Als Kind war ich sehr dünn. Meiner Erinnerung nach, war ich vermutlich viel zu dünn. Ich erinnere mich noch, mit 9 Jahren knappe 20kg gewogen zu haben. Vermutlich würde ein Kinderarzt heute beim Anblick meines Gewichtes zumindest nachdenklich drein schauen.
Auch war ich nicht das, was man landläufig als »guten Esser« bezeichnet. Essen war mir als Kind schlicht nicht wichtig – zumindest erscheint es mir so in der Rückschau. Wichtig war mir Spielen, um die Spielplätze ziehen oder die Stadt »unsicher« machen. Ich hatte einfach keine Zeit für Essen – und ich hatte (ohne, dass mir dafür Gründe einfielen) auch keine wirkliche Liebe zum Essen.
Das änderte sich später – mit 11 oder 12 Jahren – von ganz allein. Ich weiß, dass meine zu der Zeit nur wenig vorhandenen Essgewohnheiten meinen Eltern und Großeltern ganz schön zu schaffen machten.
Es gab aber eine Sache, die ich über alles liebte: Süßigkeiten. Bevorzugt Schokolade. Süßigkeiten konnte ich in rauen Mengen verdrücken. Und das beste – ich nahm davon nicht zu.
Ich vermute, es ist der Zeit – Anfang bis Mitte der 80er – in der DDR geschuldet, als auch dem Fakt, dass ich eben von Süßigkeiten nicht zunahm, dass meine Eltern und Großeltern mir eine deutlich größere Menge durchgehen ließen, als es vielleicht gut für mich war. So lange ich irgendwie auch »normale« Sachen aß.
Ich mache meinen Eltern daraus keinen Vorwurf, es war nunmal wie es war – und als Kind war ich darüber ja auch ganz glücklich.
Und nun?
Aus heutiger Sicht wünschte ich mir jedoch, meine Eltern hätten den Süßkram strenger begrenzt. Denn ich esse auch heute noch mehr süß, als mir eigentlich gut tut. Ich bin nicht übergewichtig (habe »Problemzonen«, was mit zunehmenden Alter und abnehmender Bewegung ab etwa Anfang Dreißig los ging). Aber sonderlich gesund kann das auch alles nicht sein. Und ich vermute, mein Hang zu süßem kommt aus meinen Kindertagen, als ich nicht lernte, dass man Schokolade & Co. in Maßen, nicht Massen isst.
Wenn ich heute eine Tafel Schokolade öffne, dann ist die unter Garantie weg. Wenn ich mich sehr zusammen reiße, dann esse ich »nur« ⅔ und das andere ⅓ am nächsten Tag – zusammen mit anderem Süßkram, der die dann fehlenden ⅔ dann kompensiert. Und dann noch hie und da ’ne Kleinigkeit.
Das alles hat nichts mit rationalem Verhalten zu tun. Meine Ratio weiß sehr wohl, dass das alles gar nicht gut ist – weder für mein Gewicht, noch für meine allgemeine Gesundheit. Mein Bauch, Herz oder der emotionale Teil meines Gehirns sagt dann aber eher »Ruhe! Schokolade! Jetzt!«. Der Drang zum Süßkram ist meist stärker als der rationale Gedanke besser darauf zu verzichten.
Ich weiß nicht genau, ob das so zusammen hängt. Doch, je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr glaube ich, dass da ein fundamentaler Zusammenhang besteht. Besonders, weil das Essverhalten, das wir in jungen Jahren lernen unser Essverhalten und unsere Vorlieben uns für den Rest unseres Lebens prägen.
Nun, da ich Vater bin
Aus der Vorgeschichte und der Reflexion darüber und über mein Verhalten folgt für mich, dass ich bei meinem Frosch besonders darauf achte, wie viel Süßigkeiten sie isst. Auch, wie viel sie noch von Oma und Opa bekommt. Vielleicht bin ich da auch manchmal zu streng. Auch sorgt das durchaus für Diskussionen mit meiner Frau die ihr gern auch mal einen Keks mehr gibt als ich.
Es ist für mich eben nicht die Angst, sie könnte übergewichtig oder gar adipös werden. Sie ist seit ihrer Geburt ein Hämpfling und wir machen uns eher Sorgen, dass sie nicht genug zunimmt.
Aber ich möchte ihr genau dieses irrationale Verlangen nach Süßigkeiten – wie ich es zeitweilig empfinde – ersparen. Dieses »nicht unter Kontrolle haben«. Sie soll lernen mit Süßigkeiten bewusst umzugehen. Vielleicht – wie meine liebe Frau – lieber Obst den Vorzug geben, als Schokolade.
Hinweis: Ich esse nie, nie, nie Süßkram vor ihr oder wenn sie dabei ist. Und wenn doch, dann darf sie natürlich auch. Ich kann ihr schließlich schlecht sagen, sie dürfe nicht bevor ich genüsslich in die Schokolade beiße.