Mitten in den Wäldern um Karlsruhe liegt das Kloster Frauenalb – heute nur mehr eine beeindruckende Klosterruine, beginnt in dieser badischen Idylle Simone Dorras Reformations-Krimi „Schierlingstod“ und für die Nonne Fidelitas von heute auf morgen ein völlig neues Leben…
Der Klostergarten ist Fidelitas Refugium – hier erwirbt sie fundierte Kenntnisse der Kräuterheilkunde. Ein Wissen, das auch Gräfin Johanna zu Gute kommt, denn die junge Nonne kennt ein wirksames Mittel gegen Gelenkschmerzen, unter denen die Gattin Wilhelms von Eberstein bisweilen leidet.
Als Gräfin von Eberstein nach Cannstatt reist und nicht auf die Behandlungen der heilkundigen Nonne verzichten will, verlässt Fidelitas das Kloster unter Tränen. In Cannstatt knetet sie am Vormittag die Gelenke der Gräfin, den Nachmittag kann sie weitgehend so verbringen, wie sie möchte.
Oft geht Fidelitas dann Kräuter sammeln, zum Beispiel Wasserschierling am Neckarufer, dessen Wurzeln sie für kühlende Umschläge verwendet. „Bald“, denkt Fidelitas auf dem Heimweg, „ist Bruno von Eberstein hier, die Gräfin kann mit ihm klären, was sie zu klären hat, und wieder abreisen“.
Doch statt einer schnellen Heimkehr ins Kloster kommt alles anders: tatsächlich taucht der Lieblingssohn der Gräfin einige Tage später in Cannstatt auf und das Entsetzen ist groß, als er eines Morgens tot in seiner Kammer liegt. Das ganze Haus ist in Aufruhr und Gräfin Johanna vergräbt sich schmerzerfüllt in ihrer Kammer. So sehr hat sie sich eine politisch profitable Heirat für ihren Sohn gewünscht. Nun ist er tot.
Zur gleichen Zeit weilt Valentin Schmieder in Cannstatt. Der protestantische Theologe aus Tübingen besucht seine Schwester und trägt einen Brief für Gräfin Johanna bei sich – ihr jüngster Sohn Otto studiert in Tübingen und bat den Magister, den Brief zu überbringen.
An der Tür trifft Valentin Schmieder auf Fidelitas – trotz Trauerfall geraten der Protestant und die couragierte katholische Ordensschwester in einen verbalen Schlagabtausch. Kein Wunder, die neue religiöse Strömung spaltete ganze Familien.
Als Otto von Eberstein vom Tod des Bruders erfährt, reitet er selbst nach Cannstatt und bittet Valentin Schmieder, zu ermitteln: Fidelitas hatte festgestellt, dass Bruno von Eberstein mit Schierling vergiftet worden ist. Dummerweise gerät die kluge Nonne damit selbst unter Verdacht…
Nicht gerade begeistert nimmt Valentin Schmieder den Auftrag an und auch die Gräfin ist nicht erfreut über die Ermittlungen – sie fürchtet, der Ruf ihrer Familie ist am Ende der Untersuchung ebenfalls vergiftet. So stochert der Magister in einem Nebel aus Schweigen und Geheimnissen.
Die Ergebnisse seiner Befragungen sind enttäuschend und schon in zwei Wochen reist die Gräfin mit ihrem Gefolge wieder ins Badische. So kommt er nicht weiter. Valentin Schmieder reist nach Tübingen zurück, wo sich ebenfalls unerfreuliche Dinge ereignen.
Dann taucht plötzlich Philipp von Eberstein, der älteste Sohn der Gräfin, in Cannstatt auf, Fidelitas verschwindet und als Valentin Schmieder einer heißen Spur folgt, gerät er selbst in Lebensgefahr…
Ein komplexer, intelligenter und fesselnder Krimi mit einem außergewöhnlichen Ermittlerduo, starken Haupt- und Nebenfiguren, abwechslungsreicher Dramaturgie, stimmiger Auflösung und authentisch historischem Hintergrund. Eine der besten Neuerscheinungen zum Reformationsjahr. Unbedingt lesenswert!
Simone Dorra liest übrigens am kommenden Montag, 16. Oktober, 19.30 Uhr, in der Gemeindebücherei Schwaikheim.
Simone Dorra „Schierlingstod“, 440 Seiten, kartoniert, 14 Euro 90, Silberburg-Verlag