Schlechte Zeiten für Schatzsucher

Haben Sie auch schon mal davon geträumt, einen vergrabenen Schatz zu finden? Hobbyarchäologen machen tatsächlich erstaunliche Funde. Doch ein neues Gesetz soll ihnen einen wichtigen Anreiz nehmen: den Finderlohn.

Roberto Carelli ist einer von zahlreichen Sondengängern in Hessen, die mit Wissen der Denkmalschutzbehörde regelmäßig auf Schatzsuche gehen. Er war es auch, der im August 2010 auf einem Acker in Frankfurt Nieder-Eschbach sensationelle Funde machte: Bronzefragmente einer lebensgroßen römischen Reiterstatue sowie einen bedeutenden Münzschatz, die unter großem Presserummel im Frankfurter Archäologischen Museum gezeigt wurden. Doch jetzt will Hessen das so genannte “Schatzregal” einführen. Das würde bedeuten, dass alle Bodenfunde, also zum Beispiel archäologische Grabungsstücke, ausnahmslos dem Land gehören sollen. Finder und Besitzer des Grundstückes gehen dann, anders als bisher, leer aus.

Sensation auf dem Acker

Jeden Fund, den Roberto Carelli macht, muss er melden und exakt dokumentieren. Stundenlang marschiert er über Äcker und Felder und hört darauf, welche Töne seine Sonde von sich gibt. Klingt es dumpf, ist es etwas aus Eisen, hellere Töne versprechen Edelmetall. Was begeistert den Sozialarbeiter aus Frankfurt an seinem Hobby? “Mir macht das Spaß in der Natur, Ruhe zu finden und Geschichtliches beizutragen.” Für eine Sensation sorgte Carelli mit dem Fund in Frankfurt Nieder-Eschbach.

Auf seine Meldung hin fanden Archäologen weitere Stücke, beispielsweise einen seltenen Goldring. Doch jetzt hat Roberto Carelli Angst, dass ihm die Freude vergehen könnte. Eine neue Regelung soll die Rechte der Hobbyarchäologen stark einschränken. Dem Landtag liegt ein dringlicher Gesetzentwurf vor. Gesetz soll Schatzsucher stoppen Die Initiative kam vom Landesarchäologen Egon Schallmayer, der kein sonderlicher Freund von privaten Sondengängern ist. Er sieht die Gefahr, dass aus “Fundzusammenhängen nur die Metallfunde herausgerissen werden und dann der archäologische Befund in seiner wissenschaftlichen Auswertbarkeit eingeschränkt ist.” Ein noch größeres Problem sieht Schallmayer in der finanziellen Regelung. “Derjenige, der was findet, erwirbt daran die Hälfte des Eigentums, die andere Hälfte gehört demjenigen auf dessen Grund oder in dessen Besitz er was gefunden hat und das schafft regelmäßig natürlich Schwierigkeiten, weil das Land, wenn es bestimmte Funde für sich haben möchte, einkaufen muss.”

“Schatzregal” soll Eigentum regeln

Ein aufwendiges Verfahren, das den Landesarchäologen ärgert. Deshalb fordert er die Einführung eines sogenannten “Schatzregals”: Demnach gehören alle Funde automatisch dem Land. Der Finder geht leer aus. Düstere Aussichten für die hessische Archäologie, meinen Kritiker des Schatzregals wie Frank Berger, Münzexperte und Kurator am Historischen Museum in Frankfurt. Er befürchtet, dass ein solches Gesetz großen Schaden anrichtet. Der Ehrliche wird bestraft “Das Ergebnis dieser Sache wird sein, dass Schätze gar nicht mehr gemeldet werden, es wird ja der Ehrliche bestraft und die Unterschlagung befördert.” Berger fürchtet einen so genannten Fundtourismus. “Die Schätze werden über Landesgrenzen dahin gebracht, wo man sie machen darf, wo man auch eine Belohnung bekommt, und da ist ein doppelter Schaden da, einerseits bekommen wir in Hessen nichts mehr und andere Länder eine falsche Meldung.” Anderseits: die jetzige Regelung belastet das Land: Mehrere hunderttausend Euro mussten an Entdecker oder Grundeigentümer bezahlt werden. Viele Funde sind Sondengängern zu verdanken Frank Berger dagegen hält das Geldargument für vorgeschoben: “Alle wirklich wichtigen Funde kommen in die öffentliche Hand und wirklich ein Vermögen kostet das nicht. Zwar werden viele Funde gerade von Sondengängern gemacht, aber anderseits haben wir diese Funde auch und es ist nicht die Archäologie, die diese Funde entdeckt hat. Bei vielen sehr wichtigen Funden der letzten Zeit waren es Dritte, deshalb bleiben wir dabei, geben wir eine Belohnung, wo sie richtig ist.” Roberto Carelli wartet immer noch auf seine Entschädigung, dabei hat er alle seine Fundstücke von Frankfurt Nieder-Eschbach dem Denkmalamt übergeben. Er fühlt sich nicht wertgeschätzt. In Kürze wird über die Einführung des Schatzregals entschieden. Der Landtags-Ausschusses für Wissenschaft und Kunst hat in dieser Woche beschlossen, dass es am 23. Februar eine öffentliche mündliche Anhörung geben soll. Die Auswertung der Anhörung folgt dann am 6. April. Ein Bericht von Juliane Hipp

Redaktion: cawo

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