[Schlüpftag-Special] Zurück zu meinen Anfängen ODER Was habe ich mir nur dabei gedacht?

Von Elli @xWortmagiex

Hallo ihr Lieben!🙂

Ich weiß, es ist Montag. Ich weiß, eigentlich erwartet ihr von mir, dass ich die Montagsfrage vom Buchfresserchen Svenja beantworte. Da es sich dabei heute allerdings um eine offene Montagsfrage und darüber hinaus die letzte des Jahres 2016 handelt, setze ich aus. Nicht nur, weil ich meiner Meinung nach konstant alle Montagsfragen dieses Jahres beantwortet habe, sondern auch, weil ich heute ausnahmsweise mal etwas in eigener Sache zu feiern habe. Jetzt mal alle die Ohren zuhalten, ich möchte singen!

Happy Birthday to me, Happy Birthday to me, Happy Birthday lieber wortmagieblog, Happy Birthday to me!😀
Ja, es ist wieder einmal so weit. Heute wird der wortmagieblog unfassbare 3 Jahre alt! Der dritte Schlüpftag ist ein Meilenstein, den ich ohne euch niemals erreicht hätte. Ich danke euch für eurer Feedback, eure Kommentare und natürlich eure Likes! Ihr seid die Besten! Bis heute macht mir das Bloggen unheimlich viel Spaß, ich möchte es in meiner Freizeitgestaltung nicht mehr missen und hoffe, dass ich euch noch viele Jahre erhalten bleiben und Freude bereiten kann!

Zu meinem ersten Blog-Schlüpftag 2014 habe ich euch 52 Fakten über mich selbst verraten. Letztes Jahr habe ich einfach nur Danke gesagt. Für dieses Jahr habe ich mir etwas Besonderes ausgedacht, um diesen Tag zu feiern.
Meine erste Rezension auf dem wortmagieblog ging am 20. Dezember 2013 online. Es war eine Buchbesprechung von„Dark Eden" von Chris Beckett und ja, sie existiert noch. Also dachte ich mir, schauen wir uns doch mal an, wie sehr sich mein Schreibstil in 3 Jahren verändert hat.

Heute nehme ich mir - zu unser aller Belustigung - meine erste Blog-Rezension vor und korrigiere sie. Ich werde gnadenlos alles hervorheben, was meiner Meinung nach mangelhaft, sinnlos und überflüssig ist. Absatz für Absatz werde ich das gute Stück auseinandernehmen, meine eigene Arbeit unnachgiebig kommentieren und meinem vergangenen Ich freimütig mitteilen, was ich jetzt von diesem ersten wahrhaft öffentlichen Versuch einer Buchbesprechung halte. Ich verspreche, streng mit mir selbst zu sein. Danach werde ich die Rezension dann auch noch neu schreiben, damit ihr damals und heute direkt vergleichen könnt.

Habt ihr Lust, gemeinsam mit mir über meine ersten tapsigen Schritte auf dem Weg zu einer hoffentlich recht passablen Buchbloggerin zu lachen? Na dann los, ich lade euch ein!

Möchtet ihr die Rezension frei von Kommentaren lesen oder parallel öffnen, HIER geht es zur Originalversion.
Beide Rezensionen können durch einen Klick einfach ausgeklappt werden.

Chris Beckett - Dark Eden - 2013er Version

Autor: Chris Beckett

Format: Tachenbuch

Seitenzahl: 404

Verlag: Corvus

Sprache: Englisch

ISBN: 1848874642

Genre: Science-Fiction > Dystopie

ausgelesen am: 20.12.2013

Bewertung:

Keine Einleitung? Nun gut, muss nicht unbedingt, aber es wäre nicht schlecht gewesen, wenn du zumindest mal erklärt hättest, wie du zu diesem Buch gekommen bist.

Die Geschichte katapultiert den Leser auf einen anderen Planeten, einen Planeten, auf dem die Bäume geothermisch sind und brummen, die Tiere zwei Herzen haben und dunkelgrünes Blut durch ihre Adern pumpt. Ein Planet, der permanent im Dunkeln lebt - Eden.

Um welche Geschichte geht es denn überhaupt? Titel und Autor sollten bereits im ersten Satz stehen, damit deine Leser_innen sofort wissen, über welches Buch du schreibst.

Dort begegnen wir John Redlantern, ein 15-jähriger menschlicher Jugendlicher, der sich nichts sehnlicher wünscht als Veränderung.

Wir? Nein, du bist John begegnet, deine Leser_innen vermutlich noch nicht. Die erste Person Plural hat in der Inhaltsangabe nichts zu suchen.
Mit 15 ist man grundsätzlich ein Teenager, kein Grund, es extra zu erwähnen. Das Adjektiv „menschlich" sollte wohl betonen, dass John kein Alien ist, aber diese Information erschließt sich später aus dem Kontext und kann daher gestrichen werden.

Doch Veränderung ist in seiner Familie, die 532 Mitglieder zählt, nicht gern gesehen. Er und seine Verwandten Sie warten seit 163 Jahren darauf, von Eden abgeholt und zur Erde gebracht zu werden. Daher hat in dieser langen Zeit nie jemand versucht, den bizarren und doch wunderschönen Planeten zu erkunden. Geduldig harren sie in der Nähe ein des Steinkreises aus, mit dem ihre Vorfahren (Angela und Tommy) ihre Ankunft mit einem Raumschiff markierten. Alle sind überzeugt, man dürfe sich nicht zu weit von der Siedlung um den Steinkreis herum entfernen, da man sonst von Erde nicht gefunden werden könnte. Alle sind zufrieden, obwohl die Nahrungsquellen knapp werden, die Familie durch Inzucht und eine Form von freier Liebe immer weiter wächst und der Lebensraum zusehends beengter wird.

Viel zu viele Informationen. Es ist gar nicht wichtig, wo die Familie auf die Ankunft der Erde wartet, wie ihre Vorfahren hießen und welche Details ihre Situation als prekär charakterisieren. All das können deine Leser_innen selbst herausfinden, indem sie das Buch lesen.

Alle, außer John. Aus Sorge um die Zukunft seiner Familie und einer eigenen inneren Unruhe heraus beginnt er zu revoltieren. Er stellt das Leben, wie die menschlichen Bewohner von Eden es kannten, komplett auf den Kopf; so sehr, dass sich eine Gruppe Jugendlicher abspaltet und ihr Glück darin sucht, die unentdeckten Territorien des Planeten zu erkunden, um eine neue Heimat zu finden.

Was für eine vage Aussage: „[aus] einer eigenen inneren Unruhe heraus". Füllinformationen ohne nähere Erklärung gehören gestrichen.
Es ist überflüssig, noch einmal zu betonen, dass die Bewohner_innen von Eden Menschen sind. Das haben deine Leser_innen jetzt schon begriffen.
„[...], so sehr, dass [...]" - urgh. Ungelenke Formulierung.

Getrieben von dem Wunsch nach Verbesserung ihrer Lebensumstände, werden sie mit Sturheit, Wut und Ignoranz konfrontiert. Sie müssen lernen, dass es nicht leicht ist, mit alten Traditionen zu brechen und darüber hinaus , was es bedeutet, wenn die eigene Familie zum Feind wird.
Auf ihrer Reise entdecken sie völlig neue Seiten ihrer Heimat und decken dabei das große Geheimnis um die Vergangenheit und ihre Vorfahren auf...

„entdecken" und „aufdecken" in einem Satz zu schreiben ist unglücklich, weil sich die beiden Worte zu ähnlich sind.
Du hätten die Tatsache, dass sie sich ihre eigene Familie zum Feind machen, neue Seiten Edens entdecken und die Geheimnisse ihrer Vergangenheit und Vorfahren lüften, wunderbar elegant in einem Satz zusammenfassen können.

„Dark Eden" ist ein Dystopie-Roman aus der Science Fiction - Ecke, wie er im Buche steht.

Das Buch ist keine Dystopie. Es handelt nicht von einer Gesellschaft, die sich unter einem repressiven Regime negativ entwickelt. Dystopien sind darüber hinaus grundsätzlich der Science-Fiction zuzurechnen, weil sie eine mögliche Zukunftsvision abbilden. Folglich ist dieser Satz Quatsch. Streichen.

Alles wirkt fremd und für Menschen lebensfeindlich, trotzdem aber faszinierend und wunderschön. Die Welt, die Chris Beckett beschreibt, gleicht einer giftigen Pflanze: herrlich anzuschauen, aber auf näheren Kontakt sollte man verzichten.

Schreib doch einfach, dass man eine giftige Pflanze nicht anfassen sollte, statt dich übertrieben geschwurbelt auszudrücken.

Die Menschen, die dort aufgrund unglücklicher Umstände leben, erscheinen wie Kinder. Fast alles Wissen, das s Angela und Tommy einst von der Erde mitbrachten, ist verloren oder vergessen. Sie wissen nicht, wie man warme Kleidung näht, der Großteil kann weder lesen noch schreiben und 163 Jahre nach der Landung ist man sind sie auch nicht mehr ganz sicher, wie Jahre überhaupt gezählt werden.

Wenn es keine verlässliche Zeitrechnung gibt, woher weißt du dann, dass die Landung genau 163 Jahre her ist? Entweder hättest du das erklären oder komplett auf diese Information verzichten müssen.

Die Familie ist durch Inzucht entstanden, daher sind alle mehr oder weniger eng miteinander verwandt. Natürlich hatte dies auch über die Generationen hinweg Auswirkungen, es werden immer mehr Kinder mit schlimmen Hasenscharten oder sogenannten Klauenfüßen (clawfeet) geboren. Es ist zwar bekannt, dass man nicht mit Brüdern, Schwestern oder der eigenen Mutter schlafen sollte, doch warum das so ist, weiß niemand, geschweige denn, dass sie den Zusammenhang zwischen Missbildungen und ihrem Sexualverhalten erkennen würden. Ich muss gestehen, dass mich diese Eigenheit anfangs sehr schockiert hat, die Familie wirkt wie eine Kommune, in der im Grunde jeder mit jedem (natürlich ungeschützt) ein Nümmerchen schieben darf. Sex gehört dort einfach zum Alltag dazu, es ist nichts Außergewöhnliches und auch nichts, das s zwei Menschen auf besondere Art und Weise miteinander verbinden würde. Er hat nur zwei Funktionen: Fortpflanzung und Entspannung.

Selbstverständlich sind alle miteinander verwandt, wenn die Familie durch Inzucht entstand. Das Offensichtliche zu erwähnen, ist unnötig.
Hasenscharten und Klauenfüße hättest du unter dem Begriff Missbildungen oder Deformationen zusammenfassen können.
„ein Nümmerchen schieben"? Echt jetzt? Streich das.
Die letzten zwei Sätze kannst du kürzen und zu einem einzigen Satz umformulieren.

Trotzdem sind die Bewohner von Eden so menschlich, wie sie nur hätten sein können.

Trotzdem? Wieso trotzdem? Hat ihr Sexualverhalten irgendeine Auswirkung auf ihre Menschlichkeit? Wohl kaum.

Beckett hat die typisch humane Eigenschaft, Angst vor allem Neuen zu haben und es kategorisch abzulehnen, wunderbar herausgearbeitet. Der Widerwille, den eigenen Planeten zu erkunden; der Hass, der der Gruppe um den Protagonisten John Redlantern entgegen schlägt, ist so tiefgreifend und facettenreich beschrieben, dass die Geschichte von diesem Standpunkt aus auch hätte auf unserem Planeten spielen können.

Grammatikalisch ungelenk. Verben gehören ans Satzende, besonders im Nebensatz, das wusste bereits Mark Twain und als Linguistin sollten dir solche Patzer nicht passieren. Es müsste heißen „dass die Geschichte auch auf unserem Planeten hätte spielen können".

Insgesamt empfand ich die Charaktere als sehr fein und umfangreich konstruiert. Den Hauptteil des Buches bestreitet der Leser aus der Perspektive von John Redlantern, da er trotz viele n r Nebenfiguren Protagonist ist und auch bleibt. Beckett dreht die Perspektive jedoch häufiger, indem er (teilweise parallel) andere Figuren einen Teil der Geschichte erzählen lässt.

Er bleibt der Protagonist? Was soll das denn bedeuten? Natürlich bleibt er der Protagonist, er verschwindet ja nicht plötzlich. Gut, theoretisch könnte er sterben und seine Rolle dadurch frei werden, aber du schreibst hier über „Dark Eden", nicht über „Game of Thrones". Tu nicht so, als könnte jeder Zeit ein neuer Protagonist hinter einem Baum hervorspringen und laut „BUH" rufen.

Mir hat das sehr gut gefallen, es war zum Einen eine Möglichkeit, den Protagonisten aus verschiedenen Blickwinkeln kennenzulernen und dadurch einen recht vollständigen Eindruck von ihm zu bekommen, zum Anderen gab es einen hervorragenden Einblick in die Denkweise der Menschen auf Eden.
Der Protagonist John ist ein komplizierter Charakter. Tatsächlich bin ich bis jetzt immer noch nicht sicher, ob er meiner Meinung nach wirklich ein Sympathieträger ist oder nicht. Er versucht zwar, das Leben für alle zu verbessern, ich hatte aber trotzdem oft das Gefühl, dass er auch von egoistischen Motiven getrieben wird. Die bereits erwähnte eigene Unruhe scheint in ihm oft gepaart zu sein mit dem Bedürfnis, etwas Besonderes und Großes zu leisten und dabei zusätzlich noch im Mittelpunkt zu stehen. Wird ihm die zentrale Rolle in den der Ereignisse n abgesprochen oder von jemand anderem übernommen, fühlt er sich unwohl und trägt sich sofort mit dem Gedanken, wie er auch das zu seinem Vorteil nutzen kann, um sich wieder in den Vordergrund zu rücken.

Wie oft willst du noch betonen, dass John der Protagonist ist?
Du muss doch wissen, ob du ihn sympathisch findest oder nicht, also schreib das auch.
„gepaart sein" und „mit dem Gedanken tragen" - eine pathetische Wortwahl macht es nicht besser. Drück dich eingängiger und simpler aus.

Des Weiteren ist John ein extrem vorausschauender junger Mann, manchmal sogar ZU vorausschauend und berechnend für sein angegebenes Alter von etwa 15 Jahren. Allerdings half hier die Unsicherheit, was die Zeitrechnung in Eden betrifft, da es genauso gut möglich wäre, dass er bereits etwa ca. 18 Jahre alt ist. Der Leser kann sich nie ganz sicher sein, ebenso wenig wie die Menschen auf Eden. Daher stellte dies für mich kein Hindernis dar.

Mit 18 ist man sicherlich reifer als mit 15, aber diese drei Jahre lösen das Problem nicht. Selbst wenn es für dich kein Hindernis war, ist dir aufgefallen, dass sich John nicht seinem Alter entsprechend verhält. Trau dich, diesen Punkt zu kritisieren.

Dazu passend ist sein manipulatives Wesen, eine seiner dominantesten Eigenschaften. Das ganze Buch über hatte ich den Eindruck, dass ihm zwischenmenschliche Kontakte unglaublich schwer fallen, es sei denn, er will etwas durch sie erreichen. Er scheint immer recht genau zu wissen, welche Knöpfe er bei seinen Gesprächspartnern drücken muss, um sie in die eine oder andere Richtung zu lenken. Doch sobald es um Gefühle geht oder darum, einfach nur das Leben zu spüren, versagt John komplett. Er kann nie loslassen, zerdenkt alles bis ins kleinste Detail.

Du wiederholst dich. Die Eigenschaft „manipulativ" beschreibt deinen Eindruck von John punktgenau, du musst das nicht weiter erklären.
Bist du sicher, dass deine Leser_innen verstehen, was du meinst, wenn du schreibst „einfach nur das Leben zu spüren"? Du hättest besser darstellen müssen, wie du ihn siehst.

Außerdem ist John sehr mutig, er hat einen wachen, intelligenten Geist und betätigt sich für die dargestellten Verhältnisse relativ erfolgreich als Erfinder.

Oh, da wolltest du unbedingt noch ein paar Merkmale seines Charakters einschieben und wusstest nicht, wie du sie elegant integrieren kannst, was? Streichen und die Adjektive an anderer Stelle unterbringen. Dass er sich als Erfinder versucht, kann ganz wegfallen oder unter „einfallsreich" zusammengefasst werden. Weniger ist mehr.

Es sind gerade seine Fehler, die ihn real erscheinen lassen. John ist kein Held aus dem Bilderbuch. Chris Beckett gab ihm einen vielschichtigen Charakter mit egoistischen Zügen, und dadurch ein durch und durch menschliches, und nachvollziehbares Verhalten. Es spielt keine große Rolle, ob der Leser ihn mag oder nicht; er trägt die Geschichte, die sich eigentlich um viel größere Dinge dreht als nur um diesen einen jungen Mann.

Wenn er die Geschichte trägt, spielt es durchaus eine Rolle, ob die Leser_innen ihn mögen oder nicht. Du möchtest ausdrücken, dass die Geschichte unabhängig von seinem Sympathiefaktor funktioniert - dann schreib das.
Du hättest diesen Absatz an anderer Stelle einbauen müssen. Diese Information gehört inhaltlich zu deiner eigenen Meinung über John. Spalte sie nicht ab.

Darüber hinaus hat Beckett seinen Roman auf erfrischende Weise durch den Einsatz unterschiedlich st er Perspektiven aufgebrochen, wie bereits erwähnt. Daher weiß man nie, wer die Hauptfigur des nächsten Kapitels sein wird. Es Das erzeugt Spannung und eine gewisse Loslösung von John, was durch seine nicht immer sympathische Art sehr angenehm war. Manche Figuren bekommen mehrere Kapitel, um aus ihrem Blickwinkel zu erzählen, manche nur eines.

Wieder die falsche Stelle. Bring das Thema der Perspektivwechsel in einem einzigen Absatz zu Ende, nicht in mehreren. Das wirkt sprunghaft und schlecht strukturiert.

Die größte Rolle neben John spielt Tina Spiketree, eine junge Frau in Johns Alter, die ihm letztendlich auch auf seine Reise durch Eden folgt. Sie ist intelligent und scharfzüngig; mit John verbindet sie eine recht komplizierte Beziehung, die auch zu keinem Happy End findet. Dies liegt jedoch nicht an ihr, sondern an John und seinem schwierigen zwischenmenschlichen Verhalten. Tina ist für den Leser der größte und verlässlichste Faktor, um zu verstehen, wie der Protagonist auf die andere n Figuren wirkt.

Taucht Tina in der Inhaltsangabe auf? Nein? Dann erwähne sie gar nicht erst oder schreib die Inhaltsangabe so um, dass die Leser_innen sie bereits kennen. Ihre Vorstellung geht viel zu sehr ins Detail; die Funktion ihrer Figur hättest du allgemeiner formulieren können, ohne ihren Namen fallen zu lassen. Sie spielt keine Schlüsselrolle in der Geschichte und ist für die Rezension deswegen verzichtbar.
Spoiler. Die Information, wie ihre Beziehung endet, hat hier nichts verloren.

Ein absolutes Highlight des Buches war für mich die Schreibweise. Die Menschen in Eden neigen dazu, Adjektive mehrfach zu wiederholen, wenn sie ausdrücken möchten, wie sehr sie etwas geärgert, gefreut, erstaunt etc. hat. Anfangs fand ich das befremdlich, es erinnerte mich erneut an die Kommunikation von Kindern, aber im Laufe des Buches habe ich diese Ausdrucksweise wirklich zu schätzen gelernt. Der Autor erlaubte seinen Figuren dadurch einen ganz eigenen Charme. Zusätzlich verwendet Beckett hin und wieder Worte, die eindeutig ursprünglich von der Erde kommen, auf Eden in den Jahren aber verfälscht und abgeändert wurden. Aus „electricity" wurde so beispielsweise „lecky-trickity" und „televison" wurde zu „telly vision". Aus linguistischer Sicht stellt das eine absolut plausible Entwicklung dar, denn schließlich sind die einzigen Personen, die sich an diese Worte hätten erinnern können, schon seit Jahrzehnten verstorben tot. Ich musste über dieses Detail mehrfach schmunzeln und mochte den auflockernden Effekt.

Du meinst nicht die Schreibweise des Autors, sondern die Ausdrucksweise der Figuren. Das sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Nicht Beckett selbst verwendet Verfremdungen, seine Figuren tun es.
Du gehst wieder viel zu tief ins Detail. Lass deine Leser_innen doch selbst herausfinden, was an der Sprache der Figuren so besonders ist. Nimm nicht zu viel vorweg.
Dass die Sprachentwicklung der Menschen in Eden linguistisch plausibel ist, interessiert niemanden außer dich selbst. Streichen.

Zusammenfassend erzählt das Buch eine eher ruhige Geschichte, die ohne große Spannungsmomente auskommt. Die Zugkraft geht völlig von der Reise der Gruppe um John Redlantern aus, man wünscht ihnen einfach so sehr , dass sie einen sicheren Platz zum Leben finden und natürlich trieb mich auch die Neugier an, zu erfahren, was die große Entdeckung um die Vorfahren der Familie darstellt.

Natürlich ist die Reise der treibende Faktor der Geschichte, schließlich ist sie der Kern der Handlung und es wäre seltsam, wenn dieser sie nicht voranbringen würde. Meinst du nicht eher die vielen Konflikte, die durch die Reise entstehen?
Schreib doch nicht, dass dich das Versprechen auf die Auflösung des Geheimnisses neugierig machte, was ja Sinn und Zweck des Ganzen ist, sondern schreib lieber darüber, wie diese Auflösung auf dich wirkte. Plausibel? Realistisch? Hanebüchen? Humbug? Diese Information ist für deine Leser_innen viel wichtiger.

Im Mittelpunkt stehen absolut zwischenmenschliche Beziehungen in all en ihren Facetten. Chris Beckett hat in der Konstruktion seiner Charaktere sehr viel Feingefühl und Liebe zum Detail bewiesen, wodurch sie glaubhaft und echt wirken.

Absolut? Was hat dieses Wort an dieser Stelle zu suchen? Da bist du so stolz auf geschwurbelte Formulierungen an anderer Stelle und greifst dann kurz vor Schluss auf ein Wort zurück, das überhaupt nicht auszudrücken vermag, was du meinst. Du meinst „fraglos" oder „unleugbar".

Dieses Buch ist etwas für all die Leser, die Science Fiction eher kritisch gegenüber stehen, weil sie sich nicht mit der Vorstellung von Aliens anfreunden können. „Dark Eden" braucht weder abgefahrene, ausgeflippte und eindeutig nicht menschliche Feinde, noch ein besonders umfangreiches, kompliziertes Gesellschaftssystem, um zu überzeugen. Durch und durch menschliche Konflikte, Ängste und Emotionen in einer faszinierenden und befremdlichen Natur reichen völlig aus, um eine fesselnde Geschichte zu erzählen.
Ich kann es guten Gewissens weiter empfehlen.

„abgefahren" und „ausgeflippt" sind in diesem Fall synonym und dementsprechend eine Wiederholung.
Feinde? Es gibt Feinde in diesem Buch? Das hast du bisher nicht erwähnt. Wenn du sagen möchtest, dass die Menschen sich gegenseitig feindlich gesinnt sind, schreib das, aber deute nicht vage irgendetwas an, das für deine Leser_innen keinen Kontext hat. Und jetzt hör auf zu heulen, wir sind durch mit der Revision.

Schluck. Ich habe damit gerechnet, dass ich an der 2013er Version meiner Rezension von „Dark Eden" so einiges korrigieren muss, aber dass es auf so viel Rot hinausläuft, habe ich dann doch nicht erwartet. Lustigerweise dachte ich anfangs, dass sie ja gar nicht sooo schlecht ist. Je länger ich davor saß, desto mehr Fehler, unglückliche Formulierungen und überflüssige Informationen fielen mir allerdings auf. Sowas wie dieses Ding würde ich heutzutage niemals veröffentlichen.😀

Ich denke, ich kann guten Gewissens behaupten, dass sich die Qualität meiner Rezensionen in den drei Jahren deutlich gesteigert hat. Um euch das zu beweisen, habe ich die wichtigsten Informationen meiner 2013er Rezension von „Dark Eden" extrahiert und damit eine neue Version geschrieben. Glücklicherweise erinnerte ich mich noch recht gut an das Buch und meine Empfindungen beim Lesen, sodass ich dieses Vorhaben einigermaßen problemlos verwirklichen konnte.
Dadurch habe ich herausgefunden, dass„Dark Eden" gar kein Einzelband ist, sondern der Auftakt einer Trilogie. Der zweite Band wurde 2015, also zwei Jahre, nachdem ich den ersten Band gelesen hatte, veröffentlicht, der dritte erst dieses Jahr. Falls mich mein Gedächtnis nicht trügt, gab es 2013 noch keine Hinweise darauf, dass es überhaupt Folgebände geben würde. Drei Jahre nach meiner ersten Rezension auf dem wortmagieblog muss ich mir nun also überlegen, ob ich die Geschichte des bizarren Planeten Eden weiterverfolgen möchte. Ich denke, ich werde mir die Folgebände zulegen und sei es nur aus nostalgischen Gefühlen heraus. „Dark Eden" trug entscheidend zu meiner Entwicklung als Buchbloggerin bei und wird immer einen besonderen Platz auf meinem Erinnerungsregal einnehmen. Ich möchte wissen, wie mir „Mother of Eden" und „Daughter of Eden" gefallen.

Lange Rede, kurzer Sinn. Seid ihr bereit für den direkten Vergleich zweier Rezensionen von 2013 und 2016? Dann lehnt euch zurück und genießt den Qualitätsunterschied von vollen drei Jahren!🙂

Chris Beckett - Dark Eden - 2016er Version

Eden ist ein düsteres Paradies. Das Brummen geothermischer Bäume erfüllt die ewige Nacht. Dunkelgrünes Blut pumpt durch die Adern der Tiere. Es ist ein Ort extremer Bedingungen, denen die Familie des 15-jährigen John Redlantern seit 163 Jahren trotzt. Seit 163 Jahren warten sie darauf, abgeholt und zur Erde gebracht zu werden. In all der Zeit versuchte nie jemand, den bizarren Planeten zu erkunden. Zu groß ist die Angst, die Ankunft der Erde zu verpassen; zu übermächtig der Drang, sich durch stures Festhalten an überholten Traditionen in trügerischer Sicherheit zu wiegen. Niemand erkennt, dass die 532 Familienmitglieder auf ihren Untergang zusteuern. Lediglich John sorgt sich um ihre Zukunft. Seine Hoffnung, Eden endlich verlassen zu können, wurde längst von der Sehnsucht nach Veränderung abgelöst. Seine rebellischen Gedanken spalten die Familie. John ist überzeugt, dass sie in den unerforschten Territorien Edens eine neue Heimat finden können und zieht mit einer Gruppe Unzufriedener aus, um ihre Geheimnisse zu lüften. Er ahnt nicht, dass sein Bruch mit den Traditionen die Rätsel ihrer Vergangenheit und Vorfahren aufdecken wird...

Könnt ihr euch eine Welt ohne Sonnenlicht vorstellen? Eine exotische, fremdartige Welt, die ebenso wunderschön wie lebensfeindlich ist? In Chris Becketts Science-Fiction - Roman „Dark Eden" ist diese Welt Realität. Eden ist ein Planet mitternächtlicher Wunder, ein faszinierendes Ökosystem, das zahllose, vielfältige Spezies hervorbrachte, die gänzlich ohne das Licht einer Sonne überleben. Ich hatte nicht damit gerechnet, mich an diesem grotesken, der Erde so unähnlichen Ort so fix zurechtzufinden, aber dank Becketts untrüglichem Gespür für den Aufbau einer lebendigen, greifbaren Atmosphäre lernte ich schnell, all die absonderlichen Merkmale des Planeten nicht zu hinterfragen und stattdessen meine Fantasie spielen zu lassen, um die überwältigende Flora und Fauna Edens genießen zu können. Ich begriff, dass ich von den Figuren der Geschichte nicht erwarten konnte, mir ihre Umgebung zu erklären, da sie sie selbst nicht verstehen.
Die Familie, der der Protagonist John Redlantern angehört, lebt seit 163 Jahren auf Eden. Sie sind Nachkommen einer Raumschiffbesatzung von der Erde, mit deren Tod die Erinnerungen an das Leben in der Zivilisation stetig verblassten. Mittlerweile ist der Großteil des Wissens, das sie mit sich brachten, vergessen, verloren oder verzerrt. Johns Familie ist eine degenerierte Gesellschaft; die Menschen wirken wie Kinder, die „erwachsen sein" spielen. Lediglich das absolute Minimum überlebensnotwendiger Fähigkeiten überdauerte die Zeit. Mir taten diese erwachsenen Kinder furchtbar leid. Ihre naive, sture Unwissenheit ist ein Teufelskreis, der sie nicht erfassen lässt, wie nah sie ihrem Ruin sind, weil sie den drohenden Untergang einfach nicht sehen wollen. Sie müssten ihren Horizont erweitern, um die richtigen Schlussfolgerungen zu ziehen, wehren sich aus Furcht vor Veränderung jedoch mit Händen und Füßen gegen diese Notwendigkeit. Chris Beckett zeichnet das überzeugende Bild einer Gesellschaft, die die Erde nicht braucht, um sich typisch menschlich zu verhalten. Kleingeistig und verbohrt verteufeln sie die Gruppe um John Redlantern für die Infragestellung ihrer Weltanschauung. Sie reagieren mit Hass und Ablehnung auf Johns Pläne, Eden zu erforschen und seiner Familie so eine Zukunft zu ermöglichen. Trotz dieser edlen Mission halte ich John allerdings nicht für einen Helden. Seine Motive sind längst nicht so selbstlos, wie sie auf den ersten Blick erscheinen mögen. Meiner Meinung nach ist er ein Narzisst. Intelligent, manipulativ, einfallsreich und ichbezogen nutzt er die Reise durch Eden, um sein Bedürfnis nach Aufmerksamkeit und Anerkennung zu stillen. Er möchte bewundert werden und kann es kaum ertragen, eine andere Person im Mittelpunkt stehen zu sehen. Ich war dankbar, dass Beckett mit Perspektivwechseln arbeitet und ich daher in regelmäßigen Abständen eine Pause von John erhielt. Ich fühlte mich in seiner Nähe nicht wohl und wusste die Sichtweise verschiedener Nebencharaktere sehr zu schätzen, weil ich durch ihre Augen erkannte, dass meine Schwierigkeiten mit ihm keineswegs unbegründet waren. Er ist kein Sympathieträger, was für die Geschichte jedoch keine Rolle spielt. Tatsächlich rechne ich es Beckett hoch an, dass er sich gegen den einfachen Weg entschied und John eben nicht als unrealistischen, strahlenden Helden inszenierte. Eine Revolution ist doch gleich viel spannender, wenn der Initiator Ecken und Kanten hat.

„Dark Eden" ist ein ruhiger Science-Fiction - Roman aus der YA-Ecke, der ohne heftige Spannungsmomente auskommt. Der Reiz dieses Buches entsteht nicht durch Action, sondern durch die feinfühlige Darstellung zwischenmenschlicher Dynamiken in einer rückständigen, minderbemittelten Gesellschaft an der Schwelle bahnbrechender Entdeckungen und Veränderungen. Chris Beckett beschreibt eine mutige Revolution vor einer atemberaubenden Kulisse, die mich fesselte und faszinierte, obwohl sie nur 532 Menschen betrifft. Der Kampf gegen verstaubte Traditionen und die Ignoranz der eigenen Familie nahm mich gefangen, sodass es mich nicht einmal störte, dass ich den Protagonisten John nicht mochte. Manchmal ist Sympathie einfach nicht wichtig. John ist echt und glaubwürdig, die zentrale Figur einer Handlung, die viel größer ist als er selbst - was macht es da schon, dass er ein unangenehmer Zeitgenosse ist?
Ich halte„Dark Eden" für einen hervorragenden Einstiegsroman in die Science-Fiction. Wer sich nicht mit Aliens anfreunden kann, keine abenteuerlichen Reisen durch die unendlichen Weiten des Alls verfolgen möchte und es lieber realistisch als abgefahren mag, ist mit diesem Buch sicher gut beraten. Durch und durch menschliche Konflikte in einer bizarren, wunderschönen Natur - was will man mehr?

So. Das waren sie. An dieser Stelle möchte ich gar nicht mehr viel sagen, weil ich überzeugt bin, die beiden Rezensionen sprechen für sich selbst. Was ich jedoch wissen möchte, ist, was ihr von den Unterschieden haltet. Seid ihr - ebenso wie ich - der Meinung, dass die 2016er Version um Längen besser ist als das Original? Oder fandet ihr vielleicht sogar die 2013er Version besser? Erzählt es mir, denn wie ich bereits erwähnte, bedeutet mir euer Feedback sehr viel.
Nun muss ich entscheiden, was ich mit der neuen Variante meiner Besprechung von„Dark Eden" anstelle. Findet ihr, ich sollte die alte Rezension ersetzen? Einerseits möchte ich auf meinem Blog natürlich Rezensionen anbieten, die einem gewissen qualitativen Standard entsprechen, andererseits... diese 2013er Rezension gehört zur Geschichte meines Blogs. Sie ist ein Meilenstein. Würde ich nicht meine eigene Geschichte verfälschen, wenn ich sie ersetze? Helft mir, mich zu entscheiden!

Wieder ist ein Jahr vergangen und ich hoffe, ihr hattet Spaß mit meinem heutigen Schlüpftag-Special. Selbstkritik kann lustig sein, wenn man sie richtig anpackt. Vielleicht konnte ich euch ja ein kleines Schmunzeln entlocken, indem ich mich gnadenlos meinen ersten ungelenken Versuchen in der Welt des Buchbloggens gestellt habe. Für mich war es definitiv eine wertvolle Erfahrung, noch einmal zu meinen Anfängen zurückzukehren.
Ich danke euch, dass ihr mir die Treue haltet und Jahr für Jahr beweist, dass sich Bloggen lohnt. Der Austausch mit euch treibt mich täglich an, zu lesen, zu schreiben und meine Liebe zu Büchern zu teilen. Es ist schön zu wissen, dass ich mit meiner Leidenschaft nicht allein bin. Und bevor ich hier jetzt doch noch allzu sentimental werde, schließe ich diesen Beitrag. Danke dafür, dass es euch gibt.
Alles Liebe,
Elli ❤