Mit Australien verbindet mich persönlich eigentlich nichts - mal abgesehen von einigen (mir sehr nahestehenden) lieben Menschen, deren Reiseberichten ich fasziniert zugehört habe. Und deshalb war meine erste spontane Reaktion auf das aktuelle Blogevent "DOWN UNDER im kochtopf" auch eine leicht enttäuschte. Australien? Och nö. Da hab ich ja sowas von keine Erfahrung mit. Aber...
... nachdem ich die gesamte Einladung gelesen hatte, kam die Motivation zum Mitmachen dann doch. Denn an diesem Event kann sich auch beteiligen, wer "mindestens eine australische Zutat" verwendet. Im Geiste ging ich schnell meine Küchenschränke durch - und fand gleich vier typisch australische Zutaten: Macadamia-Nüsse, Macadamia-Öl, Akazienhonig und Wattleseed. Das heißt, Letzteres besaß ich noch nicht wirklich, sondern vorerst nur ein selbsthergestelltes Imitat. Denn...
... als ich zum ersten Mal von Wattleseed hörte bzw. las, hatte ich noch keinen Händler mit diesem einzigartigen Gewürz aus gerösteten Akaziensamen im Portfolio gefunden. Und so folgte ich dem Tipp von Bettina Matthaei, der Autorin von "Vegetarisch vom Feinsten", und stellte ein Wattleseed-Surrogat aus Kaffee, Zimtblüten und Kakao her - und würzte damit meine Süßkartoffel-Gnocchi. Anlässlich der Blogparade "DOWN UNDER im kochtopf" machte ich nun einen erneuten Versuch, des Originalgewürzes habhaft zu werden. Der Versuch war erfolgreich.
Original
Echtes Wattleseed sieht dem nachgemachten ziemlich ähnlich. Geschmacklich musste ich aber erstmal versuchen, das intensive Aroma des Surrogats zu vergessen, um das Echte schätzen zu lernen. Es schmeckt (wie anderswo immer beschrieben) ein wenig nach Kaffee, Kakao und Haselnüssen - in der Gesamtheit aber eben doch einzigartig und nicht nachmachbar. Die Konsistenz des Gewürzes würde ich als "grießartig" bezeichnen - das heißt, es sind nach dem Kochen oder Backen immer winzige Körnchen zu spüren. So wie in bestimmten Schokoladensorten die beigefügten Kakao- oder Kaffeebohnensplitter noch spürbar sind...Fälschung
... und genau das brachte mich auf die Idee zum Rezept. Schon seit geraumer Weile experimentiere ich mit dem Herstellen von schokoladenartigen Süßigkeiten aus Rohkakao(butter). Und ich habe damit ein neues Hobby gefunden. Nicht nur das: Seit ich meine "Schokolade" selber mache, möchte ich bitte bitte keine gekaufte Schokolade mehr geschenkt bekommen - Selberkaufen kommt ohnehin nicht mehr in Frage. Das selbstfabrizierte Zeug schmeckt so köstlich unverfälscht, lässt sich in unendlich vielen Varianten produzieren, schmilzt bei Zimmertemperatur nicht davon und ist zudem so vielseitig (z.B. auch problemlos als Kuchenglasur zu verwenden), dass ich auch nicht ansatzweise mehr das Bedürfnis nach einem "richtigen" Stück Schokolade verspüre.Auf die Spur dieser selbstgemachten Schokolade bin ich durch ein Buch aus der Vollwertküche gekommen. Die Rezepte im Buch sind allerdings so lieblos und z.T. auch albern präsentiert, dass man schon sehr neugierig sein muss, um es nicht achtlos und verärgert in die Ecke zu verbannen. Ich bin glücklicherweise sehr neugierig.
Nun würde ich hier gern auf das Buch verweisen. Die Autorin besteht aber ausdrücklich darauf, dass ihre Rezepte nicht weitergegeben werden. Warum auch immer sie nicht möchte, dass sich ihre Rezeptideen verbreiten (und das Buch damit ja auch beworben würde): Ich verzichte also dankend darauf, eines ihrer Rezepte weiterzugeben und veröffentliche hiermit mein eigenes. Ich habe halt vorher so lange mit den Originalrezepten herumexperimentiert, bis ich Geschmack, Konsistenz und Zubereitungsweise so weit - wie ich finde - optimiert habe, dass ich jetzt hier und heute und ohne Hemmungen eine meiner eigenen Kreationen vorstellen kann:
Schokoladen-Köstlichkeit "Viva Australia"
Zutaten
(alles bio, Ausnahme: Wattleseed stammt aus Wildsammlung)
- 100 g Kakaonibs in Rohkostqualität
(es handelt sich hierbei um den bröseligen Inhalt der Haut, die eine Kakaobohne umgibt) - 2 geh. Tl. Wattleseed
- 75 g Macadamia-Nüsse natur
(geröstet und gesalzen ist auch möglich, siehe Zubereitung) - 1 Pr. Salz
(entfällt bei gesalzenen Nüssen) - 125 g Kakaobutter in Rohkostqualität
- 100 g Akazienhonig
- 25 g Macadamiaöl
Vorbereitung
Bevor mit der Schokoladenherstellung begonnen wird, sind zunächst einige Vorbereitungen erforderlich, um ein perfektes Endergebnis nicht zu gefährden (die fertige Schokoladenmasse könnte sonst bereits fest zu werden beginnen und sich dann nicht mehr in fein gemusterte Formen gießen lassen):
- Zauberstab mit Universalmesser bereitlegen.
- Wer gesalzene Macadamia-Nüsse verwendet, sollte diese vorher in einem Sieb kurz abspülen und vollständig wieder trocknen lassen.
- Die vorgesehenen Formen bereitstellen. Geeignet sind extra für Pralinés/Schokolade bzw. Eiswürfel angebotene Silikonformen - aber auch leere rechteckige, leicht flexible Kunststoffbehälter wie z.B. die Verpackung von Frischkäse. Die hier angegebene Zutatenmenge ergibt Schokoladenmasse für je eine Praliné- und Täfelchenform sowie für zwei Schokoladentafeln aus einer Frischkäseform (ca. 1 cm dick).
Zubereitung
- In einer elektrischen Mühle Kakaonibs zusammen mit Wattlesseed und evtl. Salz so fein wie möglich mahlen - die Masse sollte klumpig sein.
Hinweis: Ich verwende dazu eine eigens für diese und ähnliche Zwecke angeschaffte Kaffeemühle, deren Behälter sich vom Gerät trennen und heiß abwaschen lässt. Sollte die Mühle jetzt ein wenig heiß gelaufen sein, vor dem nächsten Mahlvorgang abkühlen lassen! - Macadamia-Nüsse ebenfalls feinst - wenn möglich zu Mus - mahlen.
Hinweis: Macadamias sind recht widerspenstige Nüsse. Wer sie schon einmal im Original in der Schale kennengelernt hat, weiß, dass sie sich nur unter Anwendung von roher Gewalt öffnen lassen. Aber auch die Nusskerne selbst sind hartnäckig: In meiner Mühle jedenfalls weigern sie sich, gemahlen zu werden - sie lassen sich lediglich noch runder schleifen. Ich hacke die Nüsse deshalb mit einem sehr scharfen Messer (nicht allzu) grob und gebe sie dann in die Mühle. - Kakaonibs und Nüsse in einen hohen schlanken Rührbecher geben.
- Kakaobutter über einem Wasserbad schmelzen. Um die Rohkostqualität zu erhalten, sollte das Wasser möglichst nicht heißer sein als 40°C (Kakaobutter schmilzt bei 37°C).
- Honig und Macadamiaöl zusammen ebenfalls über einem zweiten, höchstens 40°C heißen Wasserbad erwärmen.
Hinweis: Um eine Überhitzung zu vermeiden, kann die Temperatur hier auch auf 30°C gesenkt werden, die Erwärmung dient lediglich der temperaturmäßigen Anpassung an die Kakaobutter. - Flüssige Kakaobutter und erwärmte Honig/Öl-Mischung über die Nuss/Kakaonibs-Mischung in den Rührbecher gießen und sofort mit dem Zauberstab gründlichst vermengen.
- Sobald alles zu einer feinen homogenen Masse verarbeitet ist, die Schokoladenmasse in die bereitgestellten Formen gießen und für 2-3 Stunden zum Erstarren in den Kühlschrank stellen. Die Schokolade kann nun aus den Formen gelöst werden (sicherheitshalber vorsichtig testen). Zur kurzfristigen Aufbewahrung (1-2 Tage) reicht Zimmertemperatur, für längere Lagerung in den Kühlschrank stellen. Genießen sollte man die Schokolade aber in jedem Fall wohltemperiert!
Tipp: Da ich gerade selbstgebackene Eiserkuchen da hatte, habe ich einen Teil der Schokoladenmasse verwendet, um damit fünf knusprige Waffeln aufeinander zu schichten. Das Ergebnis nach dem Erstarren im Kühlschrank war ein wunderbar knuspriges, schokoladiges, köstliches Luxus-Kalter-Hund-Gefühl (wobei ich diesen Kekskuchen eher unter der Bezeichnung "Kalte Schnauze" kenne).
Guten Appetit!