Schaurig schön – Die Beelitz Heilstätten bei Berlin

Von Daniela Klütsch @landlinien

Anfang August zog es mich noch einmal nach Berlin. Für jemanden wie mich, der ein Studium mit unter anderen geschichtlichem Schwerpunkt hinter sich hat, ist Berlin generell eine der interessantesten Städte in Deutschland. An nahezu jeder Straßenecke kann man der Geschichte nachspüren. Noch mehr aber faszinieren mich Orte, an denen die Zeit still geblieben zu sein scheint. Ein solcher Ort ist die süd-westlich von Berlin gelegene Kleinstadt  Beelitz, wo ich auf der Rückfahrt einen lange schon geplanten Stopp einlege.

Einst hochmoderner Klinikkomplex – heute verfallen

Heute ist das Städtchen wohl vor allen Dingen für seinen Spargel bekannt, um 1900  jedoch entstand hier ein riesiges Kliniken-Areal für die Einwohner des von der Tuberkulose geplagten Berlin. Die medizinische Technik war für damalige Verhältnis hochmodern. So gehörte zu dem Kliniken-Komplex ein Heizkraftwerk, das mit Kraft-Wärme-Kopplung betrieben wurde. Während der beiden Weltkriege dienten die Beelitz Heilstätten als Lazarett für verwundete Soldaten. Unter vielen anderen hat hier der verletzte Gefreite Adolf Hitler gelegen.

Während der Bombardierungen im Zweiten Weltkrieg wurden zahlreiche Gebäude stark beschädigt. 1945 übernahmen die Sowjets das Gelände und machten daraus das größte Militärhospital der Roten Armee außerhalb der UdSSR, das sie bis 1994 nutzten. Danach überließ man den Großteil der Häuser dem Verfall. Der Ort machte noch einige Male in schaurigen Zusammenhängen von sich reden. 1991 beging der von der Presse „Rosa Riese“ und „Bestie von Beelitz“ getaufte Serienmörder Wolfgang Schmidt hier einigen grausigen Doppelmord an einer Frau und ihrem Baby, 2008 kam es zu einem Mord an einem Fotomodel und 2011 erhängte sich ein Obdachloser in einem der Gebäude.

Beelitz Heilstätten

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Abgesperrtes Gebäude der Beelitz Heilstätten

Auf dem etwa 200 Hektar großen Gebiet stehen noch heute etwa 60 Gebäude aus der damaligen Zeit. Einige wenige wurden restauriert und werden heute wieder medizinisch genutzt. Die meisten aber sind stark angegriffen, zum Teil nicht mehr begehbar und daher abgesperrt. Als ich in Beelitz ankomme, folgt auf mein Staunen über die zahlreichen Gründerzeithäuser unmittelbar eine Enttäuschung. Ich hatte am Bahnhof geparkt und mich auf die Suche nach den ehemaligen Kliniken gemacht. Schließlich komme ich an einen Rundweg, der an mehreren verfallenen und durch Bauzäune abgesperrten Häusern vorbeiführt. Wie ich von Spaziergängern erfahre, kann man eines der Häuser, die Chirurgie, im Rahmen einer Führung auch von innen besichtigen. Die letzte Führung startete um 16.30 Uhr. Wir haben 16.45 Uhr. Nun will ich nicht wieder abfahren, ohne wenigstens ein wenig dort spazieren gegangen zu sein und die Atmosphäre eingeatmet zu haben. In der Nähe gibt es ein kleines Café mit Außensitzplätzen, also mache ich erst einmal ein Päuschen. Ich komme ins Gespräch mit dem Betreiber des Cafés, der mir von der Führung abrät. Dort sei eh alles kaputt, versichert er mir. Ich solle vielmehr auf der anderen Straßenseite auf das Gelände, dort könne ich viel mehr sehen und auch in die Gebäude rein. Das lasse ich mir nicht zweimal sagen. Ich trinke meinen Thermoskannenkaffee in einem Zug aus und mache mich auf den Weg. Und tatsächlich – in der gegenüberliegenden Parkanlage mit ihren imposanten Bäumen tut sich der Blick auf ein bemerkenswertes Gebäude auf – die Männerheilstätte.

Vielleicht ein ehemaliges Kneipp-Bad Beelitz Heilstätten – Die Männerklinik von innen

Beelitz Heilstätten – Die Männerklinik von innen

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Sowjetisches Wandgemälde

Die Männerklinik