Im Persischen Golf lassen die USA mit allerhand aufgefahrenen Kriegsgerät die Muskeln gegenüber Thereran spielen. Die US Navy hat seit einigen Monaten ihre Präsenz massiv verstärkt, um – wie das US Ministerium betonte – einer mögliche Gefährdung der Region durch den Iran entgegen zu treten. Die Botschaft sei klar, sagte ein Miltärsprecher: “Denkt nicht einmal daran.”
Woran die Mullahs mit ihren Revolutionsgarden nicht denken soll, blieb offen; wahrscheinlich aber würde man dem Iran noch nicht einmal Kontrollfahrten der Küstenwache in eigenen Gewässern gönnen, wenn das Seerecht nicht wäre. Der israelisch – amerikanischen Kriegskoalition einen Anlass zum Zuschlagen zu besorgen, scheint wohl das wichtigste inoffizielle Ziel der Flotte zu sein, denn mit unglaublicher Paranoia, wie sie übertriebener nicht sein kann, wird darauf geachtet, dass sich nicht das kleinste Boot einem Navy Schiff nähert, weil es mit Sprengstoff und Panzerfäusten beladen sein könnte, um einen Anschlag zu verüben. “Seit 2000 passen wir auf die kleinen Schiffe genau auf”, sagte ein Vertreter des Pentagons. Im Oktober 2000 war mit einem kleinen mit Sprengstoff beladenen Schiff im Hafen von Aden in Jemen ein Anschlag auf den US-Zerstörer “USS Cole” verübt worden, bei dem 17 US-Marinesoldaten getötet und 40 verletzt wurden.
Dass kleine offene Fischerboote mit soviel versteckten Sprengstoff beladen sein könnten, um eine Gefahr darzustellen darf indes bezweifelt werden. Auch dürfte der Iran nicht ganz so doof sein, eine offene Konfrontation durch eine so lächerliche Provokation herbei zu führen. Ebenso ist es unwahrscheinlich, dass sich Al Kaida ausgerechnet nahe am westlichen Verbündeten Saudi Arabien verlustiert, zumal auch Iran niemals eine Duldung von Al Kaida Einheiten direkt im Golf zulassen würde, weil dies eine Offenbarung direkter Kontakte wäre. Und wie gesagt, ganz so dumm sind die Iraner wirklich nicht, wie sich die USA das vielleicht gerne so wünschten. Also könnte etwas übersteigerte Paranoia zum jetzigen Zwischenfall geführt haben.
Die Vereinigten Arabischen Emirate liesen über einen Sprecher mitteilen, das Kriegsschiff “USNS Rappahannock” habe auf indische Fischer gefeuert. Nach Angaben des Senders CNN gab es einen Toten und drei Verletzte. Nach Angaben der Vereinigten Arabischen Emirate wurden ein indischer Fischer getötet und drei weitere indische Fischer verletzt. Die US-Marine in Bahrain bestätigte dagegen in gewohner Propagandamanier lediglich die Anwendung “tödlicher Gewalt” – ein toller Militäreuphemismus.
Die USNS Rappahannock ist übrigens ein Treibstoffversorger, der Schiffsdiesel und Flugzeug Kerosin bunkert, und darüber hinaus Platz für acht 20 Fuss Gefrier – Container hat. Das 203 Meter lange Kriegsschiff hat eine Besatzung von 103 Mann (oder Frauen). Über seine Bewaffnung ist nur soviel bekannt, dass es mit schweren Maschinengewehren für die Nahbereichsverteidigung ausgestattet ist.
Die Beschreibung des Vorfalles durch das Militär mutet recht seltsam an: Den Militärangaben zufolge ereignete sich der Vorfall nahe Jebel Ali in Gewässern der Vereinigten Arabischen Emirate. Demnach näherte sich das Boot absichtlich der “USNS Rappahannock” und drehte trotz wiederholter Warnungen und Warnschüsse nicht ab. Nachdem alle Versuche der US-Besatzung gescheitert seien, das Boot aufzuhalten, habe ein Sicherheitsteam an Bord das Feuer aus einem Maschinengewehr eröffnet. Sich absichtlich und bewusst provozierend einem US – Kriegsschif zu nähern, das ist aus meiner Sicht sehr unwahrscheinlich.
Es handelte sich eher um ein Missverständnis von harmlosen Fischern, die sich nicht über ihre Situation klar waren. US Soldaten stehen auch nicht gerade im Ruf besonnen und zurückhaltend zu reagieren, besonders wenn sie auf eine Mission gegen den Terror eingeschworen wurden. Der Zwischenfall wird keine schwerwiegenden Folgen nach sich ziehen, dazu ist er zu unbedeutend und unklar. Eine feindliche Absicht von Iran oder Al Kaida kann nicht daraus konstruiert werden. Aber, mit jeden Tag, den sich die Navy im Golf aufhält wächst die Gefahr, dass ein kleiner konstruierter Anlass zum “Gegenschlag” führt.
Grüsse
René B. – humanicum