"Vielleicht bedeutet Lieben auch lernen, jemanden gehen zu lassen. Wissen, wann es Abschiednehmen heisst. Nicht zuzulassen, dass unsere Gefühle dem im Wegstehen, was am Ende wahrscheinlich besser ist für die, die wir lieben."
Sergio Bambaren
Ihr Lieben,
heute möchte ich Euch eine kleine Liebesgeschichte von Ingrid H. erzählen:
„Schmetterlinge müssen fliegen“
"Auf einer bunten Spätsommerwiese stand eine kleine Blume, mitten in der grünen Pracht, und sie freute sich ihres Lebens. Sie fühlte sich wohl zwischen all den kleinen und großen Pflanzen, die sie umgaben. Egal, ob es prachtvolle farbige Blüten oder kleine unbedeutende Unkräuter waren, sie alle gehörten zu ihrer Familie, machten das aus, was die Menschen „Heimat“ nennen.
Und täglich erfreute sie sich an den vielen Besuchern aus der Tierwelt, den Käfern und Bienen, den Schnecken und Würmchen und auch der kleinen schwarzen Katze, die alle weit herum gekommen waren, und ihr vom Leben da draußen erzählten. Aber besonders freute sie sich, wenn ein bunter Schmetterling sich auf ihr niederließ und sie sanft mit seinen Flügeln streifte.
Und so geschah es ganz allmählich, dass sie ihn immer öfter mit Sehnsucht erwartete und sich wünschte, dass er sich auf ihr niederließ. Die kleine Blume hatte sich in den stolzen Schmetterling verliebt. Sie bat ihn, doch bei ihr zu bleiben, nur noch sie zu liebkosen, nur bei ihr Rast zu machen. Er kam auch immer öfter zu ihr geflogen und streichelte ihre schönen Blütenblätter. Das machte sie sehr, sehr glücklich. „Aber ich bin ein Schmetterling“, sprach er zu ihr, „ich kann nicht bei Dir bleiben, ich muss fliegen“.
Aber sie sah auch, dass er auf anderen Blumen oder Zweigen saß und glaubte, dass auch andere ihn so mochten, wie sie selbst. Und da versuchte sie zu wachsen, um größer als alle anderen auf der Wiese zu sein und immer Ausschau halten zu können, wann er denn endlich kommt. Und ganz allmählich wurde ihr Stängel zu schwach für ihre große Liebe, ihren Schmetterling.
Er konnte sie kaum noch liebkosen, so sehr bog sich der schwache Stiel unter seiner Last, und er schaute traurig von weitem zu ihr hinüber.
Warum nur musste sie auch so neugierig sein, nur weil er eben wie ein Schmetterling so gern über die bunte Wiese flog? Er liebte sie doch auch. Und so geschah, was geschehen musste. Beim nächsten Sturm, der über das bunte Leben auf ihrer heimischen Wiese tobte, zerbrach sie an ihrem Stolz. Ihr Kopf sank in das dichte Grün der Wiese, und der Schmetterling fand sie nicht mehr wieder. Traurig weinte er um seine große Liebe, die so Unmögliches von ihm erwartet hatte.Schmetterlinge müssen nun mal fliegen!“
Ihr Lieben,
diese kleine Geschichte hat uns viel zu sagen:
Die Liebe ist etwas Wunderbares, sie weckt große starke Kräfte ins uns, aber wir müssen, wenn wir Menschen lieben, auch darauf achten, sie so sein zu lassen, wie sie sind.
Das gilt nicht nur für die Liebe zwischen Mann und Frau, sondern auch für die Liebe zu unseren Kindern und Enkelkindern und überhaupt für die Liebe zu jedem Menschen, dem wir unsere Liebe entgegenbringen.
Liebe muss immer auch mit Freiheit einhergehen,
sie darf den Anderen nicht an uns fesseln.
Liebe will den Anderen nicht verändern, ihm nicht seine Fähigkeiten und Talente nehmen, sondern Liebe nimmt den Anderen so, wie es ist, und hilft ihm dabei, seine Fähigkeiten und Talente noch auszubauen.
Kein Satz ist für die Liebe tödlicher als der Satz: „Wenn Du mich wirklich liebst, dann tust Du dieses oder jenes, dann lässt Du dieses oder jenes!“
Eine solche Liebe, die in Wirklichkeit nicht auf tiefen Gefühlen gründet, sondern auf einer Erpressung, wird auch nicht lange halten.
Liebe bedeutet, dem Anderen zu sagen:
„Du bist wertvoll, Du bist etwas Besonderes und ich liebe Dich so, wie Du bist!“
Ich wünsche Euch heute einen Tag, angefüllt mit tiefer Liebe und ich grüße Euch herzlich aus dem schönen Bremen
Euer Werner vom Weserstrand
Das Foto wurde von Karin Heringshausen zur Verfügung gestellt