Vulgärsprache mag ich sehr gern. Ich beneide die englische Sprache etwa um deren flexiblen Begriff „fuck“, der als Nomen, Verb, Adjektiv, Adverb oder Interjektion verwendet werden und dabei von Zorn, Nachdruck, Empörung, Missachtung und Überraschung bis zum Glücksgefühl alles ausdrücken kann: also sowohl als Fluch dahingerotzt (Fuck this and fuck that!), als Hervorhebung integriert (That's fucking obvious!), oder als Ausdruck höchster Begeisterung angebracht werden kann (Do I like it? Fuck yeah!) und dabei syntaktisch so variabel bleibt wie ein Sandwich (Mac-fucking-Gyver!) In dem Film Pulp Fiction taucht das Wort fuck 265 Mal auf, in 37 verschiedenen Verwendungsarten. In der deutschen Synchronisation muss beim F-Word stark variiert werden, was ich im Folgenden ganz nebenbei darlegen werde. (Ich bitte die folgenden verbalen Ausfälle als reines Studienmaterial zu betrachten! Lieber Kinder, bitte nicht weiter lesen.)
Die englische Website whatthefuckshouldimakefordinner.com (What the Fuck should I make for Dinner dot fucking com) des New Yorkers Zach Golden stellt nicht nur eine verdammt (fucking) gute Frage, der verflucht (fucking) clevere Titel ist dabei auch noch ungemein (fucking) witzig. Die Seite bietet seit einigen Jahren eine Antwort auf die alltagsnahe Frage: Was zum Teufel (what the fuck) soll ich heute kochen? Dabei schlägt sie bei jedem Besuch ein Gericht vor, dessen Rezept man mit einem Klick erfährt, sobald man mit einem völlig überzeugten „Ja Mann!“ (fuck yeah!) darauf klickt. Nun ist die Seite aber eben kein absolut (fucking) großartiger und alles umfassender Foodblog, sondern eine außergewöhnlich (fucking) originelle Linkschleuder, die lediglich auf solche verweist. Hat man kein Interesse an dem Gericht oder will einfach kein blödes (fucking) Fleisch essen, bekommt man via Klick ein neues Gericht vorgeschlagen. Ziemlich (fucking) smart, oder?
Eine Gruppe von Möbelvertreibern (Kein Scherz? No fuck?) kam auf die Idee, die Seite auch auf deutsch und dementsprechend mit Verweis auf deutschsprachige Foodblogs einzurichten. Der Titel: scheissewaskocheichheute.de (Scheiße was koche ich heute – niedlich finde ich, dass sie das Verb „kochen“ trotz rotziger Note korrekt konjugiert haben). Mist (fuck!), auf die Idee hätte man auch selber kommen können, oder? Sowohl Prinzip als auch das Design sind sehr dicht am Original und damit ebenso unterhaltsam, flexibel und praktisch.
Ihr erinnert euch an den Titel dieses Eintrags? Die Sache mit dem Kochbuch? Dazu komme ich jetzt. Denn so wie ihr englischsprachiger Vorreiter, haben auch die deutschen Betreiber gedacht, warum nicht ein wirklich echtes (fucking) Kochbuch mit der Idee machen? Gesagt, getan, wie das bei Handwerkern so ist. Denke ich. Scheiße, was koche ich heute? - das Kochbuch. Eine Auswahl von 55 Rezepten verschiedenster Foodblogs, die als Antwort auf eben jene Frage angeboten werden. Und darunter ist eben auch ein Rezept von NKFOM (NKFO-fucking-M). Dieses hier, dass wir (unentgeldlich) beigesteuert haben. Das Buch ist schlicht gehalten und genauso aufgebaut wie die Website: Titel, Zutatenliste, Rezept sowie Name und Adresse des Foodblogs, aus dem das Gericht stammt. Das bringt am Ende zwei Dinge: erstens eine Auswahl von tollen Gerichten der Blogsphäre und zweitens eine Übersicht von 55 deutschsprachigen Foodblogs, auf die man sich vielleicht mal stürzen sollte. Abweichung zum englischsprachigen Pendant ist der Zufallsgenerator, den die deutsche Version als Gimmick mitbringt. Steht in der englischen Ausgabe auf jeder Rezeptseite ein Verweis auf eine andere Seite im Buch, falls man mit dieser nicht zufrieden ist (das klassische DSA-Soloabenteuer), bietet die deutsche Ausgabe zwei Würfel als Entscheidungsbringer, die bei nicht gefallen zum Ermitteln einer neuen Seite gerollt werden. (Wobei die Mathematiker und Rollenspieler unter uns zurecht fragen werden, ob sich denn mit zwei W6 tatsächlich alle Seiten von 11 bis 66 erwürfeln lassen können.) Wir freuen uns, dass die Jungs und Mädels das Projekt gestemmt haben, dass wir dabei sind, und hoffen, dass das ganze Projekt ein Erfolg wird und sie am Ende nicht auf den Kosten sitzen bleibend (fucked) dastehen.
Wie auch immer, wir stehen in einem echten Kochbuch! Brat mir ’nen Storch! (Fuck me!)