Gewisse Dinge erinnern einfach sofort an die Kindheit. Sei es ein Ort, ein Geruch, ein Lied oder aber natürlich auch etwas zum Naschen. In Arosa, wo ich die ersten Jahre meiner Kindheit verbrachte, gab es in der Nähe von unserem zu Hause eine ganz wunderbare Bäckerei / Konditorei, von welcher uns unsere Mama ab und an eine kleine Nascherei mitbrachte.
Als Belohnung z.B. wenn ich im Eislauftraining auf Höchstform lief oder wenn ich meine Skilehrerin nicht in den Wahnsinn trieb, indem ich mitten auf der Skipiste bewusst einfach stehen blieb, weil ich lieber bei meiner Mama geblieben wäre und so „verloren“ ging. Damals so ohne Handy war das gar nicht so einfach. Heute tragen die Winzlinge über dem Skianzug ein Trikot mit einer Nummer, wo man sich melden kann, wenn man so ein Kind verlassen auf der Skipiste schreiend findet. Damals gab es das natürlich nicht. Zum Glück war ich aber als einheimisches Kind auch den anderen Skilehrern bekannt und man wusste, bei wem man sich melden muss, wenn man mich schreiend auf der Piste aufgelesen hatte. Mein Plan ging nämlich nur soweit auf, als dass ich meinen Kopf durchsetzte, nicht mit der Skischule mitzufahren. Aber da ich dann irgendwo alleine auf der Piste war, wusste ich natürlich nicht mehr wohin. Ich war damals übrigens vier und ihr könnt auch vorstellen, dass das Geschrei gross war, als ich realisierte, dass ich nicht mehr weiter wusste.
Dafür gab es zu Hause natürlich keine Belohnung, sondern ein grosses Donnerwetter. Die Skischule meinte dann irgendwann, dass es wahrscheinlich noch zu früh für mich sei und ich noch nicht bereit für die Skischule. Ziel erreicht, ich musste nicht mehr hin. Beim Eislaufen war ich übrigens immer ganz brav. Aber ich hatte auch einen ganz wunderbaren Trainer.
Meine Mama beklagt sich heute noch, dass ich ein wahnsinnig anhängliches Kind war und immer an ihrem Rockzipfel hing. Das sei sehr anstrengend gewesen und sie wünscht mir genau eine solche Tochter. Ich sag dann immer, dass es doch süss sei, wenn man merkt, wie fest das Kind an einem hängt. Heute hat sie dafür den Hund, der täppelt ihr auch den ganzen Tag hinterher und lässt sie keine Sekunde aus den Augen. :-) Ich bin mittlerweile selbstständig. ;-)
Wie ihr seht, gab es also nicht allzu oft eine Belohnung, da es noch einige weitere solcher Szenen meinerseits gab. Auf die erste Schülerreise im Kindergarten z.B. habe ich auch verzichtet, weil ich wollte nur hin, wenn meine Mama mitkommt. Bei der zweiten musste ich dann hin, da gab es keine Diskussion und hab bis zum Bahnhof bitterlich geweint. Im Nachhinein war es dann aber ganz toll. ;-) Falls ich aber doch mal brav war und eine Belohnung bekam, ging für mich nichts über Schoggi S mit einem noch ganz weichen Kern. Mein Bruder, der übrigens laut meiner Mama viel weniger anstrengend war, liebte die Punschkugeln und noch heute holt er sich in dieser Konditorei regelmässig welche. Letztes Wochenende hatte ich dann solch eine Lust auf Schoggi S, aber keine Konditorei mehr in der Nähe, dass ich mich selber daran versucht habe. Kindheit pur. Geschmacklich super gelungen, auch wenn ich am weichen Kern (und der perfekten Form) noch etwas arbeiten muss. Leider gab es auch die hübschen und typischen Füsschen nicht. Dafür braucht es anscheinend flüssigen Zucker, das ist aber weitaus komplizierter und ich mag es simpel so wie dieses Rezept. Dem Geschmack macht dies schliesslich keinen Abbruch.
Das Rezept habe ich von Betty Bossi. Für ca. 8 Schoggi S braucht ihr (bei mir lagen 8 S plus noch ca. 8 kleine Schoggi Schümli drin, aber die S sollten noch etwas breiter sein als meine).
Zutaten
2 Eiweisse1 Prise Salz
100 g Zucker
2 EL Schokoladenpulver
1 EL Maizena (Maisstärke)
Zubereitung
2-mal 2 Linien von je ca. 10 cm Abstand längs auf ein Backpapier zeichnen. Blechrücken befeuchten, Papier mit der bezeichneten Seite nach unten darauflegen. So rutscht das Backpapier nicht, und alle Schoggi-S werden gleich gross. Das ist mal ein super Tipp von der Betty. Ich hab sonst überhaupt kein Auge dafür, dass die S gleich gross werden.Eiweisse mit dem Salz sehr steif schlagen. Die Hälfte des Zuckers beigeben, kurz weiterschlagen, bis der Eischnee glänzt.Schokoladepulver sieben, mit dem Maizena mischen, mit restlichem Zucker sorgfältig unter den Eischnee ziehen. Masse in einen Spritzsack mit gezackter Tülle (ca. 1 cm Durchmesser) geben. Auf das vorbereitete Blech zwischen die Linien ca. 8 S spritzen. Habt ihr noch Masse übrig, so spritzt ihr einfach noch ein paar Schäumchen mit aufs Blech. Etwas Abstand halten, da die Masse beim Backen etwas aufgeht.
Nun die S für ca. 65 Min. in der unteren Hälfte des auf ca. 100°C vorgeheizten Ofens trocknen. Dabei die Ofentüre mit einer Holzkelle leicht offen halten. Schoggi S herausnehmen, mit dem Backpapier auf ein Gitter ziehen und auskühlen lassen. In einer Dose gut verschlossen, halten die S ca. 2 Wochen.
Ich bin übrigens noch immer ein kleiner Sturkopf, aber bei Weitem nicht so unausstehlich wie es jetzt vielleicht anhand dieser Geschichte klingen mag. :-) Was habt ihr für Anekdoten aus eurer Kindheit zu erzählen?
Alles Liebe,