Schlaf schön Fluffy.

Von Probefahrer @probefahrer

Die letzten 2 Wochen müssen für meine Eltern schrecklich gewesen sein. Immer wenn ich unseren Familienkater Fluffy gesehen habe, war er zwar abgemagert und schwach, aber trotz seiner 20 Jahre kam er immer noch an und schmuste mit mir auf dem Küchenboden rum wie früher. Die Momente, wenn er vergessen hatte, dass er vor 5 Minuten gefressen hatte, oder wenn er nicht mehr aufs Sofa springen konnte um sich den Kopf kraulen zu lassen, wenn er in seinem kleinen Katerkopf vergessen hatte, wie sehr er früher genoss, sich in der Sonne bürsten zu lassen – diese traurigen Momente in den letzten Wochen erlebten meine Eltern täglich.

Das letzte Mal, dass mich der Tod eines Tieres so sehr getroffen hat war ziemlich genau vor 20 Jahren und führte dazu, dass ich heute wieder hier sitze und Rotz und Wasser heule. Den Kater Tolpi hatte der kleine Bruder meiner damaligen Freundin auf einem Campingplatz nahe des spanischen Ferienhauses aufgelesen in dem wir wohnten. 3 Wochen war er bei uns, wir wollten ihn mit nach Deutschland nehmen und dort ein zu Hause für ihn suchen. 1 Woche bevor wir uns auf den Rückweg gemacht haben, wurde Tolpi direkt vor unserer Haustür überfahren.

Ein Nachbar hatte gerade Babykatzen und nachdem die erste Trauer überstanden war wollte ich dahin. Und mir war klar:

Welches Fellknäuel auch immer Du mitnimmst: Dieses Mal beschützt Du es.

2 niedliche getigerte Kätzchen kamen in einer Garage an der spanischen Südostküste auf mich zugekrochen. Geradem 2 1/2 Wochen alt. Schnurrten und schmusten. Ein noch blauäugiger Schwarzpelz saß in der Ecke und fauchte mich nach Leibeskräften an. Da war mir klar: Der oder keiner.

Das es keine gute Idee ist, Kätzchen so früh von der Mutter wegzunehmen war mir damals nicht klar. Fluffy hat sich durchgebissen. Durch die 28 Stunden Heimfahrt nach Deutschland ohne Katzenklo und direkt in die Herzen meiner Eltern.

Vermutlich hätte er in Spanien gar nicht überlebt. So sagte uns der Klempner jedenfalls. Schwarze Katzen wollte niemand. Fluffy wäre vermutlich wie sein Vater auf der Straße gelandet oder schlimmeres.

Er hätte uns dann nicht zu Tode erschrecken können, als er das erste Mal aus dem Fenster auf das Dach des 2-Stöckigen Hauses in dem die Wohnung meiner Eltern ist, kletterte. Dieses Dach, das zu einem seiner Lieblingsplätze wurde. Er hätte nicht an meiner Cousine raufklettern und auf den Kleiderschrank springen können. Er hätte nicht Angst und Schrecken verbreiten können unter sämtlichen Handwerkern, Schornsteinfegern und sonstigen Fremden, die ohne ihn Schnuppern zu lassen in die Küche meiner Eltern gingen. Noch vor einem halben Jahr konnte ich einem Handwerker der die Hose immer gestrichen voll hatte, wenn er an Kater vorbei musste, auf seine Frage “Wie geht es Eurem schwarzen Teufel?” noch sagen: “Komm doch vorbei und find’s raus :-)” antworten. Und er sagte dann “Nee, lieber nicht.”
Er hätte nicht schon Minuten bevor mein Vater nach Hause kam vor der Wohnungstür sitzen und ihn erwarten können.
Und ganz sicher werde ich noch einige Monate in gebückter Haltung die Wohnung meiner Eltern betreten. Die Hand in den Türspalt haltend damit Kater nicht ausbüchst und einmal bis in den Keller durchs Treppenhaus rennt.

Fluffy war ein Kämpfer. Daran war ich nicht unschuldig. Er war ein Wohnungskater. Trotzdem habe ich in ihm auch immer den Jäger gesehen, der er nunmal von Natur aus war. Wenn beim Spielen Blut geflossen ist (also meins selbstverständlich) oder er sich um meinen Handgelenkknochen so festgebissen hatte, dass ich ihn ne gute Minute lang auf 1,20m an meinem Arm baumeln lassen konnte, dann konnte ich ihm das nicht übel nehmen. Ganz im Gegenteil: Ich war immer stolz auf diesen stolzen Spanier.

Klar, jeder findet sein Haustier immer am schönsten, am besten, am klügsten. Ich habe mit vielen Katzen zusammen gelebt, auf die eine oder andere Art und Weise. Keine kam an seinen Gang auf hohen Beinen und sein Kämpferherz an. Dank der fürsorglichen Fütterung meiner Mutter, hatte er nie ein Gramm Fett zuviel. Die meisten, die ihn in den letzten Jahren sahen, dachten er wäre 8 oder 9 Jahre alt.

Obwohl Fluffy sich die letzten 2 Wochen nur noch in Zeitlupe bewegt hat und ein echter Katzengreis war, hat er eben auf diesem Tierarzttisch alle Kräfte zusammen genommen und gekämpft. Selbst als die Spritze schon einige Minuten Zeit gewirkt hatte, konnte es die Tierärztin nicht glauben, als sie zum 3. Mal das Stethoskop ansetzte und sein kleines Kämpferherz immer noch schlug.
Er musste nicht leiden. 20 Jahre lang war er topfit. Bis zum Schluss. Selbst die letzten Wochen hatte er keine Schmerzen, wurde nur immer schwächer. Schlimmeres konnten wir ihm heute ersparen. Die Tierärztin sagte, bestenfalls wären ihm noch 4 Wochen geblieben, die immer schlimmer für ihn geworden wären.

Ich streichelte ihn weiter. Hielt meine Mutter im anderen Arm. Meine Tränen tropften in sein schwarzes Fell. Mein Dad tat mir leid, der nicht mit zum Tierarzt konnte. Er wird mir später sagen, er hat sich schon vorher verabschiedet. Es tut mir dennoch leid.
Wer weckt meinen Dad jetzt nachts auf, weil er nicht alleine zum Napf mit dem Trockenfutter tapsen will?
Wer trottet morgens meiner Ma entgegen, wenn sie zur Kaffeemaschine geht und maunzt mit Nachdruck darum, doch bitte vorher den Napf voll zu kriegen?
Wer wird auf mich warten, wenn ich meine Eltern besuche und hinter die Heizung kucke. Hinter die Wohnzimmertür? Dieser Platz der immer bedeutete, wenn Du Dich da verstecktest: LOS! Spiel mit MIR!

Wie verabschiedet man sich von einem geliebtem Tier? Das einem nicht sagen kann: “Danke. Danke, dass Ihr mich erlöst.” Oder sagen kann “Bitte, lasst mich gehen, ich kann nicht mehr”? Wie bekomme ich die Gedanken los, die mir sagen: “Vielleicht ein anderer Arzt und er hätte sich noch erholen können?”

Bis zuletzt hatte ich gehofft, die Tierärztin würde sagen: “Den kriegen wir schon wieder hin. Das ist ein Parasitenbefall, eine Schilddrüsenfehlfunktion.” Weiß der Geier was. Ein paar Vitaminspritzen und ne Wurmkur, dann geht das schon wieder. Andere Katzen werden doch auch 28.
Meine Hoffnung stirbt immer, IMMER ganz zuletzt. Diesmal auch. Aber endgültig.

Jeder – ob nun meine Freunde oder Freunde meiner Eltern – war stolz wie Oskar, wenn sich der gnädige Herr einmal streicheln ließ. “Hast Du gesehen!?! Ich habe ihm die Ohren gekrault!” (Ja, bis er Dir den Unterarm aufschlitzt :-))

Ich kann mich noch an eine Situation erinnern, als mein Dad meine Ma gekitzelt hat. Sie lachte und hat aus Spaß um Hilfe geschrien. Aus der hinterletzten Wohnungsecke kam dieser Kater angerannt. Pfeifenputzer statt Schwanz. Zum Angriff bereit und zu allem entschlossen. Bis er vor den beiden – wie im Comic – in die Eisen ging und Furchen im Teppich hinterließ. Er stand vor den beiden und sah von einem zum anderen. Und strich dann beiden schnurrend um die Beine. Wäre es eine andere Person als mein Vater gewesen, sie hätte sich wohl nach einem neuen Gesicht umsehen können.

Oder damals als meine Ma mich fragte: “Hast Du Fluffy gesehen? Wir müssen aufpassen, dass er nicht aufs Dach geht. Da sitzen 30 Krähen. Nicht dass er sich versucht eine zu holen.”
Die Miezekatze war nicht aufzufinden. Auch nicht mit Hilfe seines geliebten Stoff-Mäuschens, das ich sonst nur einmal auf den Boden fallen lassen musste, damit er zum Spielen angerannt kam. Also entschieden wir uns vom Balkon aus die Krähen zu vertreiben.
Standen auf der Loggia und riefen und klatschten in die Hände. 30 Krähen flogen weg – vom Dachfirst und der Antenne. Dazwischen blieb nur einer sitzen, der eben nicht fliegen konnte und kuckte doof :)

Ach ja, das Mäuschen. Freunde hatten mir einmal eine Stoffmaus geschenkt, weil meine Eltern keine Lust hatten, dass ich Mäuse oder Ratten halte. Schon ironisch, dass ebendiese Stoffmaus, die ein Ersatz für echte Mäuse war, der Seelentröster und Lieblingsspielzeug von Fluffy wurde. Das mit Reis gefüllte Stück Plüsch wurde von meiner Mutter in den letzten 20 Jahren mindestens auch 20 Mal wieder neu gefüllt und zusammen genäht. Es war das erste, was der kleine Kerl in seinen Karton gelegt bekam, als er einzog. Nacht um Nacht hat er sein Mäuschen durch die Wohnung getragen, irgendwo vor sich geschmissen und mit tiefer Maunzstimme mit ihm geredet. Ich bin nicht nur einmal davon wach geworden.
Eben haben wir ihm sein Mäuschen zum letzten Mal zwischen seine Pfoten gelegt.

Den fast nagelneuen Kratzbaum habe ich vorhin den Babyhofkatzen unten in unseren Vorraum gestellt. Meine Freundin sagte gerade, die kleine Schwarzweiße liegt schon drauf. Fluff hatte nie so wahnsinnig viel über für Kratzbäume. Er hatte ja genug Sofas :)

Vier Katzen kommen mich hier fast jeden Morgen besuchen, wenn ich aus der Haustür gehe. 2 Babies, 2 erwachsene. Alle zuckersüß und wunderschön. Keine wird jemals an Dich heran reichen auf Deinen wunderschönen, hohen spanischen Beinen.

Ziemlich genau 3 1/2 Jahre ist es her seit ich das erste Mal daran denken musste, wie es sein würde, wenn Du uns verlässt. Damals stieß ich auf der Suche nach einem Drupal-Plugin auf dieses Posting eines Programmierers, dessen Katze – damals auch mit 20 Jahren – starb. Ich bin froh um jeden einzelnen Tag, die uns noch blieben.

Danke für 20 wunderbare pelzige und schnurrige Jahre, in denen einiges von meinem Blut geflossen ist, pequeño guapo.

Schlaf schön Fluffy ich hab Dich lieb, mein pelziger kleiner Bruder.

Fluffy, 5.Mai 2013

Bei diesen zwei Gedichten musste ich schon an Dich denken, als ich Dich noch gar nicht kannte, aber immer eine Katze wollte. Dann habe ich den besten Kater von allen getroffen.
Und ich werde immer an Dich denken, wenn ich sie lese.

Guenhwyvar

What eyes are these that see
The pain I know in my innermost soul?
What eyes are these that see
The twisted strides of my Kindred,
Led on in the wake of toys unbridled:
Arrow, bolt and sword tip?

Yours…aye, yours,
Straight run and muscled spring,
Soft and padded paws, sheathed claws,
Weapons rested for their need
Stained not by the frivolous blood
Or murderous deceit

Face to face my mirror,
Reflection in a still pool of light.
Would that I might keep that image
Upon this face mine own.
Would that I might keep that heart
Within my breast untainted.

Hold tight to the proud honor of your spirit
Mighty Guenhwyvar,
And hold tight to my side
My dearest friend.

- Drizzt Do’Urden.

Der Panther

Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe
so müd geworden, daß er nichts mehr hält.
Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
und hinter tausend Stäben keine Welt.

Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,
der sich im allerkleinsten Kreise dreht,
ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,
in der betäubt ein großer Wille steht.

Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille
sich lautlos auf -. Dann geht ein Bild hinein,
geht durch der Glieder angespannte Stille -
und hört im Herzen auf zu sein.

Rainer Maria Rilke, Aus: Neue Gedichte (1907)

Wein, weinen und Warren Zevon

Shadows are falling and I’m running out of breath
Keep me in your heart for awhile
If I leave you it doesn’t mean I love you any less
Keep me in your heart for awhile
When you get up in the morning and you see that crazy sun
Keep me in your heart for awhile
There’s a train leaving nightly called when all is said and done
Keep me in your heart for awhile
Sha-la-la-la-la-la-la-li-li-lo
Keep me in your heart for awhile
Sha-la-la-la-la-la-la-li-li-lo
Keep me in your heart for awhile
Sometimes when you’re doing simple things around the house
Maybe you’ll think of me and smile
You know I’m tied to you like the buttons on your blouse
Keep me in your heart for awhile
Hold me in your thoughts, take me to your dreams
Touch me as I fall into view
When the winter comes keep the fires lit
And I will be right next to you
Engine driver’s headed north to Pleasant Stream
Keep me in your heart for awhile
These wheels keep turning but they’re running out of steam
Keep me in your heart for awhile
Sha-la-la-la-la-la-la-li-li-lo
Keep me in your heart for awhile
Sha-la-la-la-la-la-la-li-li-lo
Keep me in your heart for awhile
Keep me in your heart for awhile