Schließe deine Augen – Bird Box

Von Buecherchaos @FranziskaHuhnke

Bird Box

Schließe deine Augen

Josh Malerman

penhaligon, 2015

978-3764531218

19,99 €

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Malorie ist hochschwanger, als immer mehr Menschen aus aller Welt von einem schrecklichen Wahnsinn befallen werden und sterben. Gleichzeitig häufen sich die Meldungen von etwas Unheimlichem, dessen bloßer Anblick die Raserei auslösen soll. Schon bald herrscht überall gespenstische Ruhe. Die wenigen Überlebenden haben sich in kleinen versprengten Gruppen zusammengefunden und verbarrikadieren sich in ihren Häusern. Malorie versucht alles, um die Menschen, die sie liebt, zu beschützen – in einer Welt, die von vier Wänden und verdunkelten Fenstern begrenzt wird. Und in der man den Tod erblickt, sobald man nur die Augen öffnet …

Malorie hat die Augen geschlossen  – schon lange. Wie sieht helles Licht aus? Vögel? Rasen? Alles Fragen, die sie sich nicht  mehr stellt. Ihr Leben dreht sich um das Überleben ihrer Kinder und um die Hoffnung, dass es für sie besser wird. Wenn alles verrückt wird: Wo ist dann die Insel, die dir Ruhe bringt?

Ihre Kinder sind sehr wichtig, werden aber seltsamerweise kaum beschrieben. Ihr Verhalten ist ruhig und Kindern fast nicht ähnlich. Aber eine verrückte Welt erfordert andere Kinder. 

Es ist eine Vorstellung, die ich überhaupt nicht mag: Blind sein, obwohl man Augen hat, die sehen können. Der Schrecken ist im Sichtfeld und dann dreht der Mensch durch. Deswegen ist die ganze Geschichte sehr einfach gestrickt, denn kein Mensch darf einfach so “sehen”. 

Ich glaube ja, das der Schrecken im Buch daran liegt, dass ich mir selber vorgestellt habe, nichts mehr sehen zu dürfen. Es gruselte mich, wenn Malorie erklärte, wie sie ihren Kindern beibrachte zu hören, wie sie immer gehorchen mussten und Malorie selbst nicht wusste, was sie ertasten würde.

Die Handlung ist dabei recht einfach: sie will ihren Kindern ein besseres Leben ermöglichen. Eines mit etwas weniger Angst. Eine Ausweg kennt sie die ganze Zeit, der Leser wird erst Stück für Stück heran geführt und weiß nicht alles, was sie weiß. Dies ist auch der Spannungsbogen, der hauptsächlich aufrecht erhalten wird, in dem wir immer wieder in Malories Vergangenheit schauen dürfen.

Ein anderer Spannungsbogen ist natürlich die Frage danach, was die Menschen verrückt macht und wie sie damit umgehen. Es gibt einige Szenen, die ich wirklich blutig und gruselig fand. Es waren offensichtliche Stellen, denn der andere Grusel á la King ist eher unterschwellig und hat mit dem Verlust des Sehens zu tun.

Bei mir hat dieser Grusel sehr gut funktioniert. Immer wieder erwischte ich mich, dass ich Luft holen musste zwischen den Seiten und erst einmal innehielt. Malorie ist mir eine Zeit lang richtig unsympathisch, da sie normale Dinge nicht getan hat und sehr barsch mit ihren Kindern umgeht. Aber mit der Zeit verstehe ich auch dieses Verhalten.

Warum es aber nur vier Bücherpunkte gibt? Ganz einfach! Das Ende geht ohne großen Knall zu Ende und bietet mir noch nicht einmal eine komplexe Antwort auf die wichtigste Frage. Schade, denn die Idee war brillant! 

Bird Box hat kein außergewöhnliches Cover, aber ein sehr eindringliches. Es passt auch perfekt zum Inhalt und verrät nicht zu viel.

Ein Thriller, der mich wirklich mitgerissen hat und mit wenigen Seiten viel Grauen aufbauen kann. Schade ist, dass ich keine Antwort auf die große Frage bekommen habe, aber da ich Gänsehaut hatte, kann ich damit leben!