Als 2015 im Japanischen Nagasaki das weltweit erste Hotel eröffnete, das komplett von Robotern – genauer gesagt Human Robotics – geführt wurde, feierte das die Technologiewelt als Durchbruch. Tatsächlich wurde man an der Rezeption von lustig aussehenden Puppen begrüßt und eingecheckt. Auch alle anderen Services im Henn Na Hotel wurden von den Robotern erbracht.
Die Gäste waren neugierig und amüsiert. Sofern diese eine deutliche Aussprache hatten und nicht schnarchten, waren sie auch recht zufrieden. Wer hingegen nuschelte, der hörte den bei ALEXA Nutzern bekannten Satz „Das habe ich nicht verstanden“ – und das konnte sich bisweilen länger hinziehen, bis man sich dann einig war. Noch größer war aber der Ärger der Gäste, die im Schlaf kräftig schnarchten. Die Roboter stuften das Geräusch als unverstandene Bestellung ein und standen regelmäßig vor dem Bett des erschrockenen Gastes, um ihn mitten in der Nacht zu fragen, was er genau wolle.
Wie man an diesen kleinen Beispielen erahnen kann, stößt Robotic und Künstliche Intelligenz noch immer an Grenzen, die eigentlich banal sind. Das Hotel in Nagasaki jedenfalls hat zu Beginn diesen Jahres wegen der anhaltenden Probleme mit den Human Robotics deren Anzahl reduziert und erstmals echte Menschen angestellt, die sich um die Gäste kümmern.
Nun könnte man lächeln und sagen „Na siehst Du, wird alles nicht so heiß gegessen, wie es gekocht wird“. Das wäre meines Erachtens aber gefährlich, denn diese von einigen als Rückschlag eingestufte Erlebnisse gehören für Technologiekonzerne zum Lernprozess dazu. Es bedeutet nicht das Scheitern einer Idee, sondern im Sinne von Thomas Edison nur der Eintausendste Versuche, wie es nicht geht. Chinas Internetgigant Alibabahat das erste Alibaba Hotel eröffnet, wo mit Gesichtserkennung beim Check In und mit Robotern im Restaurant experimentiert wird.
BMW, AUDI, VW, FORD und weitere Hersteller werden künftig in ihre Fahrzeuge eine ALEXA einbauen, so dass Auto und Persönlicher Assistent immer mehr verschmilzen. Wenn Sie künftig auf der Heimfahrt von der Arbeit mit ALEXAS Hilfe eine Pizza bestellen, dann checkt die Dame in Windeseile die besten Optionen entlang der Strecke, verknüpft sie mit der Zubereitungs- und Fahrzeit sowie mit der Restaurantbewertung und löst die Bestellung aus. Aber Moment mal, was ist denn mit der guten alten Pizzeria von Salvatore und seinen sieben Geschwistern, die zwar die beste Pizza der Stadt im Steinofen machen aber für den Technikkram einfach keine Zeit haben: sie sind in der ALEXA Welt nicht existent und werden folglich ignoriert…
Zurück nach Japan: hier hat man kürzlich Japaner unter 30 Jahren befragt, ob sie sich das Zusammenlaben mit einem Human Robotic als Lebenspartner vorstellen können: stolze 44 % der Bevölkerung haben dies mit „JA“ beantwortet. Für uns Europäer sicher eine seltsame Vorstellung aber es beweist nur, dass die Technologie auch hier rasante Fortschritte macht. In wenigen Jahren werden diese Roboter kaum noch von Menschen zu unterscheiden sein. Ich trete jede Wette an, dass das im Jahr 2025 ein Thema sein wird.
Künstliche Intelligenz beginnt bereits heute unsere Arbeitswelt zu revolutionieren. Der Computer ist schlauer, schneller, ist Montags nicht müde und gehört keiner Gewerkschaft an. Er kann zunehmend einfach Arbeiten verrichten. Wir müssen allerdings neben dem Effekt, dass dies mittelfristig Arbeitsplätze kosten wird einen weitaus wichtigeren Sekundäreffekt ansehen, der bislang gar nicht diskutiert wird: dieser Roboter bezahlt keine Beträge in die Kranken- oder Rentenversicherungen ein, kaufen keine Kleidung, kein Essen und konsumieren halt gar nicht. Dadurch entsteht doppelter Schaden.
Es bleibt also die Mammutaufgabe, die Auswirkungen präzise vorherzusagen. Dies kann meines Erachtens kaum jemand – schon gar nicht die Politik, die sich von High Tech Nationen wie China gerade auf die hinteren Plätze verweisen lässt.
Ich werde Ihnen im nächsten Gastbeitrag genau zeigen, welche Branchen bereits mit der Disruption kämpfen und welch überraschende Auswirkungen die künstliche Intelligenz auf das Arbeitsleben schon hat. Bis dahin bleiben Sie bitte gesund und innovativ.
Herzlichst Ihr Stephan Jung
Stephan Jung ist Vordenker und Experte für Innovation und Megatrends, Unternehmer, Dozent und Autor. Er gilt als DER Vordenker, wenn es um Zukunftstrends geht und verrät, wie wir Morgen leben. Er ist Mitglied des Expertengremiums im internationalen Wirtschaftsrat, Berlin sowie des Brain Reserve Pool von Faith Popcorn in New York . Stephan wurde in den Kreis TOP 100 Unternehmer Deutschland aufgenommen.
www.inoventiq.com
Schnarcher gegen Roboter9.9 (98.8%) | 366 Bewertung[en]Diese Beiträge zum Thema könnten Sie auch interessieren ...
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