Schöner, strenger, grenzwertiger Dienstag

Von Wanderwidmer

Es ist vollbracht, wir sind im Taminatal, noch 20 Minuten bis Vättis. 

Durch diesen Hang stiegen wir ab.

Das war anstrengend gestern, die Traverse vom Churer Rheintal ins Taminatal war ein Steiss. Wir brauchten 6 1/4 Stunden für die Strecke Mastrils - Alp Salaz - In den Ahornen - Guaggis - Alter Stofel - Vättis, stiegen 1311 Meter auf und 1063 ab, wobei das Gelände uns arg schlauchte. Das war schön gestern. Die Weitsicht von der Alp Salaz zu den Bergen des Rätikons und Rheintals, Graubündens und St. Gallens war umwerfend, der Föhn rückte uns all die Gipfel in die Nähe und machte sie körperhaft-begehrenswert. Das war grenzwertig gestern. Nach der Alp Salaz kamen wir in die Schattenzone, der Abstieg nahte, wir waren nicht besonders hoch, gut 1850 Meter. Aber da war Schnee. Und stellenweise Eis, das unter den Schuhen knackte. Der Weg verschmälerte sich zu Handbreite. Ronja sagte zu mir: "Du, schau mal da vorn, dieser Wildwechsel, wahnsinnig." Ich schaute nach vorne, sah vor uns einen halsbrecherischen Pfad in der steilen Bergflanke, konsultierte mein Navi und sagte zu Ronja: "Du, das ist unser Wanderweg." Heieiei, das war heikel gestern. Wir arbeiteten uns mühselig und sehr vorsichtig vorwärts, mussten mehrere geröllige Rüfen queren, die bolzengrad 1000 Meter ins Tal hinab zielten. Dann war die Gefahr vorbei. Dachten wir. Weiter unten kamen wir in den Laubwald. Auch hier ein steiler Hang, etwa so steil wie eine Bobbahn oder das Treppenhaus eines Parkhauses. Das Laub lag sicher zehn Zentimeter hoch, war rutschiger als der Schnee und verbarg die glitschigen Steine darunter. Wir rutschten, schlitterten, fluchten die restlichen 500 Meter abwärts, hielten uns an jedem Strauch und umklammerten jeden Baum. Um vier waren wir dann heil in Vättis. Wir gingen ins Tamina und nahmen ein Bier. So sind die Bergwanderungen manchmal gegen Ende der Saison.

In den Ahornen, unser Pfad war teilweise schneebedeckt und stellenweise heikel.