Man nehme ein wenig antikes Phönizien, eine griechische Brise, eine Handvoll römisches Imperium, eine ausgewogene Mixtur aus Byzanz, Spanien und sizilianischem Pfeffer. Das Ganze ein wenig köcheln lassen und dann eine gehörige Portion Arabien untermischen, mit französischem Napoleon abschmecken und zum Schluss mit ausreichend Britannien würzen und ca. 164 Jahre ziehen lassen.
Abschmecken, und servierfertig ist die äußerst schmackhafte Kultursuppe à la Malta!
Malta´s Kultur Mischmasch
Der Duft fremder Kulturen weht in Malta sprichwörtlich durch alle Gassen und ist allgegenwertig. Alle kriegerischen Besetzer und evtl. friedvolleren Besucher haben ihre Spuren hinterlassen, die sich nun in Maltas ganz eigener Kultur vereint und manifestiert haben.
Hier eine britische Telefonzelle neben dem landestypischen roten Postkasten, dort italienische Gerichte auf der Speisekarte, arabische Mezze und Halwa an jeder Straßenecke, ein fremdartiges Sprachwirrwarr mit unterschiedlichsten Einflüssen, ein Palazzo à la Versailles, bunt verschnörkelte arabische Holzbalkone und Gotteshäuser samt Dorfplatz, die ihren italienischen Nachbarn die Show stehlen. Gekrönt wird das Ganze dann auch noch vom vorherrschenden Linksverkehr. Ja, Malta ist schon wahrlich ein seltsames Plätzchen!
So war mir das ganz und gar nicht bewusst, als ich spontan mit nur dem Mann (Tochterkind hatte Oma-Urlaub) an meiner Seite, den Lufthansa Flieger für einen einwöchigen Trip bestieg, um mein Meilenkonto vor dem Verfall zu retten. Ich hatte kaum eine Vorstellung von diesem Inselstaat, der für mich nicht vielmehr war, als ein felsiger Klumpen, geografisch irgendwo bei Sizilien, „douze points“ beim Eurovision Contest, ein Mekka für englische Sprachschüler und ein paar bunte Fischerbötchen, die sanft im Hafen schaukeln …
Bingo, wieder einiges gelernt:
- dass Malta nicht nur Malta ist, sondern der Staat sich in drei Inseln untergliedert: Malta, Gozo und Comino.
- dass Valetta nicht nur zauberhaft malerisch ist, sondern auch die kleinste und bestgesichertste (von einem Ring an Bastionen umzogen) Hauptstadt Europas ist.
- dass die Ritter „ihr Unwesen“ auf Malta trieben. Alles drehte und dreht sich um die Knights. Selbst Stufen wurden für die Herren in silberner Rüstung eigens angepasst, damit sie die schweren Beine nicht zu weit lupfen mussten.
- dass Malta sehr wohl Strände hat, und zwar ein paar ganz besonders hübsche, wenn man sich die vielen Menschen zur Hauptsaison einfach wegdenkt oder wie wir, das Glück hat, noch in der Nebensaison dort zu sein.
- dass maltesischer Wein ganz hervorragend schmecken kann und sich nicht hinter anderen europäischen Kollegen verstecken muss.
- dass Malta die fünfthöchste Bevölkerungsdichte weltweit hat und alles irgendwie ein einziges Stadtwirrwarr mit undurchsichtiger Straßenführung ist. Madlen hat das hier sehr schön beschrieben.
- dass Wasser auch in Europa glasklar sein kann.
- dass Maltas Städtenamen unaussprechlich sind, Popey hier für einen Filmdreh gehaust hat und die Römer hier und dort ganze „Grab-Städte“ (ja Städte!) in die Erde gehauen haben.
Aber auch, dass in Malta die Uhren langsamer ticken und man sich dort ganz wunderbar einfach nur treiben lassen kann, ohne etwas Elementares zu verpassen.
Wenn man gegen den Strom schwimmt und Siesta Siesta sein lässt, kann man auch ganz einfach den Touristenherden entkommen.
Will heißen: Aktivitäten gleich am Morgen oder dann wieder auf den Nachmittag legen.
Highlights und Tipps:
- Marsaxlokk am Nachmittag einen Besuch abstatten, wenn die fischhungrigen Massen wieder abgezogen sind. An der Promenade flanieren und den malerischen Luzzus zusehen, wie sie sanft in den Wellen schaukeln.
- Zur blauen Grotte gleich am frühen Vormittag schippern. Nicht nur weil es dann am schönsten ist, sondern weil man schon längst ins kühle Nass springt, wenn die restliche Welt noch ansteht, um ein Boot zu ergattern.
- Zur “blauen Stunde” (am späten Nachmittag) nach Mdina, wenn die Meute abgezogen ist und das Städtchen langsam wieder aus dem Dornröschenschlaf erwacht.
- Zur blauen Lagune nach Comino schippern und einfach mal 25 Minuten die Beine benutzen. Schon kann man sich wie Brooke Shields fühlen und hat eine Felsbucht oder einen wunderschönen kleinen Sandstrand mit kristallklarem Wasser ganz für sich allein, während vorne am Anleger Halli Galli ist und der Kampf um die Liegestühle begonnen hat.
- Sich im Luzzo zwei Stunden durch Vallettas Naturhäfen schippern lassen, die frische Brise und den Duft der Vergangenheit genießen.
- Gruseln und abkühlen kann man sich in den Paulus Katakomben in Rabat, wenn man hinabsteigt in die Unterwelt der Römer, die dort Gräber in den weichen Kalkstein gemeißelt haben.
Strände:
- Peter`s Pool: Felsenstrand bei Marsaxlokk. Toll, um von den Klippen ins glasklare Wasser zu springen.
- Etwas rauer und wilder aber nicht weniger schön geht´s am Ghajn Tuffieha Bay Strand zu.
Essen:
Zwei Mal sind wir blindlings in die Touri-Falle getappt, dann haben wir uns nur noch auf die Ratschläge unserer allerliebsten Gastgeber verlassen und sind damit mehr als gut gehfahren. Schlemmen garantiert und unsere “vegantarischen” Sonderwünsche kein Problem:
- Commando Restaurant in Mellieha www.commandorestaurant.com
- Capistrano in Valletta www.capistranorestaurant.com
- Black Pig, Valetta www.blackpig.com.mt
- Tartarun, Masaxlokk www.tartarun.com
- Cellini Winebar, Naxxar www.celliniwinebar.com
- Lecker Lunch und Snacks, sogar mit veganer Auswahl gibt es im Mint in Sliema www.mintmalta.com
Wohnen:
Sehr schnucklig haben wir bei Malcom und Alex im Chapel 5 gewohnt.
Das äußerst sympathische Paar bietet charmante Zimmer in einem alten, renovierten maltesischen Haus und steht stets mit Tipps und allerlei Infos zur Seite.
Unbedingt nach der neuen Dachterrassen Suite fragen!
Bonus: Freitags gibt es kostenlos Yoga auf der Dachterrasse.