Santiago de Chile und Anden
Aus dem Pariser Winter mitten in den südamerikanischen Sommer. Aus meiner bekannten Welt, dem Viertel, der Straße, der Wohnung, der Zweisamkeit mit F, den vertrauten Rhythmen und eingespielten Wochen hinaus - und hinein ins Unbekannte.
Eigentlich bin ich es nach einer unstetigen Studienzeit gewöhnt, in fremden Städten, wo ich keine Seele kenne, neu zu beginnen. Immer ist es erst verwirrend, unsicher, fremd, dann unmerklich immer normaler, gewohnter und bald einer Teil der eigenen Welt. Diesmal ist die Umstellung anders: Ich tauche ein in eine andere Zeitzone, wechsel die Jahreszeit, die Erdhälfte. Ich weiß so wenig über die Menschen hier und taste mich erst einmal vor, beobachte, spitze die Ohren, möchte erkennen, wie man sich gibt, sich grüßt, einander ansieht ... Gleichzeitig mich in meine Unterkunft bei einer chilenischen Familie einleben, das innere Gleichgewicht langsam wieder einpendeln, indem ich bestimmte Tagesrituale hier weiterführe und ich mich daran erinnere, dass ich ja dieselbe bin, die noch vor ein paar Tagen zu Hause die Wäsche aufhing und die Orchideen goss.
Drei Tage sind seit meiner Ankunft vergangen. Ich habe mir viel von Santiago anschauen können. Alle möglichen Gefühle lösen sich in mir ab: Kann es wirklich wahr sein, dass ich gerade durch die Hauptstadt Chiles wandere?! Ich fühle mich so fremd/ so gar nicht fremd/ so schrecklich allein/ so herrlich allein/ so begeistert/ überreizt/ entspannt/ so gespannt auf die Zeit! Ich möchte alles auf einmal sehen und lernen!/ Ich möchte alles ganz in Ruhe eins nach dem anderen angehen ...
Musik und spontaner Tanz am zentralen Plaza de las Armas
Die Straße, in der ich während des Aufenthalts wohne
Hauptstraße Alameda- ein Akt, zu überqueren!
Die ersten Eindrücke sind die stärksten. Hier sind es: die Wärme, der Wind, der Lärm, der Smog, die atemlos schnelle Sprache, die ausnahmslose Freundlichkeit, das ineinandergeflochtene Europäische und Südamerikanische in allem.
Graffiti am Fluss Rio Mapocho
In Santiagos topmoderner Metro
Siento que el barco mioha tropezado, alla en el fondo,con algo grande. Y nadasucede! Nada ... Quietud ... Olas ...
- Nada sucede; o es que ha sucedido todo,y estamos ya, tranquilos, en lo nuevo? -
(Ich spüre dass mein Boot, dort auf dem Grund, auf etwas Großes gestoßen ist.Und nichtsgeschieht! Nichts ... Stille ... Wellen ...
Nichts geschieht; oder: ist alles geschehenund befinden wir uns, unbemerkt, schon im Neuen?)
(Juan Ramon Jiménez)
So entsende ich auch von hier lyrische Grüße in die Welt ... Ich hoffe, dass meine Paris-liebenden Leser in der kommenden Zeit auch an Santiago und Umgebung Gefallen finden!
Blick aus dem Fenster gegen 21h