Die Top-Demokratin Clinton bleibt zwar Favoritin bei den US-Vorwahlen, doch der linke Rivale Bernie Sanders wird ihr mit seiner „sozialistischen Revolution“ gegen Wall-Street-Gierbanker und Washington-Lobbyisten immer gefährlicher. Clinton hatte die erste Vorwahl in Iowa knapp gewonnen. Doch in New Hampshire, wo am Dienstag bei den „Primaries“ gewählt wird, liegt sie im Schnitt aller Umfragen mit 37,7 zu 55,3 Prozent fast aussichtslos zurück.
Zuerst war das Rennen der Demokraten höflich, jetzt – unter Druck – wird Clinton bissig. Sie bezichtigte Sanders beim jüngsten TV-Duell, ihren Namen mit seiner Kritik an ihren teils von der Wall Street bezahlten Millionengagen für Reden durch den Dreck zu ziehen. „Wenn du was zu sagen hast, sags mir ins Gesicht“, fauchte sie.
Clinton plagen in ihrem neuen Wahlkampf alte Probleme: Sie kann Wähler wenig begeistern, gilt wegen der vielen Skandale als unglaubwürdig. Rivale „Bernie“, wie ihn Fans huldigen, verdankt seinen kometenhaften Aufstieg der Wutwelle gegen Banker und Bonzen. In einer US-weiten Umfrage zog er mit Clinton gleich. Statt dem erhofften Durchmarsch wartet auf sie ein zäher Kampf.
Das den Republikanern geht das Chaos-Rennen vor der Vorwahl in New Hampshire mit schrillen Eklats weiter. Der rechte Krawallkandidat Donald Trump hofft nach der Schlappe in Iowa auf seinen ersten Sieg: Der krasse Rechtspopulist verlor zwar an Popularität, doch führt im Umfragenschnitt weiter überlegen mit 31,3 Prozent vor den gefährlichsten Rivalen Marco Rubio (15 %) und Iowa-Sieger Ted Cruz (11,6 %). Bei der Samstagabend angesetzten TV-Debatte wurde eine Vorentscheidung beim Duell in New Hampshire erwartet.
Sonst gleicht der Republikaner-Wahlkampf weiter einer Selbstzerfleischung: Der immer wilder um sich schlagende Trump beschimpfte Cruz als „Betrüger“ wegen schmutziger Tricks in Iowa. Der Schaden für die Partei durch den Ekelwahlkampf ist riesig. Photo by DonkeyHotey