Schlag, Scherbenhaufen und Neugestaltung

Schlag, Scherbenhaufen und Neugestaltung – eine reißerische Überschrift. Populistisch und griffig. Aber kaum jemand wird erahnen können, wie tief das in die Realität hineingreift. Ich möchte hier auch nicht zum stundenlangen Jammern ansetzen. Jammern nutzt wenig, aber irgendwie kann das Ganze auch ein Stück Warnung und Exempel sein. Ich bin ja nicht der Einzige, der aufgrund eines einschneidenden Ereignisses aus dem Rennen genommen wurde. All jene, denen es so ähnlich geht wie mir, stehen vielleicht vor ähnlichen Problemen. Tipp, Ratschläge oder Verfahrensvorlagen kann ich nicht geben, aber ich kann über meine eigenen Bemühungen erzählen. Vielleicht sind darin Hilfen und Denkanstöße für andere Betroffene verborgen. Und wer nicht betroffen ist, findet am Schluss meines Wortschwalls ein tolles Angebot. Wer da zuschlägt hat ein Schnäppchen gemacht und für mich ist das eine Hilfe. Hierzu aber später mehr.

Schlag, Zwangspause, Scherbenhaufen, Neuaufbau

Schon die Überschrift dieses Absatzes klingt wie ein ganzes Regierungsprogramm. Kernige Aussagen verbunden mit Pauschalversprechen für die Zukunft haben schon so manchem Politiker die Daseinsberechtigung gebracht. Bei mir ist es so ähnlich, nur wesentlich näher, direkter und unmittelbarer … weil es in erster Linie mich selbst betrifft. Ich könnte auch eine andere Programmphrase bringen: Der alte Zopf muss ab, um einem neuen Zopf Platz zu machen.

In der Vergangenheit war ich sehr stark mit einer ganz speziellen Sache verbunden. Fotografie. Weiter noch! Ich wollte mitwirken, um die Fotografie auf eine neue Stufe zu stellen und dabei nicht irgendeine Fotografie, sondern die analoge Fotografie. Engagement pur und zu 100%. Letztendlich hat dieses Streben zum großen Knall beigetragen … der Schlag. Mit einem Schlag kam die Zwangspause, mit einem Schlag konnte ich nicht mehr das ausüben, was zu meinem Lebensinhalt über viele Jahre geworden war.

Scherbenhaufen

Es klingt krass … ich kann aktuell nicht mehr wie gewohnt fotografieren. Das ist für mich persönlich der größte Scherbenhaufen. Daran verzweifele ich fast … aber ich habe keine Lust aufzugeben. Ich will und werde wieder so fotografieren können, wie ich vorher fotografiert habe. Das steht für mich fest. Vielleicht werden es in Nuancen andere Aufnahmen sein, aber ich will wieder fotografieren können.
Was ist eigentlich das Problem?
Bei mir funktioniert zurzeit die Feinmotorik nicht so sauber, wie ich sie für gute Bilder benötige.

Mein Manko beim praktischen Fotografieren greift mich persönlich am meisten an. Aber eigentlich ist das weniger prekär als die Tatsache, nicht mehr der große Treiber und Kümmerer im analogen Fotoladen zu sein. Mit dem Schlag wurde ich dort raus gerissen, durch meine auf unbestimmte Zeit ausgelegte Zwangspause musste unvermittelt und unvorbereitet der „General“ ersetzt werden. Zudem ist es aus heutiger Sicht unbestimmt, wann ich meine „alte Rolle“ in diesem Spiel wieder besetzen kann. Dieser Tatsache muss ich ins Auge schauen und es scheint eindeutig, dass die notgedrungen eingetretene Veränderung nicht mehr rückgängig zu machen ist. Endgültige Tatsachen und fertig.

Flüchtig betrachtet ist das der größte Scherbenhaufen. Genauer betrachtet hat sich daraus etwas entwickelt, was zwar nicht mehr zu 100% deckungsgleich mit meiner Prägung ist, aber in der Praxis hervorragend funktioniert. Für mich ist das die wichtigste Lehren: Ich bin nicht unentbehrlich. Auch wenn ich teilweise andere Vorgehensweisen und Wege gewählt hätte, sind die Ergebnisse gut.

Neuaufbau

Ich habe losgelassen und bin zurückgetreten. Notgedrungen. Jetzt schaue ich gewissermaßen mit Abstand auf die Dinge und mir fällt dabei einiges auf. Manchmal habe ich beim Beobachten sogar ein echtes Aha-Erlebnisse. Mein erstes Aha-Erlebnis: Mir fällt mir schwer, Abstand zu halten und mich nicht einzumischen. An dieser Stelle muss ich mich noch an den Wechsel vom Entscheider zum Berater gewöhnen, aber je länger der Prozess dauert, um so besser gelingt das. Mein zweites Aha-Erlebnis hängt eng damit zusammen: Es funktioniert auch ohne mein Zutun. Letztendlich rundet mein drittes Aha-Erlebnis das Ganze ab: Ich fühle mich jetzt besser und „leichter“. Also kann ich mich nun auf meine eigene Sachen konzentrieren.

Ich komme nicht drum herum, ich muss Neues gestalten. Es geht darum für die Zukunft der Gefahr eines erneuten Schlags aus dem Weg zu gehen. Das ist mir das wichtigste Anliegen. Und dann muss ich auch darüber nachdenken, wie ich in Zukunft meinen Lebensunterhalt verdiene. Ganz ehrlich, ich habe noch keine Ahnung wie wie das alles aussehen soll. Ein neues „Gesamtkonzept“ hab ich noch nicht. Besonders das „Geldverdienen ohne Stress“ will sich mir noch nicht so richtig erschließen. Im Grunde muss ich eine Entscheidung treffen, was ich zukünftig machen möchte. Dabei ist es für mich wichtig festzustellen, wo in der Vergangenheit prägnante Stresspunkte lagen.

Mit Sicherheit werde ich in Zukunft wieder in der analogen Fotografie mitmischen … aber in deutlich geringerem Umfang wie bisher. Den Status Fotokummerkasten der Nation gebe ich ab. Diese zweifelhafte Ehre mag nehmen wer will … in der Vergangenheit wurde das immer mehr zur Last. Viele Rat- und Hilfesuchende haben sich leider als Vampire erwiesen. Vampire saugen bis zum letzten Tropfen aus, ohne eine Gegenleistung zu erbringen. In Zukunft brauche ich mein Blut für mich alleine, also gebe ich Vampiren keine Gelegenheit mehr.

In enger Verbindung mit der Abgabe des Fotokummerkastens steht auch eine andere Sache. Ich werde nicht mehr ständig und unablässig über die Verbesserung und Erweiterung der analogen Fotografie nachdenken. Natürlich kann ich meinen Kopf nicht abstellen, aber neueste Erkenntnisse werde ich nicht mehr in die Breite streuen und neue, kaufbare Produkte zur Reife treiben. Es mag ja sein, dass au der einen oder anderen Idee ein kauffähiges Produkt entsteht. Dann ist das so. Aber in der Hauptsache werde ich Neuigkeiten und Entdeckungen an die mir Nahestehende weitergeben. Das erspart jede Menge Stresspunkte. Da bin ich mir sicher und ich freue mich darauf wieder mehr mit meinen Freunden zu diskutieren und nicht gegen allerlei Missgunst zu kämpfen.

So, jetzt geht es mir viel besser. Nachdem ich öffentlich meine Lossagung von der „Auskunftspflicht“ verkündet habe, fühle ich mich richtig erleichtert.

Kein Plan, nur vorbei huschende Gedanken

Bis zu meinem Schlaganfall habe ich tatsächlich gedacht, die Welt liegt mir zu Füßen und ich könnte alles machen. Alles! Dann kam der Schlag und die Welt hatte sich von einer Sekunde auf die andere verändert. Einiges geht nicht mehr, Anderes verbietet sich, Manches ist nicht ratsam, Diverses will ich nicht (mehr). Eine vertrackte Situation. Locker wäre ich raus, wenn ich in Zukunft eine Trinkhalle „Bacchus All Inclusive“ betreiben und Pennerglück vom Fass ausschenken würde. Aber irgendwie scheint das nicht der Weisheit letzter Schluss zu sein.

Mittlerweile habe ich lang und breit darüber nachgedacht, in welcher Form ich die Zukunft gestalten kann. Bisher empfand ich keine der sich bietende Option als vielversprechend an. Aber warum soll man immer die Zukunft vollkommen neu meißeln? Vielleicht ist es sinnvoller, den Spieß einfach umzudrehen und sich von Dingen befreien, die bisher nicht fertiggestellt wurden. Da fallen mir zum Beispiel die Versuche für eine eigene Fotoemulsion ein. Ich habe dafür viel Zeit aufgewendet und unterm Strich doch nichts erreicht, was meinen eigenen Qualitätsmaßstäben auch nur annähernd genügen konnte. An der Fotoemulsion bin ich fast verzweifelt. Niemand ahnt, wie viele Stunden bis tief in diverse Nächte hinein da draufgingen. Raus damit!

Aber ein wenig Spaß möchte ich damit doch noch haben. Ich verkaufe einige Bilder, die bei den Versuchen entstanden sind. Zum Beispiel dieses Bild. Wer will es haben? Es ist ein Versuch einer Ausbelichtung auf selbstgemachter Fotoemulsion … aufgestrichen auf schweres Büttenpapier. Es ist ungefähr so groß wie eine Postkarte. Ich rufe 30 € auf!* Ein echter Trout mit Signatur und Schweißeinsickerungen vom Meister persönlich 😉 Wer es haben möchte, meldet sich bitte hier auf dem Blog oder per E-Mail. Die erste Meldung erhält den Zuschlag.

Fotoemulsion_Gelatine_001

Ausbelichtung auf selbstgemachter Fotoemulsion. Das Bild ist zu verkaufen!

Ist das doch ein gutes Angebot, oder? Aber wie es immer ist, nicht jedes Bild findet seinen Liebhaber. Für mich ist aber der Abschluss mit der Sache wichtig. Deshalb gilt das Angebot für den Verkauf ab jetzt 2 Wochen. Wenn es bis dahin nicht verkauft wurde, werde ich es verbrennen … das Video zeige ich dann auch auf meinem Blog.

*Preisnennung plus Versandporto


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