Mana Neyestani
Deutschlandradio Kultur: Mana Neyestani im Gespräch mit Katrin Heise
Der Despotismus hat tiefe Spuren in der Geschichte des Nahen und Mittleren Ostens hinterlassen, sagt der iranische Karikaturist Mana Neyestani. Die Demokratiebewegung brauche daher viel Zeit.
Katrin Heise: Er gehört zu den wichtigsten politischen Karikaturisten seines Landes, der in Teheran geborene Künstler Mana Neyestani. Einer seiner kritischen Cartoons löste 2006 Straßenschlachten aus, bei denen es Tote und Verletzte gab. Neyestani wurde dafür verantwortlich gemacht und im berüchtigten Evin-Gefängnis inhaftiert. Ihm gelang die Flucht nach Malaysia, politisch hielt er sich dann zeitweise zurück aus Angst vor Auslieferung an den Iran. Inzwischen konnte er durch das Notfallprogramm von “Reporter ohne Grenzen” vor wenigen Wochen ein Stipendium in Frankreich antreten und ich freue mich sehr, dass ich ihn heute hier im Studio begrüßen kann. Ich freue mich, schönen guten Tag, Mana Neyestani!
Mana Neyestani: Ich danke Ihnen sehr, auch Ihnen guten Tag!
Heise: Während Ihrer Zeit, Herr Neyestani, in Malaysia, da mieden Sie anfangs politische Inhalte. Nach den Unruhen in Teheran 2009 allerdings und deren Folgen dann, da sind Sie dann wieder politischer geworden. Kämpfen Sie also sozusagen wieder mit Stift und Humor – denn Karikaturen sind ja auch immer humoristische Sticheleien -, kämpfen Sie so gegen das Regime in Teheran?
Neyestani: Ich bin nicht sicher, dass man meine Arbeit als Kampf bezeichnen könnte, denn das Wort Kampf enthält eine gewisse Portion an Gewalt in sich. Aber in einem Land wie Iran kann man sagen, dass allein das Denken, dass Denken allein irgendwie eine Straftat darstellt und als illegal bezeichnet wird oder auch werden kann. So sind die Situationen in solchen Ländern wie dem Iran.
Heise: Ihre Cartoons werden daher sicherlich von offizieller Seite immer wieder versucht zu verhindern. Welche Bedeutung hat Ihre Arbeit im Iran, wie sehr ist sie im Moment verbreitet, wie viele Leute können sie sehen?
Neyestani: Die Beantwortung dieser Frage fällt mir schwer, denn ich lebe schon seit vier Jahren nicht mehr im Iran. Aber was feststeht, ist, dass meine Karikaturen im Iran in den Zeitungen, in den Magazinen, den Zeitschriften nicht mehr veröffentlicht werden dürfen. Das heißt, diejenigen, die meine Karikaturen erfahren, sind Internetuser und diejenigen, die die Websites lesen und auf sich halten sozusagen.
Heise: Während der Proteste im Jahr 2009 sollen Bilder von Ihnen ja unter den Potestlern kursiert haben. Also das heißt, ich nehme an, dass gerade Menschen, die sich wehren gegen das Regime, Ihre Arbeit für wichtig halten und sie sich anschauen?
Neyestani: Als ich selber diese Arbeiten von mir, also die Karikaturen und andere Zeichnungen, gesehen habe, habe ich mich einerseits natürlich sehr gefreut, andererseits war ich auch erstaunt, dass sie diese Arbeiten kennen und dass das auch als Symbol sozusagen benutzt wurde. Aber ein gewisser Zweifel ist bei mir immer noch da bezogen auf die Frage, wie weit meine Arbeit in die Breite der Bevölkerung sozusagen hineingekommen und -gereicht haben. Aber es hat mich auch gefreut, dass diejenigen, die gegen das Regime protestiert haben, diese Arbeiten sozusagen als Arbeiten, die das, was sie sagen wollten, zum Ausdruck brachten … Das hat mich gefreut. [...]
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