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Stefan Sasse kenne ich schon seit etlichen Jahren: als Autoren hinter dem Blog Oeffinger Freidenker. Der hat sich nun die Mühe gemacht und aus seinem Wissen um die Geschichten der Geschichte zwei Bücher gemacht: Schlaglichter auf die Geschichte.
Ich bin nicht mit all seinen Analysen einverstanden; mir kommt es manchmal so vor, als wäre Stefan Sasse einen Hauch zu unkritisch mit Entwicklungen und geschichtlichen Vorgängen in den USA. Doch das ist so ziemlich meine ganze Kritik an den Büchern.
Denn sie decken ein großes Feld ab: von der Hochzeit der Griechen – der Antike also – über die römische Zeit bis zur aktuellen deutschen Geschichte spannt sich sein Bogen. Wobei seine Kenntnisse vor allem der Antike und der Neuzeit hervorragend sind; seine Analysen und Beschreibungen des Mittelalters jedoch kommen mir etwas fragwürdig vor.
Wenn er schreibt:
Es war die Kirche, die im Mittelalter aktiver Förderer von Kunst und Wissenschaft gleichermaßen war. Sie förderte Kopernikus ebenso wie Galilei und war in der Lage, deren sachliche Fehler zu erkennen und zu diskutieren. Erst als sich Galilei aktiv zu profilieren versuchte, indem er – in einer falschen Sachfrage! – aggressiv gegen den Klerus Stellung bezog, wurde die Sache politisch, und je mehr sich die Humanisten von der Kirche abzugrenzen versuchten und ihr ihr bisheriges Bildungsmonopol entrissen, desto mehr entwickelte sich die Kirche zu einem Hort der Reaktion, in dem die Wissenschaften keinen Platz mehr fanden.
dann ist das nicht ganz korrekt. Denn die Kirche – insbesondere die Klöster – waren zwar tatsächlich ein “Hort der Gelehrsamkeit” – aber nur für ein “genehmigtes” und genehmes Wissen. Weiteres findet sich (u.a.) bei Umberto Eco.
Sehr interessant im ersten Band ist der Artikel “Eine kurze Geschichte der Migration in die BRD”. Sasse verweist hier auf das bereits 1979 veröffentlichte “Kühn-Memorandum”, in dem der ehemalige nordrhein-westfälische Ministerpräsident Heinz Kühn sehr vernünftige Vorschläge zur Integration macht, die bis heute nicht umgesetzt wurden. Ich habe nach dem Dokument gesucht – und es gefunden.
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Spannend und aus neuem Blickwinkel betrachtet ist im zweiten Band Sasses Blick auf den Vietnamkrieg. Hier kommt er Barbara Tuchman sehr nahe. Auch seine Analyse der Frauenemanzipation ist absolut lesenswert. Und seine Geschichte des 2. Weltkrieges hat auch mir einige Tatsachen neu erschlossen – und dabei dachte ich immer, ich sei in diesem Teil der Geschichte recht “fit”.
Abschließend: ich habe die beiden Bücher in den Weihnachtstagen gelesen und bin zufrieden, dass ich mir die Zeit dazu nehmen konnte. Denn es lohnt sich allemal. Selbst wenn ich an einigen Stellen eine Art Widerstand gegen das Geschriebene verspürte: ich habe ein paar Dinge gelernt, andere aufgefrischt und wenige noch nie gehört.
Ich hoffe, Stefan Sasse schreibt auch noch einen dritten Band; die Bücher kosten nicht viel und sind als Nachschlagewerke und um sich einen Überblick über so manch ein geschichtliches Ereignis zu verschaffen hervorragend geeignet. (Zu den genauen Inhalten verweise ich auf die unten stehenden Amazon-Links).
Nic
Stefan Sasse, Schlaglichter auf die Geschichte, Band 1, Kindle Edition, ASIN: B007T8FKII, 4,90 Euro
Stefan Sasse, Schlaglichter auf die Geschichte, Band 2, Kindle Edition, ASIN: B009S7029U, 6,17 Euro