Schlaft gut, ihr fiesen Gedanken

Von Buecherchaos @FranziskaHuhnke


| Schlaft gut, ihr fiesen Gedanken | John Green  | Übers. Sophie Zeitz | Hanser, 2017 |  978-3446259034 | 20,00 € | 

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Die 16-jährige Aza Holmes hatte ganz sicher nicht vor, sich an der Suche nach dem verschwundenen Milliardär Russell Pickett zu beteiligen. Sie hat genug mit ihren eigenen Sorgen und Ängsten zu kämpfen, die ihre Gedankenwelt zwanghaft beherrschen. Doch als eine Hunderttausend-Dollar-Belohnung auf dem Spiel steht und ihre furchtlose beste Freundin Daisy es kaum erwarten kann, das Geheimnis um Pickett aufzuklären, macht Aza mit. Sie versucht Mut zu beweisen und überwindet durch Daisy nicht nur kleine Hindernisse, sondern auch große Gegensätze, die sie von anderen Menschen trennen. Für Aza wird es ein großes Abenteuer und eine Reise ins Zentrum ihrer Gedankenspirale, der sie zu entkommen versucht.

In der Jugendbuchsparte gibt es immer wieder Krankheiten, die Hochkonjunktur haben. Krebs ist eine böse Geschichte, Magersucht war lange Thema und nun scheinen sich die Bücher zum Thema „Angststörungen“ zu häufen. Ich will keinem dieser Bücher, die Daseinsberechtigung absprechen, es gibt immer wieder wichtige Themen. Trotzdem muss so ein Buch gut sein. Inhaltlich, wenn es geht sachlich korrekt und es muss berühren, denn sonst wirkt das Thema an sich nicht. Man will sich schließlich – und das klingt doof – gerne mit dem traurigen Thema beschäftigen.

Als am Horizont das neue Buch von John Green erschien, war klar: Das muss ich haben. Als Liebhaberin von „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ hoffte ich, auf ein Buch, das mich wieder so sehr zum Weinen bringen würde. Ich bin keine Leserin, die immer ein gutes Buch von John Green erwartet, denn wenn ich zugeben müsste, wie viel ich von ihm gelesen habe, dann sind es gerade einmal drei Stück: „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“, „Will&Will“ und „Die erste Liebe“. Letzteres fand ich besonders schlecht.

Der Autor hat es nicht leicht mit mir. Schön war die Perspektive, die er wählte, um mich in die Geschichte zu bringen. Aza erzählt ihr Leben in der Vergangenheitsform. Eine gute Möglichkeit, um nah dabei zu sein. Wir werden auch sofort in ihre Gedankenspirale hineingezogen. Sie denkt an all die Bakterien in ihrem Körper und über allem thront die Frage: Gehört mein Körper überhaupt mir? Nicht in dem Sinne, dass jemand anders über sie bestimmen würde. Nein, sie hat Angst, dass ihr Körper von Bakterien regiert wird und sie eigentlich fast keine Wahl hat.

Ihre Ängste sind für den Leser sehr irrational. Trotzdem versucht John Green sie gut, langsam und ausführlich zu erklären. Wir sind dabei, wenn sie die Gedanken immer tiefer hinab fressen und die Zwangshandlungen Aza überwältigen. Leider, leider bleibt der Rest auf der Strecke. Warum macht sie das? Mit was fingen ihre Ängste an? Liga es nur daran, dass sie früh ihren Vater verlor? War sie schon immer so? Alles Fragen, die gar nicht geklärt werden. Für mich fehlt dadurch ein Stück ihres Charakters und ich kann nicht viel mit Aza anfangen.

Allem voran versuchen wir noch das Verschwinden von Russell Pickett aufzuklären. Aber dieser Erzählstrang versiegt zwischendurch völlig. Okay, sie sollen es nicht tun… Und was machen sie? Sie hören tatsächlich auf! Etwas, was ich nicht nachvollziehen kann. Die zarte Freundschaft und Liebe, die sich dann noch im Buch entwickelt, passt auch nicht recht ins Bild. Es musste wahrscheinlich noch sein und es ist schön, dass Aza etwas Verständnis entgegengebracht wird. Allerdings finde ich die Kombination der Geschehnisse nicht gut gewählt, da immer etwas auf der Strecke bleibt und sich nicht weiterentwickelt.

Dass ich Azas beste Freundin nicht leiden konnte, ist da nur das i-Tüpfelchen. Sie nimmt zum Ende hin so viel Raum ein und ist gemein und eklig, dass ich gar nicht verstehe, wie sie lange Zeit nichts sagen konnte. Eine richtige Freundin ist sie für mich nicht.

Wie ihr lesen könnt: Ich war nicht begeistert. Dennoch liebe ich die Idee mit dem Wendecover und John Green kann gut schreiben. Er findet tolle Metaphern und zeigt, dass jeder Mensch verstanden werden kann. Ich warte jetzt wieder auf den nächsten Roman und denke erst einmal an all die „Schildkröten“.