Schnipo Schranke
„Rare“
(Buback Tonträger)
Alles stirbt irgendwann. Nicht gerade ein Umstand, der zu ausgelassener Heiterkeit verführt, aber eben: eine Tatsache. Wohl dem also, der trotz dieser Gewissheit Humor und Gelassenheit nicht verliert, oder besser noch der Unabänderlichkeit selbst frech ins Gesicht singt. Daniela Reis und Fritzi Ernst haben das schon auf ihrem Debütalbum „Satt“ ganz gut hinbekommen und noch immer ist gute Mine zum bösen Spiel gefragt. Denn auch auf „Rare“, dem neuen Album von Schnipo Schranke, gehen sie dahin: Herr Schulz, die Katze, die Liebe, alsbald auch die Lust und, wenn man nicht aufpasst, sogar die Selbstachtung. Und weil Schamlosigkeit von den beiden nicht als Schimpfwort, sondern als Aufgabe verstanden wird, werden die unterhaltsam schiefen Reime wieder mit jeder Menge vermeintlicher Obszönitäten garniert. Dabei zählt einmal mehr nicht die Zote für die Quote im Appeltschen oder Barthschen Sinn, sondern der ehrliche, unverstellte und manchmal eben auch etwas befremdliche Blick auf unseren Umgang mit Sexualität und Körperlichkeit. Wobei auch das schon wieder viel zu spaßfrei klingt. Man sollte Schnipo Schranke nicht falsch verstehen, sie taugen weder als aggro Riot-Girls noch zum Role-Model für die zuweilen verbissene Frauenbewegtheit, Zielgruppen-Mucke ist ihnen, wie sie in Interviews gern betonen, völlig fremd: „Wir wollen ja keine Vorbilder sein, sondern unsere Gefühle im Rahmen der Musik schildern. Dabei offen über Depressionen oder Schmerz zu berichten, ist uns viel wichtiger als die Frage, ob die Texte ausreichend feministisch klingen” (musikblog). Bei allem geht es wohl eher darum, mit den eigenen Erfahrungen, Nöten und Ängsten klarzukommen, diese für sich selbst (und wenn es gutgeht, auch für den Zuhörer) erträglicher zu machen – eben mit leichten, gern auch tanzbaren Klängen. Eine Art Pfeifen im Walde also. Und die hohe Kunst, graues Gefühl in beschwingte Rhythmen zu verpacken, beherrschen sie wirklich außergewöhnlich gut. Immer wieder wird dem Tristen, Schweren, Traurigen in ihren Texten eine Pointe, ein Witz, ein Versprecher mitgegeben, weil es ja sonst kaum auszuhalten ist: Der Augendreck, das Arschgesicht, die “Gefuhle in meiner Heimat seiner Schule”, Omas Tabletten und die Kapern im Müsli – face the truth und lach dabei möglichst grimmig. Und ja, es darf auch gern mal lächerlich werden, wenn man so besser damit klarkommt. Dazu der Taxidriver als namenloser Retter in der Nacht, die Murmelbahn als Ruhepol und Gedanken-Schlupfloch, der sehnsüchtige Blick ins Fenster des Nachbarn, Alltagspoesie vom Feinsten. Wer sich hier amüsiert, hat mehr vom Leben.
08.03. Oberhausen, Druckluft
09.03. Köln, Gebäude 9
10.03. Frankfurt, Zoom
11.03. Stuttgart, Im Wizemann
13.03. München, Hansa 39
14.03. Erlangen, E-Werk
15.03. Leipzig, Conne Island
16.03. Dresden, Beatpol
17.03. Berlin, Festsaal Kreuzberg
18.03. Hamburg, Uebel und Gefährlich
25.03. Hannover, Faust
„Rare“
(Buback Tonträger)
Alles stirbt irgendwann. Nicht gerade ein Umstand, der zu ausgelassener Heiterkeit verführt, aber eben: eine Tatsache. Wohl dem also, der trotz dieser Gewissheit Humor und Gelassenheit nicht verliert, oder besser noch der Unabänderlichkeit selbst frech ins Gesicht singt. Daniela Reis und Fritzi Ernst haben das schon auf ihrem Debütalbum „Satt“ ganz gut hinbekommen und noch immer ist gute Mine zum bösen Spiel gefragt. Denn auch auf „Rare“, dem neuen Album von Schnipo Schranke, gehen sie dahin: Herr Schulz, die Katze, die Liebe, alsbald auch die Lust und, wenn man nicht aufpasst, sogar die Selbstachtung. Und weil Schamlosigkeit von den beiden nicht als Schimpfwort, sondern als Aufgabe verstanden wird, werden die unterhaltsam schiefen Reime wieder mit jeder Menge vermeintlicher Obszönitäten garniert. Dabei zählt einmal mehr nicht die Zote für die Quote im Appeltschen oder Barthschen Sinn, sondern der ehrliche, unverstellte und manchmal eben auch etwas befremdliche Blick auf unseren Umgang mit Sexualität und Körperlichkeit. Wobei auch das schon wieder viel zu spaßfrei klingt. Man sollte Schnipo Schranke nicht falsch verstehen, sie taugen weder als aggro Riot-Girls noch zum Role-Model für die zuweilen verbissene Frauenbewegtheit, Zielgruppen-Mucke ist ihnen, wie sie in Interviews gern betonen, völlig fremd: „Wir wollen ja keine Vorbilder sein, sondern unsere Gefühle im Rahmen der Musik schildern. Dabei offen über Depressionen oder Schmerz zu berichten, ist uns viel wichtiger als die Frage, ob die Texte ausreichend feministisch klingen” (musikblog). Bei allem geht es wohl eher darum, mit den eigenen Erfahrungen, Nöten und Ängsten klarzukommen, diese für sich selbst (und wenn es gutgeht, auch für den Zuhörer) erträglicher zu machen – eben mit leichten, gern auch tanzbaren Klängen. Eine Art Pfeifen im Walde also. Und die hohe Kunst, graues Gefühl in beschwingte Rhythmen zu verpacken, beherrschen sie wirklich außergewöhnlich gut. Immer wieder wird dem Tristen, Schweren, Traurigen in ihren Texten eine Pointe, ein Witz, ein Versprecher mitgegeben, weil es ja sonst kaum auszuhalten ist: Der Augendreck, das Arschgesicht, die “Gefuhle in meiner Heimat seiner Schule”, Omas Tabletten und die Kapern im Müsli – face the truth und lach dabei möglichst grimmig. Und ja, es darf auch gern mal lächerlich werden, wenn man so besser damit klarkommt. Dazu der Taxidriver als namenloser Retter in der Nacht, die Murmelbahn als Ruhepol und Gedanken-Schlupfloch, der sehnsüchtige Blick ins Fenster des Nachbarn, Alltagspoesie vom Feinsten. Wer sich hier amüsiert, hat mehr vom Leben.
08.03. Oberhausen, Druckluft
09.03. Köln, Gebäude 9
10.03. Frankfurt, Zoom
11.03. Stuttgart, Im Wizemann
13.03. München, Hansa 39
14.03. Erlangen, E-Werk
15.03. Leipzig, Conne Island
16.03. Dresden, Beatpol
17.03. Berlin, Festsaal Kreuzberg
18.03. Hamburg, Uebel und Gefährlich
25.03. Hannover, Faust