Nachdem die traurige Nachricht die Runde machte, dass deutsche Kinder trotz einer überdurchschnittlichen materiellen Grundausstattung unglücklich sind, haben die innovativsten unter den deutschen Bildungseinrichtungen umgehend reagiert. Jetzt sollen auf jeden Fall schon einmal die Studenten am Hasso-Plattner-Institut glücklicher werden: Das HPI hat eine neue Veranstaltungsreihe im Rahmen seines so genannten Soft-Skills-Kolloquiums gestartet. Dabei werden neue Erkenntnisse aus der Gehirnforschung vorgestellt, die dabei helfen sollen, konzentriertes Lernen und rekonstruierendes Erinnern von Inhalten zu verbessern, aber auch die Nützlichkeit des Vergessens aufzeigen – “glücklich ist, wer vergisst, was doch nicht zu ändern ist”, so hieß es schon in der Operette Die Fledermaus von Johann Strauß (Uraufführung 1874).
Aber damit nicht genug, weitere Vorträge der Kolloquiumsreihe beschäftigen sich mit dem Erzeugen von positiven Gefühlen in sich selbst und mit dem Nutzen von Glücksgefühlen für die Gesundheit, mit überzeugender Körpersprache, mit verborgenen Mechanismen der Motivation und mit der Bedeutung von Respekt für das Freisetzen von Energie im Berufs- und Privatleben. Wie man sieht, kommt es nur auf die richtige Einstellung an, dann klappt das auch mit dem Glück. Selbst wenn die Umstände nicht besonders glücklich sind.
Mein Medienberater sagt, dass meinem Blog für den durchschlagenden Erfolg eindeutig Katzenfotos fehlen…
Damit will ich gar nicht in Abrede stellen, dass es tatsächlich auch von einem selbst abhängt, wie glücklich oder unglücklich man mit den gegebenen Zuständen sein will. Ich kann mir aber lebhaft vorstellen, dass es bei den Vorträgen vom HPI nicht darum geht, die Leute anzuregen, mal zu überlegen, wie man das Glück für die Menschheit mit einer nachhaltigen Verbesserung der Lebensumstände überall auf der Welt optimieren könnte, sondern lediglich darum, wie man ein erfolgreicher und damit auch glücklicherer HPI-Absolvent wird. Denn hier geht es nicht um Sozialromantik oder abgehobenes Weltverbesserertum, sondern darum, künftige Arbeitgeber von HPI-Absolventen möglichst glücklich zu machen.
“Das HPI legt größten Wert auf die Entwicklung der Persönlichkeit der Studierenden, auf ihre soziale, kommunikative und emotionale Entwicklung, aber auch genauso auf methodische und interkulturelle Kompetenzen”, erklärt Dr. Timm Krohn, Prokurist (!) am HPI und verantwortlich für das Management von Lehre und Forschung. In Übungen, Rollenspielen und kurzen Trainerinputs sollen die Studenten in kleinen Gruppen lernen, wie man Teams führt oder wie man seine Zeit effektiv nutzt.
Denn effektiv genutzte Zeit und ein gut geführtes Team machen natürlich glücklich. Die Frage ist nur wen.