Schattenblüte: Die Verborgenen - Nora Melling

 Schattenblüte: Die Verborgenen - Nora Melling

 

„Versprich mir, dass du das nicht wieder versuchst!“, sagt er. Seine Stimme ist leise und so rau, dass ich mich frage, wie lange er nicht gesprochen hat. Der Klang lockt eine Gänsehaut auf meinen Rücken. Es ist auch lange her, dass jemand mit mir gesprochen hat. Mit mir gesprochen und nicht an mir vorbei, ausweichend, als könnte man meinen Blick nicht ertragen.

Der erste Band der Fantasyreihe „Schattenblüte“, der den Titel „Die Verborgenen“ trägt, ist für Jugendliche sehr gut geeignet, könnte meiner Meinung nach aber auch ältere Leser ansprechen, da einige Themen behandelt werden, wie Trauerarbeit, häusliche Gewalt und andere Dinge, die vor allem in Fantasyromanen eher nicht behandelt werden, vor allem dann nicht, wenn es sich wie in diesem Fall um eine Liebesgeschichte handelt. Was mir vor allem gut gefällt, ist das das Buch ein in sich abgeschlossenes Ende hat, und man es also auch außerhalb der Reihe lesen kann und die Autorin den Leser somit nicht zwingt, in der Luft zu hängen, bis die Fortsetzung erscheint. Das Buch spielt an realen Orten in Berlin, was es für den Leser noch interessanter machen könnte, da dies es erleichtert sich die Orte vorzustellen. Aber auch, wenn man sie nicht kennt, mindert das den Lesegenuss keineswegs.

Die 17-jährige Luisa hat ihren kleinen Bruder an den Krebs verloren, ihre Eltern versuchen den Tod ihres Sohnes zu vergessen und ziehen von Hamburg nach Berlin um. Dies löst jedoch die Probleme absolut nicht und die Familie läuft in Gefahr auseinander zu brechen. Luisa hält es in der Wohnung nicht mehr aus, die plötzlich so leer ist. Sie fürchtet zu ersticken, fühlt sich vernachlässigt, vergisst auf die Schule und entwickelt langsam eine Essstörung. In der Stille des Waldes trauert sie um ihren Bruder.

Als sie schließlich mit dem Gedanken spielt sich das Leben zu nehmen, wird sie in letzter Sekunde von einem geheimnisvollen Jungen gerettet, der sich Thursen nennt. Er ist ein Werwolf, der sie schon längere Zeit auf den Spaziergängen im Wald beobachtet hat, und es gibt noch mehr Werwölfe im Grundewald. Die Zeit, die er in seiner Menschengestalt verbringen kann, ist abgelaufen, jede Rückverwandlung vom Wolf in den Menschen kostet mehr Kraft. Bald wird er endgültig ein Wolf sein, wie es bereits einigen der anderen Wölfe passiert ist. Durch eine andere Wölfin Sjöll und ihr Gedicht erfährt Luisa, wie sie Thursen, in den sie sich mittlerweile verliebt hat, davor retten könnte. Aber diese Lösung könnte als Folge Thursens Tod nach sich ziehen…

Ich muss ehrlich zugeben, dass ich auf den ersten paar Seiten leichte Schwierigkeiten hatte, in die Geschichte reinzukommen. Möglicherweise war ich einfach nicht in der Stimmung dafür oder zu müde, denn als ich das Buch einen Tag später erneut zur Hand genommen habe, konnte ich gar nicht mehr aufhören weiterzulesen. Ich habe dieses Buch innerhalb eines Tages verschlungen und es war kurz vor Mitternacht, als ich dann ins Bett gegangen bin. Die Geschichte unterscheidet sich zu Beginn nicht sehr stark von anderen Fantasybüchern, ein Mädchen in einer schweren Phase trifft einen geheimnisvollen Jungen, sie verlieben sich. Aber damit ändert sich das Buch ziemlich schnell, der Fremde ist weder der ständig mutige Held, auch nicht der wahnsinnig gutaussehende Junge, in den sich jedes Mädchen sofort verliebt.

In Schattenblüte stehen die Traurigen, Menschen mit einer schweren Vergangenheit, die auf den ersten Blick nicht ersichtlich ist, im Vordergrund. Sie sind nicht unsterblich, noch haben sie übermenschliche Kräfte, sie sind sogar sehr verletzlich, und sie verwandeln sich nicht durch einen Werwolfbiss, sondern durch starke Traurigkeit und in der Gemeinschaft.

Der Roman enthält wunderschöne Metaphern, mit einer wunderschönen Liebesgeschichte. Man kann nicht wirklich einen tragenden Part in der Beziehung der beiden sehen, zuerst hilft Thursen Luisa einen neuen Lebenssinn zu finden, dann bemüht sich Luisa ihm zu helfen, mit einer Ausdauer und persönlichen Einsatz, die verblüffen könnte, wenn man bedenkt, dass Luisa erst 17 Jahre alt ist. Er wird aus der Ich-Sicht von Luisa erzählt und man entdeckt immer wieder Perlen der Sprache, wenn man sich die Mühe macht, dass Buch langsam und aufmerksam durchzulesen.

„Schattenblüte“ ist ein wunderbares Buch, ein Buch, das nachklingt, auch nachdem man es gelesen hat. Ich sitze da und stelle mir die Umgebung, die Charaktere und ihren Kummer und ihre Sorgen, aber auch ihre Freuden vor und freue mich nun noch mehr, dass die Autorin uns mit einem zweiten und dritten Band erfreuen wird, die im November 2011 und 2012 auf den Markt kommen werden.


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