Es hätte so perfekt sein können: Luise und ich ganz ohne männliche Begleitung im Kleiderladen, Geblümtes, Zartes und Romantisches in allen Farben und Schnitten, dazu Luise endlich wieder mal blendend gelaunt. Einfach perfekt.
Doch was ist bloss in meine Tochter gefahren? Am weit schwingende Kleidchen in zarten Frühlingsfarben geht sie achtlos vorbei, das T-Shirt mit den applizierten Rosen interessiert sie nicht und auch von den Leggings mit Spitzenabschluss will sie nichts wissen. Sie hat nur Augen für Röhrenjeans und T-Shirts mit kitschigen Aufdrucken. Was sie eben noch so schön fand, ist nicht mehr cool. Was sie vor wenigen Wochen noch lächerlich als lächerlich bezeichnete, ist plötzlich spannend geworden.
Während Luise sich voller Begeisterung durch die Kleiderständer wühlt, stehe ich ziemlich hilflos daneben. Anfangs versuche ich noch, sie für Geblümtes, Zartes und Romantisches zu begeistern, doch irgendwann wird mir klar, dass ich auf verlorenem Posten stehe. Es zählt nicht mehr, was Mama und Tochter jeweils ins Schwärmen versetzte, sondern nur noch, was die anderen in der Klasse auch tragen. Am Ende bleibt mir nur noch die Rolle der Spielverderberin: “Nein, Luise, dieses T-Shirt bekommst du nicht. Das ist ja sowas von billig.” Zum Glück zeigen wir beide uns kompromissbereit, so dass wir unsere Zeit zu zweit trotz Differenzen in der Frage nach dem perfekten Stil geniessen können.
Nur diese leise Wehmut, die mich da im Laden gepackt hat, die will mich einfach nicht mehr loslassen.