Nach Ewigkeiten habe ich mal wieder ein Kinderbuch ab 8 Jahren gelesen und muss gestehen, dass mich der simple Stil doch eher nervt, als dass er mich zum schnellen Lesen anregt. Aber dieser Fakt sei mal außen vor, schließlich ist die Geschichte rund um Scarlet, ihre Katze Mitternacht und den roten Zauberschirm für wesentlich jüngere Leser gedacht, als ich es bin. Betrachtet man also nur die Geschichte hinter den Buchdeckeln, so verbirgt sich dort ein niedliches, magisches Abenteuer, welches besonders damit Glänzen kann, dass es alle Diversity-Verfechter da draußen glücklich machen sollte: Menschen verschiedener Herkunft und Hautfarbe, ein blinder Junge, und alle leben sie unter einem Dach. Wenn dann aber die junge Heldin der Geschichte unheimlich begabt, unheimlich freundlich und unheimlich weise ist (ja, sie analysiert sogar das Motiv des Bösewichts wie eine wahre Psychologin) und dazukommt, dass alle Erwachsenen ein bisschen naive, allzeit fröhliche Gesellen sind, die den Kindern blind vertrauen, verliert das Buch doch einige der Pluspunkte, die es vorher mit seiner Vielfalt sammeln konnte.
Der 10jährige Noel muss nach dem Tod seines Vormundes in eine neue Familie, fernab der großen Stadt London und den Bomben, die täglich fallen. Vera Sedge ist eine fürsorgliche Tochter und Mutter, die viel gibt, aber nur wenig bekommt und sehen muss, mit welchen Trciks sie über die Runden kommt. Als diese beiden, völlig ungleichen Personen aufeinander treffen, scheint eine Freundschaft kaum möglich, doch kaum lernen sie sich besser kennen und werden Komplizen. Eines muss man der Autorin lassen: keine ihrer Figuren war mir wirklich sympathisch und dennoch hatte ich selbst für die grausigsten von ihnen noch ein wenig Mitleid übrig. Eine Handlung ist so gut wie nicht vorhanden, sodass sich die Geschichte auf die zwischenmenschlichen Beziehungen fokussiert. Als dahintröpfelndes Hörbuch war sie somit ganz nett; als Buch hätte es mich womöglich gelangweilt.
Eigentlich schreibe ich keine Besprechungen zu abgebrochenen Büchern, aber da ich einerseits weiß, wie der Roman endet und andererseits, dass ich ihn niemals zu Ende lesen werde, habe ich beschlossen, euch vor dieser Ausgeburt des schlechten Stils zu warnen. Die seltsame Mischung aus gewollt gehobener Sprache und banaler Laberei gingen mir bereits nach den ersten zehn Seiten tierisch auf den Keks. Dazu kommen viele viele Ideen, die vielleicht irgendwie vereinzelt ganz gut gewesen wären, in dieser Kombination aber nur für Verwirrung und Langeweile sorgten. Alles scheint so sinnlos, man versteht nicht, wieso das Abenteuer der Helden so wichtig sein soll und wird dann auch noch mit Softporn geeigneten Dialogen belästigt, die nicht erotisch oder verführerisch, sondern einfach nur peinlich sind. Richtig, richtig schlecht! Ich hätte mich mit dieser Meinung zurückgenommen, aber da ich das Buch für eine Leserunde gelesen und erfahren habe, dass es meinen drei Mitleserinnen genauso ging, schreib' ich es diesmal einfach frei heraus.