Mit den ersten warmen Sonnenstrahlen ist es nicht mehr zu leugnen: Bald ist Frühlingsanfang - traditionell verbunden mit neuer Frische, Leichtigkeit und Freiheit.
Für die warme Jahreszeit gilt: „Life is Simple“ - im Alltag wie auch in der Mode. Die Designer befreien sich vom Detail-Ballast und begeistern in der kommenden Saison mit puristischer Eleganz im großen Stil.
Less is More
Der „schlichte“ Stil hat sich in der Mode inzwischen einen großen Namen gemacht. Er prägt inzwischen die Handschrift vieler bedeutender Designer. Die Deutsche Jil Sander wurde sogar als seine Königin gekrönt und gilt als „Queen of Less“. Sie herrscht über den „Clean-Chic“ wie keine andere, was sie abermals mit ihren aktuellen Entwürfen unter Beweis stellt. Gradlinig bis ins letzte Detail schneidert sie ausgestellte, kastige Kurz-Tops zu 7/8-Herrenhosen oder knielangen Bleistiftröcken mit einfachem Schlitz. Wer dies für langweilig hält, irrt jedoch. Feiner verwobener Jaquard-Stoff, weiche Sorbetfarben, ein vereinzeltes Multi-Color-Muster und ein verstecktes Volumenspiel mit Falten überraschen bei näherem Betrachten.
Ebenfalls für seine stillen Stoffkonstruktionen bekannt ist das Label Calvin Klein; mittlerweile seit zehn Jahren schon unter der kreativen Leitung von Francisco Costa. Als Meister der Zurückhaltung beweist er mit seinen Jubiläums-Designs, wie spannend puristisch sein kann: fransige Innensäume, Patchworkmuster mit transparenten Stoffdetails und hier und da aus den Kanten eines Kostüms aufblitzende Farbe - dekonstruierter Minimalismus in seiner schönsten Form.
Aus der Reihe getanzt
Die simplen Schnitte und reduzierten Silhouetten lassen oft eine gewisse Androgynität mitschwingen. Anzüge, wie sie Stella McCartney diesen Sommer zeigt - aus überlangen Boyfriend-Blazern und Westen - sorgen für maskuline Fashion-Momente in der Damenmode. Jedoch überzeugen alte Bekannte mit einem Gender-Umschwung: Der klassische Overall hat sein Arbeiterimage abgelegt und ist nun ein beliebter und vor allem edler Begleiter im Nachtleben – wie beispielsweise das schwarze Modell von Jason Wu mit glänzendem Revers und abgeschnittenen Ärmeln. Der hochgeschlossene Rollkragen zeigt seine verruchte Seite, indem er zu transparenten Stoffen kombiniert wird, biedere Etuikleider bekommen Ausschnitte bis zum Bauchnabel verpasst - „klassisch und zeitlos“ rebelliert nun und wird sexy.
Gut, dass sich da noch einige bravere Modelle zu benehmen wissen: Ton-in-Ton-Duos aus langen Mänteln über eleganten Kleidern sind der Inbegriff des edlen Understatement-Looks, der die Blicke beim Sonntagsspaziergang auf sich zieht. Schnörkellose Fluid-Dresses aus fließenden Stoffen sind edel und luftig; im Sommer der perfekte Begleiter. Und nicht zu vergessen: Mit dem ewigen Dauerbrenner Schwarz-Weiß ist man im diskreten Look aus messerscharfen Linien und Kontrasten zu jedem Anlass gekonnt angezogen.
Klassiker neu interpretiert
Raus aus der Fremdbestimmung, rein in die Selbstbestimmung: Das Verführerinnen-Image gegen den stilsicheren Purismus eingetauscht hat in dieser Saison das Bustier. Die Designerin Muiccia Prada will „Frauen zum Kämpfen inspirieren“ und schafft eine Neuinterpretation der Waffe der Frau - mit urbanem feministischen Ansatz. Ohne jegliche sexistische Anspielung, sondern mit klaren Linien und Farben trägt ihre Kundin das Bustier jetzt über den Oberteilen. Immer noch ohne Ärmel und Träger, aber ebenfalls ohne Rüschen und Spitze schicken auch andere Designer ihre Bustiers über den Laufsteg. Stoffdetails und einfache Muster bestimmen den strengen Ton der neuen Bustier-Ära.
Auch das beliebte „Kleine Schwarze“, laut Coco Chanel die Uniform für alle Frauen mit Geschmack, ist zurück. Mit simpel fallenden Schnitten und gradlinigen Silhouetten gibt es den Klassiker nun auch in Schneeweiß und mit einer erfreulichen Neuheit: Statt den dauer-angeordneten High-Heels trägt Frau dazu nun flache Sandalen oder sogar Sneakers, wie z.B. die coolen neuen Modelle von Chanel. Betonte Lässigkeit mit historischem Chic - die Sommermode wird einfach und bezaubernd!
Bildnachweis: Vidal Sassoon / Textnachweis: fashionpress.de