Zoe und Jake sind sehr früh aufgestanden, um im noch unberührten, jungfräulichen Schnee der französischen Pyrenäen die Skipiste herunter zu brettern. Dann geschieht das Furchtbare: Eine Lawine löst sich und rauscht über das junge Paar hinweg. Zoe ist unter meterdickem Schnee begraben, versucht sich irgendwie zu befreien, kann sich aber nicht bewegen. Bis Jake ihr zu Hilfe kommt und sie ausgräbt. Auch ihn hat die Lawine schlimm erwischt, doch zusammen begeben sie sich hinunter in ihren Skiort zu ihrem Hotel, wo sie alles vollkommen verlassen vorfinden. Keine Menschenseele weit und breit, das Handy funktioniert nicht und die Kerzen scheinen nicht herunterzubrennen. Tagelang versuchen Jake und Zoe dem Ort zu entkommen, doch jeder Weg führt sie wieder zurück und sie scheinen doch nicht ganz allein zu sein…
„Schneestille“ ist ein recht kurzes, aber tiefgründiges Buch. Man erlebt die Tage mi Zoe und Jake, wie sie in dem verlassen Skiort festsitzen, denn irgendetwas scheint sie am Fortkommen zu hindern. Mal stirbt der Automotor an einer bestimmten Stelle ab, mal scheinen sie im Kreis zu laufen. Sie bestreiten zusammen den „Alltag“ in einem leeren Hotel, halten sich nur mit Sex irgendwie über Wasser. Ich war lange Zeit ahnungslos, worauf dies nun alles hinauslaufen sollte, bis mich dann zum Ende hin doch eine gewisse Ahnung beschlichen hat, aber lange bin ich echt im Dunkeln getappt.
Die Geschichte hat mich gefesselt, doch nicht ganz so sehr, wie ich ursprünglich gehofft hatte. Der Schreibstil ist sehr bildlich und beschreibend, wenn es um Landschaft oder Begebenheiten geht. Wenn Zoe und Jake jedoch miteinander sprechen oder interagieren wird es etwas abgehackter. Auch die intimen Szenen zwischen Jake und Zoe, die ein paar Mal vorkommen sind zu Beginn knapp beschrieben, werden doch im Laufe der Handlung ausführlicher. Spannend ist es eigentlich die ganze Zeit, eine mystische Grundstimmung umweht den ganzen Skiort und das Hotel der Beiden, merkwürdige Dinge geschehen und auch mit Jake scheint etwas nicht zu stimmen.
Jake und Zoe, die beiden einzigen Protagonisten, sind sehr gut beschrieben und werden auf den Seiten lebendig. Man spürt die Angst und Verunsicherung der Beiden und erlebt die Entwicklung der Charaktere im Laufe der Geschichte. Mir haben beide sehr gut gefallen, wobei man zu Zoe eine etwas engere Bindung aufbaut, da man einige Szenen nur aus ihrer Sichtweise erzählt bekommt. Nebencharaktere sind eigentlich nicht wirklich vorhanden.
Das Cover finde ich sehr stark! Es ist in Grau- und Blautönen gehalten, was sehr gut zum Schneeszenario der Geschichte passt und eine schwarze Krähe mit einem roten Auge ist auf dem Cover abgebildet, die auch im Buch eine Rolle spielt. Der Titel ist in lila und rot und in Spotlackoptik auf das Cover aufgebracht. Das Titelbild hat mich sofort in seinen Bann gezogen.
Ich kann „Schneestille“ von Graham Joyce all denjenigen empfehlen, die gerne Mistery-Geschichten passend zur Jahreszeit lesen. Hier wird die Kälte des Winters in den französischen Pyrenäen toll eingefangen und man spürt die Kälte richtig in die Knochen kriechen. Ein Blick auf das Buch lohnt sich auf jeden Fall!
Schneestille
von Graham Joyce Taschenbuch: 288 Seiten Verlag: Goldmann Verlag (15. November 2011) Sprache: Deutsch ISBN-10: 3442475813 ISBN-13: 978-3442475810 Originaltitel: The Silent Land
Rezension vom 26.12.2011 Vielen Dank an den