Auch, wenn er oft nur ein Dasein in der Dunkelheit fristet, ist er im Camping - und vor allem beim Zelten - einfach nicht mehr wegzudenken, sorgt er doch für ruhige und wohlig warme Nächte: der Schlafsack.
Einen kurzen Abriss über Schlafsäcke allgemein habe ich bereits im Blog veröffentlicht. Dass ich dabei wohl nicht allzu sehr in die Tiefe gegangen bin, zeigt mir doch die ein oder andere Email meiner Leser.
Nun gut, beleuchten wir das Thema etwas näher :-)
Die Geschichte des Schlafsacks
Reisende gab es zu allen Zeiten, auch wenn touristische Intentionen früher selten waren. Fahrende Händler, die von einem Ort zum anderen zogen und die Nächte in oder an ihren Karren verbringen mussten, prägten bereits im Mittelalter das Straßenbild. Vermutlich auch noch früher.
Damals begnügte man sich mit Wolldecken oder auch Fellen, um sich vor der Kälte zu schützen.
1899 wurde dann das erste Patent auf einen Schlafsack angemeldet. Ferdinand Jacob aus Köln erfand damit offiziell den Schlafsack, der in seiner ersten Ausführung bereits mit anknüpfbarem Kopfteil und - als Zusatzausstattung - mit einem Gaze-Schleier gegen Insekten ausgestattet war. Auch an Wetterfestigkeit und handlichen Transport hatte Jacob gedacht, denn der Schlafsack brachte bereits einen wasserdichten Überzug mit, ebenso wie eine Transporttasche, in die der Schlafsack verpackt werden konnte, wenn er "außer Gebrauch" war. Auch wog er nur knapp 3 kg - für damalige Verhältnisse sehr leicht - und war so für Wanderungen mit Übernachtung der ideale Begleiter.
Dass die Schlafsäcke seitdem immer weiterentwickelt wurden und mit fortschreitender Textil-Technologie immer leichter wurden, ohne ihre Wärmefunktion zu verlieren, zeigt bereits eine kurze Suche beim Deutschen Patent- und Markenamt. Gibt man hier als Suchbegriff "Schlafsack" ein, erhält man derzeit eine Liste mit 146 Eintragungen, die neben Patenten aber auch sogenannte Gebrauchsmuster enthalten.
Allerdings reicht aber auch der Blick in das ein oder andere Outdoor-Fachgeschäft (online oder offline). Die Zahl der Schlafsäcke überwältigt einen geradezu, und wenn man einmal von Form oder Design absieht, fällt einem die Wahl des richtigen Schlafsackes nicht gerade leicht.
Die Wahl des richtigen Schlafsacks
Schlafsack ist nicht gleich Schlafsack.
Logisch.
Wer eine Expedition in den Himalaya startet, braucht etwas anderes als jemand, der einen Sommerurlaub an Spaniens Stränden verbringt.
Auch logisch.
Dennoch ist das Angebot an Schlafsäcken für den Laien zunächst unübersichtlich. Denn ein schwerer Schlafsack muss nicht unbedingt auch wärmer halten als einer aus leichterem Material.
Wie warm darf es sein?
Dank der 2005 eingeführten EU-Norm EN 13537 sind Schlafsäcke aber mit einer Leistungsangabe ausgestattet, die einen Vergleich möglich macht. Diese Norm differenziert sogar zwischen dem unterschiedlichen Temperaturempfinden von Männern und Frauen und weist für beide getrennte Werte aus:
- Der Komfortbereich (TCom) bezieht sich auf die sogenannte Norm-Frau (60 kg, 25 Jahre, 160 cm). Ehrlich gesagt, finde ich diese Maße doch sehr - nun sagen wir mal - optimistisch. Wenn ich mich so im Bekanntenkreis umsehe, sind die wenigsten Frauen kleiner als 1,65 m... Nun ja, laut EU müssen ja auch Bananen mindesten 14 cm groß sein - man muss halt nicht alles verstehen :-)
- Der untere Grenzbereich (TLim) bezieht sich auf den Norm-Mann (25 Jahre, 70 kg, 173 cm) und weist den unteren Temperaturbereich aus, bei dem dieser Norm-Mann noch bequem eine Nacht verbringen kann.
- Der Überlebensbereich (TExt) bedeutet für die Norm-Frau bereits eine Unterkühlungsgefahr und beschreibt den Wert, bei dem ein Überleben gerade eben noch möglich ist. Daher sollte für eine Kaufentscheidung dieser Wert eine untergeordnete Rolle spielen.
Wenn man also mit dem Kauf eines Schlafsackes liebäugelt, sollte man vor allem den ersten Wert (TCom) im Auge halten.
Leider findet man aber trotz EU-Norm bei vielen Anbietern hierüber keine Angaben, oft auch nur eine etwas schwammige Aussage (wie zum Beispiel "Temperaturbereich von +21 bis -23 °C") und sollte in so einem Fall unbedingt nachhaken.
Die Form des Schlafsacks
Deckenschlafsäcke bieten viel Körperfreiheit, da sie im Prinzip wie eine zusammengeschlagene Decke - per Reissverschluss zum Schlafsack verbunden - funktionieren.
Das ist sehr komfortabel, hat aber einen Nachteil:
Je mehr Raum bzw. Luft im Schlafsack vorhanden ist, desto mehr Raum muss auch erwärmt werden. Je kälter also die Nächte sind und je empfindlicher das Temperaturempfinden des Nutzers ist, desto ungeeigneter werden Deckenschlafsäcke. Sie eignen sich aber durchaus für warme Sommernächte oder zum Übernachten in geschlossenen Räumen wie Wohnwagen, Jugendherberge, Heuhotel etc.
Mumienschlafsäcke dagegen liegen eng an und laufen zu den Füßen hin spitz zu. Sie nutzen dadurch die Körperwärme optimal aus und sind in der Regel für Outdoor-Freunde die bessere Wahl.
Die Wahl des Materials: Daune oder Kunstfaser?
Beide Materialien haben ihre Vor- und Nachteile.
Schlafsäcke aus Kunstfasern haben den Vorteil, dass sie kaum Feuchtigkeit aufnehmen - und wenn doch, diese recht schnell wieder abgeben. Daher werden sie bevorzugt in Gebieten eingesetzt, in denen eine hohe Luftfeuchtigkeit zu erwarten ist. Ist ein Kunstfaser-Schlafsack zum Beispiel bei einer Bootstour oder bei starken Regenfällen richtig nass geworden, trocknet er in der Regel besser als sein daunengefüllter Kollege. Sehr gute Tipps dazu findest du überdies auf schlafsack.net.
Außerdem sind Schlafsäcke aus Kunstfasern auch meist preisgünstiger zu haben als Daunen-Schlafsäcke.
Schlafsäcke, die mit Daunen gefüllt sind, sind da deutlich teurer, trumpfen dagegen mit einem außerordentlich guten Schlafklima und einem niedrigeren Gewicht. Während ein durchschnittlicher Kunstfaser-Schlafsack etwa 2 kg auf die Waage bringt, bleiben Daunenschlafsäcke oft unter der 1-kg-Marke - von Schlafsäcken für Extrembereiche wie das Hochgebirge einmal abgesehen.
Und auch bei Packmaß gewinnt der Daunenschlafsack um Längen.
Der Nachteil bei einem Daunenschlafsack ist allerdings, dass bei hoher Luftfeuchtigkeit die Füllung verklumpen kann und die gute Isolationswirkung flöten geht.
Außerdem stehen Produzenten von Daunenwaren immer wieder in der Kritik, Lebendrupfungen an Gänsen zumindest hinzunehmen. Lebendrupfungen sind grausam und verursachen beim Tier schlimmste Verletzungen - vom Abreißen von Hautteilen bis hin zu Knochenbrüchen. Das Kontrollsiegel "Traumpass", welches an Produkte vergeben wird, die keine Daunen und Federn aus Lebendrupf verwenden, ist da leider nur ein erster Ansatz. Ich habe zumindest in keiner meiner Stichproben einen Daunenschlafsack mit diesem Siegel finden können. Aber ich lasse mich gerne vom Gegenteil überzeugen. Wenn du also einen Daunen-Schlafsack mit diesem Siegel entdeckst, poste es mir doch bitte in die Kommentare!
Überzeugte Tierschützer streichen somit ein Daunenschlafsack wahrscheinlich aus ethischen Gründen von ihrer Wunschliste.