Schluss Bellevue: Der letzte Anruf

Rrrrrrrring. Rrrring.
Hallo, Schloss Bellevue, der Bundespräsident.
Hallo, Merkel hier. Herr Wulff?
Ja, Wulff am Apparat. Guten Tag, Frau Bundeskanzlerin. Ich weiß schon, warum Sie anrufen.
Die Staatsanwaltschaft in Hannover hat...
Ja, wir haben es heute Morgen auf dem Fax gehabt. Das ist eine unschöne Geschichte, da bin ich mir völlig im Klaren. Ich werde dazu in angemessener Weise Stellung nehmen. Die Anwälte sitzen schon an einer Verlautbarung.
Nun ich, Herr Wulff, ich tue mich schwer mit solchen Gesprächen, das wissen Sie. Ich habe Ihnen den Rücken freigehalten, weil ich Ihnen vertraut habe, weil Sie mein Mann sind. Aber alles hat ein Ende.
Schluss Bellevue: Der letzte AnrufRichtig, sehr richtig, Frau Bundeskanzlerin. Ich werde dem ein Ende machen. Es wird eine Erklärung geben, in der ich mich zu gemachten Fehlern bekennen werden. Und ich sage das ganz offen: ich werde unser Volk um Entschuldigung bitten, ganz klar, klipp und klar. Auch für uns, meine Familie und mich, ist die Situation untragbar geworden. Diese Hetze ist unheimlich, der Druck auch auf Bettina fast nicht auszuhalten.
Lieber Herr Wulff, das wollte ich gerade sagen. Warum tun Sie sich das an?
Ich glaube, ich bin das dem Land, der Partei und auch meinen Freunden einfach schuldig. Ich habe keinen Zweifel daran, dass ich noch viel Gutes bewirken kann.
Nun, diese Zweifel, Herr Wulff, ich sage das ungern, aber in der Partei, Sie kennen ja selbst die Dynamik, die so etwas annehmen kann…
Ich versichere Ihnen, dass ich kämpfen werde. Um meinen guten Ruf, für die Partei, auch für Sie, Frau Bundeskanzlerin.
Ich sage das ganz ungern, wie ich sagte, Herr Wulff. Aber ich weiß nicht, ob das eine kluge Entscheidung wäre.
Ja, Frau Bundeskanzlerin. Ich zweifle ja auch manchmal, ich gestehe Ihnen das ganz offen. Man kann machen, was man will, und alle nörgeln nur rum. Diese Hetze! Man kämpft wie gegen Windmühlen gegen diese ganzen falschen Beschuldigungen. Gut, ich habe Fehler gemacht, ich habe mich vielleicht mit den falschen Leuten eingelassen..
Vielleicht reicht…
Dochdochdoch, ich sehe das heute klarer. Sie wissen, ich bin ein guter Mann, aber ich lerne doch noch in diesem neuen Amt. Man muss einem Menschen doch eine zweite oder dritte Chance geben!
Womöglich, Herr Wulff, ist das eine angemessene Bitte, aber ich weiß im Moment, nun ich bin nicht sicher, wer Ihnen und uns natürlich so eine Bitte erfüllen kann.
Für uns als Familie wäre es schon wichtig, auch für das Land halte ich es für gut, wenn ich mein Wirken hier, also wenn ich das fortsetzen kann in dem neuen Geist, den ich, glaube ich, schon hier hereingebracht habe. Mit den hohen Schuhen von Bettina auch und den Tattoos. Das ist ja ein Bild von Deutschland, da hat sich mancher im Ausland, also die Augen gerieben haben die sich.
Kann man schon so sagen.
Herr Wulff, ich respektiere das und ich finde Ihre Arbeit bemerkenswert und wenn es nach mir ginge. ich sage Ihnen das ganz offen, mit Europa und der FDP und der Sache mit meinem Mann, im Grunde wir können jetzt nicht noch eine Baustelle brauchen. Sie kennen doch die Umfragen! Der Schäuble spielt wieder den Gegenkanzler, den muss ich dauernd einfangen, die FDP braucht ständig Beatmung. Jetzt noch das Land ohne Oberhaupt. Ich kann doch nicht alles alleine machen.
Frau Merkel, ich stehe unbedingt zu Ihrer Verfügung, zu jeder Zeit, zu jeder Tages- und Nachtzeit, möchte ich fast sagen. ich glaube, ich habe meine Sache in Italien, also die habe ich doch nicht schlecht gemacht, da habe ich sehr viel Sympathie gespürt, wirklich, das war ein Umschwung.
Umschwung, Umschwung. Wulff, haben Sie Zeitung gelesen?
Nun, ich will mal so sagen, ich spreche ja kein Italienisch, aber was mir berichtet wurde…
Nicht italienische Zeitungen, deutsche. Hier, Herr Wulff, hier.
Eigentlich, eigentlich, eigentlich, ich lese die, ja, sobald ich dazu komme. Man hat ja auch zu tun, das heißt immer, Ruheposten Ruheposten. da hängt eine ganze Menge dran und seit der Glaesecker nicht mehr da ist, muss ich vieles auch selbst machen. Aber das ist alternativlos gewesen, ich weiß, Sie haben es mir ja vor Weihnachten gesagt, der muss weg, sonst fliegt ihr beide.
Ich fürchte, das war dauerhaft nicht hilfreich.
Ich muss Ihnen sagen, dass ich auch immer noch Bauchschmerzen habe. Wir waren befreunde, das wirft man nicht so einfach weg. Ich schlafe seitdem schlecht.
Ich glaube, wir reden aneinander vorbei, Herr Wulff.
Also das würde ich nicht sagen, gar nicht. Ich verstehe genau, Sie meinen, ich kriege es nicht mehr hin, ich kann nicht mehr so, wie ich will. Die fangen doch jetzt an, auf mich zu schießen, egal, was ich sage. Die wollen mich mich zur Schlachtbank treiben. Aber ich kämpfe.
Ich glaube, Sie verstehen immer noch nicht. Ich möchte deshalb ganz deutlich werden, Herr Wulff. Ich kann das nicht so hinnehmen Wir stehen vorm Abgrund! Ich fummle hier jeden Tag irgendwas zurecht, um bis zum Abend zu kommen, und dann schießt mir wieder irgendeiner Ihrer Urlaube, Ihrer Gefälligkeitskumpel in die Quere. Ja, was denken Sie denn, wie das weitergehen soll? Ich habe Europa zu retten, ich habe 82 Millionen Bürger ruhig zu halten!
Das wollte ich gerade sagen, wir müssen vor allem unsere 82 Millionen Bürger ruhig halten, die es in der Situation gar nicht gebrauchen können, wieder einen neuen Namen…
Wulff, allen Ernstes, wollen Sie nicht begreifen?
Ähm, doch, bitte, ich bin bereit zu kämpfen und ich bin auch bereit zu begreifen. Betti sagt gerade, wir beide würden kämpfen.
Ihre Betti, ist die gerade da?
Jaja, die Betti steht neben mir.
Geben Sie mir die mal.
Karchstmk.
Bettina, Sie sie es? Gut, ich glaube, wir müssen das unter uns Frauen klären. Ihr Mann will nicht…
Guten Tag, Frau Bundeskanzlerin.
Jaja, schon gut. Ihr Mann will nicht kapieren, was hier los ist. Deshalb möchte ich es Ihnen nochmal deutlich sagen: Es ist Schluss! Pumpe! Ende! Finito! Aus. Vorhang!
Aber… was ist denn…
Nein, jetzt rede ich. Sagen Sie ihrem lieben Mann, dass er bis morgen Mittag hat, um eine Lösung zu finden. Er soll meinetwegen im Munzinger nachschlagen lassen unter Seiters. Klappt das nicht, mache ich ihm öffentlich den Prozess. Die Einladung an den „Spiegel“ zu einem Hintergrundgespräch mit mir geht morgen Mittag raus. Haben Sie das? haben sie das verstanden?
Frau Merkel, ich bin ja ganz verdattert…
Meinetwegen, seien sie verdattert oder was. Ich habe versucht, es ihm zu erklären, aber er kapiert es nicht. sagen Sie es ihm. Bringen Sie es ihm bei. Wir haben Notstand, ich weiß niemandem, dem den ich den Job jetzt auf die Schnelle geben kann. Aber das nützt jetzt auch nichts mehr, dann muss es eben die von der Leyen machen oder die Käßmann oder, das ist mir auch egal. ich will Ruhe an der Front und die kriege ich nur, wenn ihr Mann sich den Konsequenzen stellt. sagen Sie ihm, es ist für Volk und Vaterland oder sagen Sie ihm, wir finden später was Feines für ihn, in Europa meinetwegen. Aber jetzt muss er handeln, er muss weg. Verstanden?
Jajaja, das habe ich verstanden. Christian schaut schon so, ich denke, er hat es auch begriffen. das ist ein Schock, das hätten wir ja nie gedacht. Bis Mittag, sagen Sie? Und wann müssen wir hier, ich meine ausziehen? Ich meine, wir haben ja auch Möbel angeschafft und die Kinder…
Liebe Frau Wulff, gestatten Sie, dass ich es dabei belasse. Klären Sie das mit der Hausverwaltung, was weiß ich, wie da die Fristen sind. Ich erwarte sein handeln bis morgen Mittag. Wir haben uns verstanden. Guten Tag noch. Danke. Klick.
Kandidatensuche 2.0: Volkes Wille einer mit Brille

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