"Großer, warum hast Du denn als Baby immer so schrecklich viel geschrien?" "Na, weil es mir da so langweilig war ohne ... (hier Namen der Kleinen einsetzen)!"
"Großer, wo war denn die Kleine, als Du in Mamas Bauch warst?""Na, auch in Mamas Bauch! Nur ich bin zuerst rausgekommen!"
Und während der Große sich bei uns Eltern mit Liebesbekundungen sehr zurückhält, ist die Kleine diejenige, die ganz oft von ihm ein "Ich hab dich lieb!" hören darf. Das sind Momente, wo mir das Herz überläuft vor Freude darüber, zwei Kinder zu haben.
Aufgrund eines Blogposts von Mutter & Söhnchen, der auf Twitter eine rege Diskussion über die Vor- und Nachteile von mehreren Kindern auslöste und vor allem die zahlreichen Schwangeren abwechselnd in Vorfreude und Bangen stürzte, starteten Mama on the Rocks und Mama Schulze eine Blogparade zu diesem Thema. Da die bisherigen Beiträge schon die wichtigsten generellen Aspekte wie mehr Erfahrung, dadurch mehr Gelassenheit, vorhandene Kleidungs- und Spielzeugvorräte, gegenseitige Bespaßung der Kinder etc. genannt haben, möchte ich nur noch ein paar persönliche Erfahrungen ergänzen.
Meine Kinder sind jetzt 3 Jahre 10 Monate (Sohn) sowie 1 Jahr 8 Monate (Tochter) alt. Der Altersabstand beträgt somit 26 Monate (2 Jahre 2 Monate). In unserem Freundes- und Bekanntenkreis sind wir die Ersten gewesen, die ein zweites Kind bekamen. Unser Großer war noch sehr bedürftig zum Zeitpunkt der Geburt der Kleinen. Er trug Windeln, schlief nicht zuverlässig durch, brauchte viel Aufmerksamkeit, wollte noch oft getragen bzw. gefahren werden und fing gerade erst an zu sprechen. Das war schon eine große Herausforderung für uns, zu diesem Zeitpunkt ein zweites Kind zu bekommen, und natürlich nicht immer einfach. Glücklicherweise war die Kleine (im Gegensatz zu ihrem Bruder) in ihrem ersten halben Jahr ein wirklich pflegeleichtes, ruhiges Baby, was uns die Zeit gab, uns an das neue Leben zu viert zu gewöhnen. Für den Großen war die Kleine uninteressant, bis sie mobil wurde. Ab dann nahm er sie sukzessive immer mehr wahr. Seit kurzem hat er sie, glaube ich, richtig als ebenbürtige Spielpartnerin akzeptiert und macht jede Menge (sehr sehr lauten) Quatsch mit ihr. Das hat sie sich aber durch ihre forsche Art auch hart erkämpft;)
Der für mich schönste Aspekt am Elternsein von mehreren Kindern ist die Unterschiedlichkeit der Kinder bei nahezu identischen Voraussetzungen und Input. An meinen Kindern sehe ich jeden Tag, wie verschieden sie sind. Schon als Babys konnte man ihre Charaktere erkennen und jeden Tag lernt man neue Wesensaspekte dazu. An Geschwisterkindern sieht man auch, wie wenig die Grundcharakterzüge eigentlich beeinflussbar sind und dass man als Eltern vor allem die Aufgabe hat, die Kinder in ihrer jeweiligen individuellen Disposition zu begleiten und zu unterstützen. Mein Sohn hat beispielsweise einen rosa Puppenbuggy geliebt und lange genutzt. Die Tochter verschmähte diesen bisher konsequent. Dem Großen haben wir viel mehr vorgesungen als der Kleinen. Die Kleine kristallisiert sich aber schon jetzt als die eindeutig Musikalischere heraus. Solche Vorlieben sind ja in keinster Weise von den Eltern beeinflussbar. Für mich ist das total spannend zu beobachten, welches Kind welche Stärken/Schwächen/Vorlieben/Abneigungen entwickelt, ohne dass man grundlegende Dinge anders gemacht hätte.
Ein unerwarteter positiver Aspekt ist für mich gewesen, dass ich die früher als langweilig-anstrengend empfundenen Spielplatznachmittage allein mit dem Großen nun mit zwei kleinen Kindern als sportliche Herausforderung empfinde. Ja, es ist anstrengend, zwei Kinder zu koordinieren, die auf verschiedene Klettergerüste/Rutschen wollen und dies im Falle der Kleinen noch nicht alleine schaffen. Aber es ist fordernd anstrengend im positiven Sinne. Es ruft geheime Kräfte in mir hervor, von denen ich früher nie dachte, dass ich sie hätte. Außerdem konzentriert man sich nicht nur auf ein Kind, was sehr nervig sein kann, wenn es einen schlechten (Nachmit)Tag hat, sondern hat durch das Zweite immer Ablenkung.
Nun ein paar praktische Tipps an alle derzeit Schwangeren, wie wir persönlich die erste Zeit mit beiden Kindern gemanaged haben:
1. Stellt euch darauf ein, dass die Geburtssituation nicht so verläuft wie geplant. Mein Mann hat mich im Morgengrauen in die Klinik gefahren und wollte nachkommen, wenn er den Großen in die Kita gebracht hat. Da war die Kleine aber schon geboren. Das Wichtigste war für mich, dass mein Sohn versorgt ist, nicht dass mein Mann bei der Geburt dabei ist.
2. Behaltet für das erste Kind möglichst den gewohnten Ablauf und die gewohnten Bezugspersonen bei. Das gibt diesem Sicherheit und Stabilität und euch die nötige Ruhe, um das neue Baby kennenzulernen und zu versorgen. Wir haben unseren Großen weiterhin wie gewohnt in seine Kita gegeben, mit Freunden verabredet und bekannte Aktivitäten gemacht.
3. Die gleiche Devise galt bei uns beim Thema Tragen/Fahren. Wie gesagt, der Große war knapp über 2 und zwar ein früher, aber nie ein ausdauernder Läufer. Er durfte deshalb auch weiterhin wie gewohnt im Buggy sitzen, während die Kleine getragen wurde. Nach und nach hat das Laufradfahren gesiegt und die Kleine ist in den Kinderwagen/Buggy gewechselt. Ein Buggyboard haben wir bis heute am KiWa. Auch getragen haben wir ihn noch viel. Das geht natürlich nur, wenn zwei Erwachsene zur Verfügung stehen. Wichtig war für uns immer, dass er so wenig wie möglich von seinem gewohnten Leben aufgeben muss. Und das hat für uns und ihn gut funktioniert.
4. Holt euch Hilfe, bevor es zuviel wird. Haushaltshilfe/Putzfrau, Babysitter, Großeltern, Freunde. Alles ist erlaubt und kein Eingeständnis von Versagen. Zwei Kinder, noch dazu in geringem Altersabstand, sind einfach anstrengend. Da beißt die Maus keinen Faden ab.
5. Erwartet nicht, dass das zweite Kind genauso wie das erste wird. Freunde von uns hatten zuerst ein pflegeleichtes und jetzt ein anstrengenderes Kind. Bei uns war es (zum Glück?) anders herum. Wenn man ein Kind hat, das nur herumgetragen werden will, wochenlang Clusterfeeding betreibt und nur im fahrenden Kinderwagen schläft, kann man sich nicht adäquat um ein größeres Geschwisterkind kümmern. Macht einen Notfallplan für diesen Fall.
Was ich im Moment als die schwierigsten und anstrengendsten Aspekte vom Leben mit zwei Kindern empfinde, ist einerseits der Lärm-/ Unruhepegel und andererseits, dass man sie selten gleichzeitig abgeben kann. In der Zeit, in der unsere beiden Kinder in der Kita sind, gehen wir arbeiten. In der übrigen Zeit ist mindestens ein Kind da. Aber das wird sich mit zunehmendem Alter auch ändern. Und ich bin mal gespannt, wann sie sich zum ersten Mal gegen uns Eltern verbünden...
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