Schengen wackelt

Von Peter Broell
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Ladies & Gentlemen,
das rostige Denkmal in Schengen steht eisern. Es wankt noch nicht - wie auf dem von mir bearbeiteten Bild -, aber in den EU-Staaten macht sich Europa-Verdrossenheit breit. Anzeichen dafür sind nicht zu übersehen. Und dies nicht erst, nachdem Dänemark plötzlich wieder Grenzkontrollen vornehmen will. Es herrscht in Europa keine Klarheit darüber, unter welchen Bedingungen Grenzkontrollen zulässig sind. Aber wer nach Gründen sucht, wird selbstverständlich fündig werden.
Dazu eine kleine Story: Seit Jahren fahre ich mit dem Auto von Frankfurt nach Bregenz in Österreich, meiner ehemalige Heimat, in der ich aufgewachsen bin. Jedesmal wenn ich auf der Autobahn an der Grenzstation, die kurz vor dem Pfändertunnel gelegen ist, vorbeikam, dachte ich: Warum steht eigentlich diese Grenzstation noch? Weshalb hat man das Gebäude nicht längst abgebaut? Es fallen doch Fixkosten an, weil die Grenzanlage gewartet und vor Verwahrlosung bewahrt werden muss. Trauen die europäischen Politiker etwa dem Braten nicht?
Die Antwort: Nein, Europa hatte zum Schengen-Abkommen noch nie so richtig Vertrauen. Denn wenn man den Europagedanken wirklich ernst nehmen würde, wären Grenzkontrollen - und somit Grenzgebäude nicht mehr notwendig. Aber so lässt man die Grenzkontroll-Infrastruktur bestehen und nimmt sicherheitshalber alle anfallenden Kosten in Kauf, denn man weiß ja nie... Jetzt wackelt nicht nur der Euro, sondern auch Schengen! --- Peter Broell