Schöner Gigolo, armer Gigolo

Die kleine Kabarett-Bühne der Eden Bar, traditionsreiches Wiener Kleinod in der Liliengasse unweit des Stephansdoms, war am 30. Jänner Schauplatz der charmanten Tango-Revue „Schöner Gigolo, armer Gigolo“ von und mit Schauspielerin und Tänzerin Monica Arnó.

1958 musikalisch verewigt in Gerhard Bronners herrlich ironischem Chanson „Der Papa wird’s schon richten“, bietet das auf eine über 100-jährige Geschichte  zurückblickende Etablissement einen familiär-intimen Rahmen für die amour fou zwischen der Tango-Bar-Besitzerin und ehemaligen Prostituierten Maria de Buenos Aires (Monica Arnó) und einem Gigolo (Raúl Macías). Angelehnt an den populären Schlager des italienischen Komponisten Leonello Casucci und dessen angloamerikanischem Pendant „Just a Gigolo“, erzählt der Abend die Geschichte von den (Um-)Wegen eines unehrenhaft aus der Armee entlassenen Offiziers, und nunmehrigen Taxitänzers. Die unglückliche Liebe Marias zu diesem Gigolo ist Ausgangspunkt dieser Revue.

Schöner Gigolo, armer Gigolo Schöner Gigolo, armer Gigolo

Musikalisch getragen wird der Abend von einer Violine, einem Akkordeon, einem Klavier und einem Kontrabass (Musikalische Leitung: Charles Prince). Marias Erzählungen aus ihrem Leben treiben die Geschichte voran (Buch, Idee: Monica Arnó und Ulrich Knödler). Dabei sind neben Tangoklängen von Carlos Gardel und Astor Piazzolla – beides Gallionsfiguren des argentinischen Nationaltanzes der 30er-Jahre –  auch bekannte Musicalnummern und Chansons handlungstragend. Geschickt ausgewählt ergänzen sie ganz wunderbar Marias feurige Erzählungen. Lasziv tanzend wird beispielsweise Ute Lempers „Ich bin ein Vamp“ zum Besten gegeben. Maria de Buenos Aires’ Vergangenheit als Prostituierte, aber auch ihr nunmehriges Wesen als starke, selbstbewusste Unternehmerin kommt lebhaft zur Geltung. So auch in der Nummer „Männer“ aus Rob und Ferdi Bollands Musical „Die drei Musketiere“.  Kämpferisch stellt sie sich gegen die patriarchale Gesellschaftsordnung und prophezeit, den Spieß des Geschlechterverhältnisses in Bälde umzudrehen.

Die femme fatale spielt mit den Männern und der Tango ist ihr Komplize. Teilweise wohlbekannte Kompositionen (u.a. Por una cabeza, Roxanne) entführen das Publikum in Marias Tango-Bar in Buenos Aires‘ wohl berüchtigstem Stadtviertel: La Boca! Immer wieder kommt jedoch mit dem ehemaligen Offizier und jetzigen Gigolo ihre Vergangenheit ans Tageslicht. Raúl Macías tanzt den Gigolo mit feurigem Temperament und sorgt für prickelnde Erotik zwischen den Tanzenden. So stark sich Maria gibt, so augenscheinlich schwach wird sie in seinen Armen. Sie versucht sich von ihm loszureißen, scheitert jedoch kläglich und wird am Ende (wie wohl schon des Öfteren) eiskalt von ihm fallengelassen.

Das tolle Ambiente der Eden Bar gibt, abgesehen von der dem Stück nicht zuträglichen Faschings-Deko (Luftschlagen hängen von den Wänden, teils überdimensional große und bunte Ballons von der Decke) einen passenden Rahmen für die Geschichte. Etwas irritierend ist Monica Arnós lebhafte Performance ohne den vielleicht wünschenswerten, dazu passenden südländischen Akzent in der Sprache. Die Authentizität des Abends hat auch unter den stellenweise etwas zu trashigen Kostümen gelitten. Alles in allem ergänzen sich jedoch Sprache, Gesang und Tanz einander wunderbar und fügen sich zu einer liebenswerten Tango-Revue, bei der das Publikum auch nicht zu kurz kommt. Immer wieder können Zuseher auf die Bühne, um selbst das Tanzbein zu schwingen. Ein humorvoller, kurzweiliger Abend, bei dem man ganz nebenbei auch Interessantes zur (Entstehungs-)Geschichte des Tangos erfährt.


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