©Warner Bros.
Die Wachowski-Geschwister saßen einmal auf dem Genre-Thron. „Matrix“ hatte sie vor Jahren dorthin befördert, der die Standards im Genre unerreichbar hoch anlegte. So hoch, dass sie danach niemals wieder an diese Form herankamen. Weder mit den direkten Fortsetzungen, noch mit eigenständigen Filmen („Speed Racer“). „Jupiter Ascending“ hätte die Chance sein können, wieder an alte Großtaten erinnern zu können und sie vielleicht sogar zu wiederholen. Nun, mehr als bloße Erinnerung ist es nicht geworden.
Dabei stehen sämtliche Zeichen auf grün. Die Wachowski-Geschwister verbinden in „Jupiter Ascending“ das bekannte Märchen Aschenputtels und kleiden es in eine Space Opera, die sich gewaschen hat. Intergalaktische Fehden, Verschwörungen und Kopfgeldjäger – mittendrin die unscheinbare Putzfrau Mila Kunis, die von nichts weiter als der großen Liebe träumt. Hier begeht „Jupiter Ascending“ schon den ersten Fehler.
©Warner Bros.
Die titelgebende Figur Jupiter (Mila Kunis) ist ein bloßes Abziehbild eines naiven Frauchens, das wenig Eigeninitiative zeigt. Ständig muss sie vom Helden in strahlender Rüstung (Channing Tatum) gerettet werden, weshalb der Hauptjob von Kunis meist darin besteht, hysterisch zu schreien. Dämliche Voice-Over-Kommentare tun ihr Übriges um überhaupt keine Sympathie für ihren Charakter zu empfinden. Hier bahnt sich der nächste Kritikpunkt an. Was ist aus den hochphilosophischen und doppeldeutigen Dialogen aus „Matrix“-Zeiten geworden? Die Wachowskis versteifen sich auf Plattitüden, dümmliche Oneliner und Dialoge zum Fremdschämen. Konnte der Zuschauer selbst noch in „Matrix Revelations“ und „Matrix Reloaded“ nach Herzenslust zwischen den Zeilen lesen, beschränken sich die Macher auf die Offensichtlichkeit des Blockbusterkinos. Alles wird so oft erklärt, bis es auch der Typ mit der XXL-Popcornpackung samt schlürfender Cola kapiert hat.Glücklicherweise verstehen sich die Regisseure immer noch auf Actioninszenierung. Die sieht zu jederzeit großartig aus, wobei das Design der Alienrassen noch eine Schippe drauflegt. Die Kreaturen sind herrlich over the top, was auch das Kostümdesign und Setbuilding der Raumschiffe etc. miteinschließt. Hier gibt es Futter fürs Auge und das nicht zu knapp. Leider aber greift auch hier der Wahnsinn der Wachowskis ein wenig um sich, wodurch das Finale in einem einzigen CGI-Chaos versinkt und jegliche Spannung im Keim erstickt. Einige (visuelle) Ideen schwanken regelmäßig zwischen Coolness und Lächerlichkeit, wodurch der Zuschauer immer zwischen Lachen und Jubel entscheiden muss. Channing Tatum fährt Schlittschuh….in der Luft. Das sieht genauso cool und lächerlich aus, wie es klingt.
Dazu gesellen sich noch jede Menge Logiklücken und ein grausam schlecht spielender Eddie Redmayne (weniger seine Schuld, als die des Drehbuchs). Es würde nicht wundern, wenn er dieses Jahr für den Oscar und die goldene Himbeere gleichzeitig nominiert werden würde. Auch Sean Bean scheint sich bei all den unfreiwillig komischen Dialogen zu fragen, wie er sich von „Game of Thrones“ an das Set dieses Films verirren konnte.
„Jupiter Ascending“ hatte Potential. Schließlich bietet die Idee großartiges Material für einen Science Fiction. Doch die Wachowskis versinken mit „Jupiter Ascending“ weiter in die Bedeutungslosigkeit und es würde verwundern, wenn sie für ihren nächsten Film ein ähnlich ansehnliches Budget zur Verfügung gestellt bekommen. Vielleicht ist ein Schritt zurück der Schritt in die richtige Richtung. Zu wünschen wäre es ihnen.
©Warner Bros.
BEWERTUNG: 4,5/10Titel: Jupiter AscendingFSK: ab 12 freigegebenLaufzeit: 127 MinutenErscheinungsjahr: 2015Genre: Science FictionRegisseure/Autoren: Lana und Andy WachowskyDarsteller: Mila Kunis, Channing Tatum, Eddie Redmayne, Sean Bean, Douglas Booth, James D'Arcy, Vanessa Kirby, Doona Bae