Schönheit im Alltag – Einfach mal Wahrnehmen!

Von Zeilenzunder

Wie oft bin ich diesen Weg schon gegangen? Den Weg zum Auto, zur Haltestelle, zum Kumpel ein paar Straßen weiter… Wie oft? Oft! Sehr oft! Diese Wege werden zum einen dafür genutzt zügig sein Ziel zu erreichen und zum anderen sich möglichst gut von der Außenwelt abzuschotten – Musik im Ohr, Handy vorm Gesicht und »huch«, da ist der Bus ja schon. Wie wäre es, einen solchen Weg mal anders zu gestalten? Handy und Kopfhörer bleiben in der Tasche und vielleicht laufe ich auch einfach mal zehn Minuten früher los. Einfach um meine Umgebung, die Schönheit im Alltag mehr zu sehen, mehr wahrzunehmen und obendrauf noch fotografisch festzuhalten.

Schönheit im Alltag

Die meiste Zeit meines Arbeits-Alltags verbringe ich in meinen eigenen vier Wänden. Wenn ich dann mal raus gehe, um einzukaufen, Termine wahrzunehmen oder mich zu verabreden, nutzte ich bisher den Weg »sinnvoll« und gestaltete ihn nicht länger als nötig. Im Bus steckte ich meine Nase in ein Buch oder in ein soziales Netzwerk, zu Fuß schottete ich mich mit Musik von der Außenwelt ab und vorher wurde natürlich akribisch der kürzeste Weg recherchiert: Nur nicht zu viel Zeit für einen Weg verschwenden.

Auf der anderen Seite muss ich mich immer mal wieder daran erinnern raus zu gehen. Klingt komisch, ist aber so. Ich muss mich daran erinnern, raus zu gehen, um frische Luft einzuatmen und Vitamin D zu tanken. Home-Office-Kollegen wissen sicherlich wovon ich rede. Meistens packe ich in solchen Situationen meine Kamera ein und spaziere durch möglichst schöne und spektakuläre Gegenden, um das Fotogenste des Fotogenen einzufangen. Wälder, Parks, Städtetrips, ihr habt das ja alles schon mitbekommen.

Doch irgendwie ist das doch paradox. In Situationen, in denen ich raus gehen MUSS, nutze ich die Zeit nicht und tue mithilfe von Handy und Buch so, als wäre ich gar nicht draußen. Auf der anderen Seite erschaffe ich Situation, um raus zu gehen und versuche das Rausgehen auch möglichst intensiv zu zelebrieren. Bescheuert.

Einfach mal Wahrnehmen!

Seit wenigen Wochen wage ich eine Art Experiment. Ich hatte mir vorgenommen alltägliche Situationen mehr wahrzunehmen. Klingt irgendwie traurig, dass man sich erst vornehmen muss, die Augen offen zu halten, doch so war es.

Am Anfang schaute ich mir meine Umgebung einfach intensiver an als sonst. Der Weg zum Auto dauerte plötzlich doppelt so lang, denn ich verirrte mich absichtlich in nebenliegende Garagen und lief interessant aussehenden Büschen nach. Im Bus schaute ich ohne Buch auf dem Schoß und ohne mich zum Tagträumen verleitende Musik im Ohr aus dem Fenster. Schöne Dinge versuchte ich mir dem Handy einzufangen, aber tzzzz… Handy-Fotos.

Die nächsten Male nahm ich dann meine Kamera mit. Ich nahm meine Spiegelreflexkamera mit zum Einkaufen, weil die Tüten ja auf dem Rückweg noch nicht schwer genug sind. Ich nahm die Kamera mit zum Auto, obwohl dieses direkt vor der Haustür steht. Ich nahm die Kamera mit, eben einfach für den Fall, dass ich etwas Schönes sehe.

Plötzlich wurde die versiffte Außenwand vom Mehrfamilienhaus, in dem ich wohne, ästhetisch. Die Büsche direkt neben meinem Auto hatten auf einmal einen Schnappschuss verdient und »Ey, Daniel, wusstest du, dass total schöne Pflanzen vor deinem Flurfenster wuchern?«

Erschreckend. Tag für Tag laufe ich an dieser Wand und an diesem Baum vorbei. Uninteressant, interessiert mich nicht, ich muss da und da hin, warum soll ich mir die Welt ansehen? Weil die Welt schön ist! Manchmal erst auf den zweite Blick, aber die Schönheit befindet sich überall! Im Alltag, in der Nachbarschaft und in dem, was erst langweilig oder gar hässlich aussieht.

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