Derart in quasireligiöse Gedanken vertieft, kasteie ich mich selbst mit dem Versuch, Kraft der Zähne die klebrige Masse vom Löffel zu kratzen. Sahne und Reibekäse bilden eine unheilige Allianz und erheben sich zum Moltofill der Gastroszene, jeden Büßer unfreiwillig zu einem Schweigegelübde verdonnernd, die wir mit verklebten Kiefern und zum Teller gesenkten Häuptern die Last diesseitiger Existenz ertragen.
Um es kurz zu halten, sei an dieser Stelle der Geschmack nicht erwähnt - an derartiger Pein haben höchstens Katholiken ihre Freude. Betten wir uns nieder, bevor das Essen kommt wieder.