Schnipp und Schnapp – Haar ist ab

Es war mal wieder soweit. Zeit für eine neue Frisur. Normalerweise gehe ich ja zu meiner Langzeit Frisörin in New York. Wenn man 10 Jahre dieselbe hat, brauch man nichts mehr zu sagen, die weiß genau was ich haben will. Aber extra nach New York fliegen für einen neuen Haarschnitt?

Mein Problem mit den hiesigen Salons ist folgendes: Man sagt ich hätte gerne dies und das und am Ende machen die doch was sie wollen. Seitdem ich wieder in Hamburg bin habe ich mittlerweile fünf Geschäfte aufgesucht und wurde enttäuscht.
Bei uns um die Ecke herum hat nun vor 2 – 3 Jahren ein neuer Laden aufgemacht und die Frisur ist so wie ich sie haben wollte. Melanie und Anja haben es tatsächlich geschafft. Natürlich kam Schatzi vorbei und hat sich mit den Mädels gleich über den Beruf des Coiffeurs unterhalten, denn seine Mutter hat bis zu seiner Geburt auch in dem Job gearbeitet. Normalerweise lässt er auch nur Mutti an seine Lockenpracht, aber mit den Mädels hat Mutti nun Konkurrenz bekommen.
Melanie sagte dann zu Schatzi er solle doch schon einmal Platz nehmen, damit sie ihm den 3-Tage Bart stutzen kann. Das war natürlich da gefundene Fressen für meinen Klugscheisser. Denn der Beruf sei ja ein klassischer, alter Handwerksberuf und beruht auf der Berufbezeichnung des Barbieres.

Der Name Barbier kommt aus dem französischen Wort ‚barbe’ für Bart. Die Barbiere haben sich vermutlich aus den Baderknechten entwickelt und auf einige bestimmte Aufgaben der Bader spezialisiert. Die erste Erwähnung der Barbiere findet sich 1397 in einem Amtsbrief in Köln. Barbierzünfte sind in den Hansestädten ab der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts zu finden: 1457 in Danzig, 1480 in Lübeck, 1486 in Hamburg.

Zusammen mit dem Bader versorgte der Barbier die vorwiegend männlichen Klienten, indem er deren Haare und Bärte pflegte. Aufgabe der Barbiere war es auch, Zähne zu ziehen, zur Ader zu lassen, Klistiere zu verabreichen und ähnliche Behandlungen zu geben. Es waren also die Wellnessoasen unserer Vorfahren.

Die Mehrheit der Barbiere lebte von einfachen Tätigkeiten wie Rasieren, Aderlassen, Schröpfen und Zahnziehen sowie Wundheilung und das richten von Brüchen. Sie besaßen aber auch Kenntnisse der inneren Medizin und der Pharmazie, was aber gegen die gesetzlichen Verordnungen verstoss.
Mit dem Niedergang der Baderstuben ab dem 16. Jahrhundert überflügelten die Barbiere oft den Stand der Bader. Riskante, aber gewinnbringende Eingriffe wie Steinschnitte, Starstiche, Amputationen, sogar operative Geburtshilfe wurde bis zum 18. Jahrhundert von Barbieren übernommen.

Schazis Frage, warum es eigentlich Herren- und Damencoiffeure gibt, konnten Melanie und Anja tatsächlich beantworten. Da sich die Ärztekunst stets weiterentwickelte und die Menschen eher zum Arzt gingen wenn sie Schmerzen hatten und nicht mehr ungedingt zum Barbier, mussten sich diese spezialisieren.

Mit der der aufkommenden Perückenmode entstand der Zweig der Perückenmacher, der sich hauptsächlich um die Damen kümmerte. Der klassische Barbier schnitt weiter die Haare und kümmerte sich um die Frisur der Herren. Daraus entwickelten sich dann die Damenfriseure bzw. die Herrenfriseure. Heute lernt ein Azubi wieder Herren- und Damenschnitte.

P.S.: Das einzige was Schatzi immer noch nicht weiß ist, warum in Amerika Friseurgeschäfte
dieses Teil als Zeichen für ihre Geschäfte wählen.

Schnipp und Schnapp – Haar ist ab

Schere und Kamm würde er verstehen, aber das Teil macht doch keinen Sinn.

Ebenso verstehe ich nicht warum es zu unterschiedlichen Preisen kommt, wenn ein Mann und eine Frau mit identischer Frisur zum Frisör gehen und genau das gleiche bekommen, der Mann Euro 20 zahlt und die Frau Euro 60-80.

Andrea Bentschneider


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