Wahrscheinlich konnte ich gar nicht anders, als mich irgendwann auf die Suche zu machen, hatten mir meine Eltern doch den zwar poetischen, aber für unsere Breitengrade etwas sonderbaren Namen “Dattelpalme” gegeben. Da ist man ja fast dazu gezwungen, Datteln zu lieben und das tat ich innig, auch wenn ich mit meinem Namen herzlich wenig anzufangen wusste. Meine Suche begann, als man mich eines Tages nach Israel schickte, wo ich vier Tage lang Fünfsternehotels anschauen und kettenrauchenden Reisebüromitarbeitern beim Vergleichen ihrer Sternzeichen zuhören musste. Die frischen Datteln beim Frühstück waren das einzige, was mich bei Laune halten konnte. Ich brachte zwei Erkenntnisse mit nach Hause: 1. Die Arbeit im Reisebüro ist nichts für mich und 2. Wann immer sich die Gelegenheit bietet, werde ich frische Datteln essen bis ich platze.
Natürlich habe ich in den Jahren seither viele andere Dinge getan, als frische Datteln zu suchen, aber immer wieder trieb mich die Sehnsucht dazu, die unmöglichsten Orte nach dieser unvergleichlichen Köstlichkeit abzuklappern. Unzählige Male wurde ich enttäuscht, weil sich angeblich “frischen” Datteln als “frisch getrocknete” herausstellten. Endlich, vor bald einem Jahr, gab mir jemand den Tip, mal beim Früchtehändler im Nachbarort nachzufragen. Wer mich kennt, weiss, wie sehr ich mich dazu überwinden muss, etwas nachzufragen, aber ich tat es, weil ich für Datteln fast alles tun würde. Ich hätte losheulen können, als man mir sagte, ich hätte die Saison ganz knapp verpasst, ich solle im nächsten September wieder kommen.
Nun, inzwischen ist endlich September und für einmal wurde ich nicht enttäuscht, der Schatz ist gefunden und liegt in meinem Kühlschrank zum Nachreifen. Nur noch ein paar Tage, dann werden wir geniessen können, was ich so lange gesucht habe. Und weil ich ein unersättlicher Mensch bin, habe ich mir gleich noch fürs Paradies eine Dattelpalme bestellt. Damit ich die köstlichste aller Früchte bis in alle Ewigkeit geniessen kann.