Schienennetz

Von Kaffeefan

Deutschland investiert zu wenig Geld in die Schiene. Dass die Allianz pro Schiene so denkt, ist nicht besonders überraschend. Allerdings hat der Verein seine Argumentation mit Zahlen hinterlegt.

Investitionen in die Schieneninfrastruktur in Euro je Einwohner. Grafik: Allianz pro Schiene

Demnach gibt die Schweiz pro Kopf 366 Euro für die Schieneninfrastruktur aus, Deutschland gerade 54. Nun ist die Schweiz deutlich reicher, doch nicht in dem Maße, das diesen Unterschied erklären könnte. Ein bisschen muss man die Differenz aber doch relativieren, denn nicht alle Ausgaben dürften ganz freiwillig sein. In einem relativ bergigen Land wie der Schweiz ist das Verlegen von Schienen tendenziell teurer als in der norddeutschen Tiefebene oder im fast ebenso flachen Alpenvorland. Wenig überraschend steht Österreich bei den Ausgaben auf Platz zwei, es folgt Schweden und damit ein Land, das relativ dünn besiedelt ist, was das Verlegen von Schienen ebenfalls teurer macht.

Als Erklärung für den Unterschied reicht das aber nicht aus und wer in der Schweiz schon mal mit der Bahn gereist ist weiß, dass man dort tatsächlich mehr für die Schiene tut. Auch wenn ich die Schweiz gerne für ihre Politik gegenüber Steuerflüchtlingen kritisiere, im Punkt Eisenbahn können viele andere Länder von den Eidgenossen lernen. Zudem folgt mit den Niederlanden ein Staat, der weder besonders bergig noch besonders dünn besiedelt ist. Selbst Großbritannien, dessen Eisenbahnsystem spätestens seit Margret Thatchers Spar- und Privatisierungspolitik einen chronisch schlechten Ruf hat, gibt deutlich mehr für die Schiene aus. Denkbar aber, dass es hier ein Nachholeffekt gibt.

Unabhängig von der eingeschränkten Vergleichbarkeit steht Deutschland nicht besonders gut dar. Noch weniger geben immerhin die Franzosen aus, die mit dem TGV den schnellsten Zug der Welt betreiben.

Die Allianz pro Schiene hat auch die deutschen Bundesländer verglichen. Ganz vorne steht mit Nordrhein-Westfalen ein besonders dicht besiedeltes Land. Dieser Umstand dürfte auch Berlin geholfen habe, das trotz S-Bahn-Chaos auf Platz zwei steht. Tatsächlich ist das Bahnnetz dort relativ dicht. Auf Platz drei folgt Baden-Württemberg.

Schlusslichter sind Bayern und die neuen Bundesländer mit Ausnahme von Thüringen. Während sich Sachsen, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt auf knappe Kassen berufen können, vermutet die Allianz pro Schiene beim vorletzten Bayern vor allem fehlenden politischen Willen.



Posted by Tilman Weigel

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