Nach 1945 sicherte der Schwarzhandel das Überleben vieler Deutscher. Doch die illegale Schattenwirtschaft prägte schon lange zuvor das NS-Reich; die „Schieber“ machten ihre Geschäfte – drakonisch bekämpft, aber kaum zu kontrollieren. Der
Begriff „Schieber“ weckt heute viele Assoziationen: Männer mit hochgeschlagenem Mantelkragen, Zigaretten als Schwarzmarktwährung, Drogen, Prostitution, Halbwelt. Aber das Buch über Schieber in Berlin ist keine weitere krimihafte Variante des „Dritten Mannes“. Die Realität ist spannender: Der neu erschienene Band "Schiebern auf der Spur. Eine Berliner Gerichtsakte von 1941" konzentriert sich auf eine umfangreiche Akte der Berliner Staatsanwaltschaft aus der Kriegszeit. Anhand von Berichten der Kriminalpolizei, Verhörprotokollen aber auch Briefen und anderen Dokumenten rekonstruieren die Autoren den Fall eines Schiebers und seiner Tauschpartner. Zugleich spüren sie den Kontexten der Geschichte nach und fragen nach der nationalsozialistischen Volksgemeinschaftsvorstellung, wie sie in den Dokumenten greifbar wird, nach der Rolle von Polizei und Justiz, oder auch nach der Stadt als Raum eines illegalen Alltags, der bereits viele Jahre vor dem Kriegsende Berlin zu prägen begann.
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Malte Zierenberg (Hg.), Schiebern auf der Spur. Eine Berliner Gerichtsakte von 1941, Berlin 2011 (Vergangenheitsverlag), 16,90 Euro (mit zahlreichen Abb.)