Schlechtes Fahrradklima – ein offener Brief an die Stadt Bonn

Hallo Bonn, ich möchte dir etwas sagen. Und weil man bei Kritikgesprächen ja am besten mit was Nettem anfängt, damit der Empfänger milde gestimmt ist, möchte ich dir sagen: Ich mag dich. Ich leb gern hier. Du bist meine Heimat.

Aber – und jetzt kommt die Kritik: Wir müssen reden.

Über diese Sache mit dem Fahrradfahren. Schlechtes Fahrradklima – ein offener Brief an die Stadt Bonn

Der ADFC, der Allgemeine Deutsche Fahrradclub, erfasst momentan wieder das Fahrradklima in Deutschland. Das macht er regelmäßig und bildet anhand der Bewertungen der Bevölkerung ab, in welchen Städten Fahrradfahren Spaß macht. Und in welchen es eher Stress ist. Fahrradklima-Test nennt sich das dann. Bis 30. November 2018 kann man noch mitmachen – und, liebe Bonner, bitte macht mit!

Denn vielleicht möchtet ihr ja noch etwas ergänzen. Ich habe meine Bewertung zur Radsituation in Bonn bereits abgegeben. Drei Punkte möchte ich aber noch mal besonders hervorheben, da sie meine tägliche Radfahrerfreude schmälern:

Thema Gefahr 

Ein ganz konkretes Beispiel: Kölnstraße. Sie gehört mit zu meinem Arbeitsweg. Immer noch, obwohl ich hier im Januar einen Fahrradunfall hatte. Mir ist nichts passiert, weil ich gefühlt mein gesamtes Glück des Jahres bei dem Sturz aufgebraucht habe. Seitdem fahre ich mit Fahrradhelm. Gefährlich bleibt die Kölnstraße trotzdem: Zwischen den Straßenbahnschienen, parkenden Autos und schlecht einsehbaren Ausfahrten ist an einigen Stellen nicht mal ein einen Meter breiter Streifen für Radfahrer frei. Da ist es schon fast ein Hohn, vom Ordnungsamt überholt zu werden, deren Wagen auf der Heckscheibe alle verziert sind mit dem Aufkleber, dass Autos 1,5 m Abstand zu Fahrradfahrern einhalten sollen (was im Übrigen auch niemand macht).

Ein weiteres ganz konkretes Beispiel: Der Bertha.

Also wirklich, Bonn, wer hat sich bitte diese Straßenführung ausgedacht? Von links nach rechts: Zwei Spuren für Autos, dann der Fahrradweg und dann die Spur für Busse. Zwischen zwei Ampeln, auf nicht mal 100 Metern, müssen Autos, die rechts abbiegen wollen, über den Fahrradstreifen nach rechts ziehen, während Busse, die NICHT rechts abbiegen wollen, über den Radstreifen nach links ziehen. Und dazwischen: Radfahrer. Mich wundert, dass hier nicht täglich etwas passiert.

Thema Gegenverkehr 

Fahren wir meinen Arbeitsweg doch einfach mal weiter ab. Nach dem Bertha kommt die Kennedybrücke. Ok, die hat auf beiden Seiten einen gut von der Autofahrbahn abgetrennten, breiten Fahrradweg. Und wenn man erst mal die Steigung geschafft hat, ist die Abfahrt rasant.

Und genau dann tut sich die Frage auf: Warum um alles in der Welt ist es hier erlaubt, den Fahrradweg in beide Richtungen zu benutzen?

Ich fahre gerne schnell. Das bedeutet aber auch, dass ich oft andere überholen muss, die mich mit ihren kaputten, rostigen, auseinanderfallenden Rädern oder aufgrund ihrer windfang-artige aufgeblähten Mäntel ausbremsen. Wenn man überholt, braucht man Platz, den man nicht hat, wenn der Gegenverkehr sich gerade die Brückensteigung hinaufquält (ja, quält. Habe da noch nie jemanden lachen gesehen, außer ich treff da zufällig Leute, die ich kenne. Die lächeln dann kurz.) Die Brücke hat Fahrradwege auf beiden Seiten – warum dann nicht auch entsprechend der Fahrtrichtung benutzen?

Das mit der Fahrtrichtung scheint aber ein generelles Problem zu sein, denn es gibt ja auch noch den ungeplanten Gegenverkehr. Auf den allermeisten Radwegen in Bonn sind ernsthaft Pfeile drauf, die anzeigen, in welcher Richtung der Radweg zu benutzen ist – als ob sich das nicht von selbst ergeben würde. Nein, tut es nicht. Und so hat man an den kuriosesten Stellen Gegenverkehr, mit dem man eigentlich nicht rechnet, was in meinen Augen eine große Unfallgefahr darstellt. Besonders beliebt ist dieses Verhalten übrigens auf allen Radwegen, die auf die Kreuzung Kölnstraße/Kaiser-Karl-Ring hinführen. Gegenverkehr in Kurven, an Ampeln und mitten auf der Kreuzung – beinahe jeden Tag. Ich zweifle daran, dass die Radfahrer in Bonn verstehen, was die Pfeile auf der Fahrbahn bedeuten.

Thema Glasscherben  

Wer meinen Weg mit mir fährt, ist mittlerweile am Beueler Rheinufer angekommen. Nicht nur hier, hier aber im Besonderen, fällt mir ein Ärgernis immer wieder auf – und hat auch schon für mehr als einen Platten in diesem Jahr gesorgt: Glasscherben.AUF.DEM.RADWEG.

Muss man eigentlich nicht mehr zu sagen.

Außer vielleicht: WIESO?

Und wo ist Bonn.Orange an diesen Morgen? Denn es sind meist Morgen. Nach Karneval zum Beispiel. Oder nach Neujahr. Oder nach lauen Sommerabenden. Oder nach dem Wochenende.

Zugegeben, dieses Thema führt vielleicht nicht direkt zu Unfällen und zur Gefährdung von Radfahrern. Aber: Es macht Radfahren unattraktiv. Wer hat schließlich Lust, jeden Monat Geld in neue Reifen und Reparaturen zu investieren?

Solange Fahrradfahren in Bonn so umständlich und unattraktiv bleibt, werden wir das mit der Klimawende nicht schaffen. Da hilft auch kein Dieselverbot in der Innenstadt. Und der ÖPNV ist eh schon überlastet. Also, Bonn, warum machst du es den Radfahrern nicht ein bisschen schöner? Und Radfahrer: Warum macht ihr euch das Leben selbst oft so schwer?

Schlechtes Fahrradklima – ein offener Brief an die Stadt Bonn

Mitdiskutieren unter #fkt18 #radklima

Und wer mehr wissen will über Fahrradeskapaden in Bonn, dem könnte meine Kolumne „Mein Fahrrad und ich“ gefallen.


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