Schluss mit der Sklaventreiberei!

Mein neuer Mixer hat seinen Job geschmissen, noch bevor die Probezeit um war. “Im Arbeitsvertrag stand nichts davon, dass ich auch Erdnussbutter herstellen soll. Smoothies ja, Bohnenmus geht auch noch und mit einer Handvoll Mandeln muss man in meinem Job wohl oder übel klarkommen. Aber Erdnussbutter? Das ist pure Ausbeuterei, da mache ich nicht mit.” Sprach’s, gab ein letztes stinkendes Rauchwölkchen von sich und tat keinen Wank mehr.

Die Mixer-Accessoires starrten mich entsetzt an. “Was soll nun aus uns werden?”, fragte der Milchschäumer konsterniert. “Ich war ein einziges Mal im Einsatz und jetzt streikt der Kerl. Wie soll ich je zu meiner Höchstform auflaufen, wenn da keiner mehr ist, der mir Schwung verleiht?” “Du hast gut reden”, warf der Schneebesen ein. Täuschte ich mich, oder klang seine Stimme leicht verbittert? “Dich hat sie immerhin schon ausprobiert. Den Pürierstab und mich hat sie noch nicht mal gewaschen, weil sie uns noch gar nicht gebraucht hat.” “Na, glaubst du denn, mich hätte sie vor Gebrauch gewaschen? Danach schon, aber vorher? Bestimmt nicht. Die hält sich doch nie an die Anweisungen, die in der Anleitung stehen.” “Nun verliert euch nicht in Detaildiskussionen”, meldete sich die Reibe zu Wort. “Tatsache ist, dass wir alle noch keine Chance hatten, unser wahres Können zu beweisen und das nur, weil unser Motor ein Weichei ist. Das bisschen Erdnussbutter hätte ich mit links geschafft…” “Was kann denn der Motor dafür, wenn in dieser Küche schlechte Arbeitsbedingungen herrschen? Es geht doch einfach nicht an, dass wir schon während der Probezeit so hart an unsere Grenzen getrieben werden. Sklaverei ist das, glaubt mir, das müssen wir der Gewerkschaft melden”, ereiferte sich der Pürierstab.

“Nun beruhigt euch doch”, schaltete ich mich ins Gespräch ein. “Es tut mir ja aufrichtig Leid, dass ich euch überfordert habe. In Zukunft müsst ihr keinen Erdnussbutter mehr herstellen, versprochen.” “Zukunft? Welche Zukunft denn? Ohne Motor haben wir keine Zukunft mehr”, unterbrach mich der Schneebesen und diesmal war ich mir sicher, dass Verbitterung in seiner Stimme mitschwang. “Aber natürlich habt ihr eine Zukunft. Ich habe mich bereits mit der Stellenvermittlung in Verbindung gesetzt. Der Ersatzmotor ist kostet zwar mehr als ich für euch alle zusammen bezahlt habe, aber das seid ihr mir Wert. Ich werde euch doch nicht entlassen, bevor ihr richtig angefangen habt mit eurer Arbeit. Die Dame bei der Stellenvermittlung hat mir zwar genau dies empfohlen, aber wo kämen wir denn hin, wenn wir immer alles wegschmeissen würden…”

Die Mixer-Accesoires gaben einen kollektiven Seufzer der Erleichterung von sich und der Schneebesen meinte: “Vielleicht bist du doch nicht so übel, wie ich zuerst gedacht hatte. Aber ich verlange, dass du uns einen neuen Arbeitsvertrag ausstellst. Keine Erdnussbutter mehr, keine Einsätze nach elf Uhr abends und keine Bevorzugung von einzelnen Teammitgliedern. Ist das klar?”

Ich nickte brav, organisierte den Ersatzmotor und erblasste, als ich heute Morgen die Rechnung dafür im Briefkasten fand. Es hätte mich tatsächlich etwa gleich viel gekostet, wenn ich die fabrikneuen Überreste meiner Maschine entsorgt und eine neue fabrikneue Maschine gekauft hätte. Aber wie hätte ich es denn übers Herz bringen sollen, Schneebesen & Co. ungebraucht im Abfall verschwinden zu lassen?

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