Scharfe Schnitte und die große Frage nach dem richtigen Messer

Von Annapackts @annapackts


Es ist doch immer wieder lustig: Da sich in unserem erweiterten Bekanntenkreis inzwischen herumgesprochen hat, dass Tom und ich gerne und viel kochen, werden wir immer häufiger um Rat in Sachen Kochen, Zubereitung und vor allem Küchenutensilien gebeten. Was aber viel lustiger ist, oft kann ich die Fragen gar nicht, bzw. nicht fachmännisch beantworten.

Im Moment, zum Beispiel, scheinen sich die meisten Fragen rund um “das perfekte Küchenmesser” zu drehen. Dabei wurde ich schon in ein Gespräch verwickelt, in dem mir von einer 12teiligen Messersammlung berichtet wurde. Darunter fanden sich Klassiker wie Fleisch- und Gemüsemesser, das gute alte Brotmesser, ein Santoku Messer und dann ein paar extravagante Modelle wie ein Lachsmesser, mit dem man Lachs hauchdünn aufschneiden kann, ein chinesisches Nakiri, für feinste Schneideaufgaben in der Gemüseküche und ein Schinkenmesser, das aussieht wie das Lachsmesser, nur eben zum Schneiden von Schinken gedacht ist. Nach einer Weile beendete mein Gegenüber seine Ausführung und fragte mich ganz gespannt, welche Messer ich denn benutzen würde. Ich hielt einen Augenblick inne und antwortete ehrlich, wissend, dass meine Antwort höchst wahrscheinlich größte Enttäuschung hervorrufen würde: “Du, ich benutzt eigentlich nur eins. So’n ganz normales Zwilling Messer, relativ leicht, große und eher dünne Klinge, sau scharf mit Holzgriff.”. Und so ist es immer noch.

Wir haben tatsächlich relativ viele Messer, die volle Bandbreite, vom kleinen Schälmesser bis zum Santoku. Aber ich benutze immer nur mein gutes, altes Zwilling Messer. Was mir das Gespräch allerdings klar gemacht hat ist, dass mich diese Suche nach dem perfektem Messer neugierig gemacht hat. Gibt’s da draußen ein Messer, das meinem bisherigen Favoriten wirklich Konkurrenz machen kann?

Der erste Herausforderer: San­to­ku­mes­ser mit Kul­len­schliff von Vic­to­rinox

Der erste Eindruck

Das Messer ist verpackt in einer einfachen tiefgezogenen Plastikschale, abgedeckt mit einem transparenten Deckel, zusammengehalten mit einer einfachen Papierbanderole. Modernes Understatement oder aber eine Lücke im Marketing, denn das Messer gehört zur „Grand Gour­met Pali­san­der Kol­lek­tion“ und wird als „limi­tiert“ bewor­ben. Eine Gesamt­stück­zahl oder gar eine Seri­en­num­mer ist allerdings weder auf der Verpackung, geschweige denn auf dem Messer selbst auffindbar. Ein einfacherer Schachzug, der Samm­ler­herzen durchaus einen Takt höher hätte schla­gen las­sen kön­nen. Daher kann ich mehr sagen als, dass es erhältlich ist, nur solange der Vor­rat reicht. Ebenfalls wird eine Pflegeanleitung vermisst, dafür wird aber eine Übersicht der gesamten Victorinox Grand Gourmet Palisander Kollektion geboten.

Erste kleine Abzüge in der B-Note.

Das Messer an sich hingegen sieht aber schon echt schnieke aus. Edler Holzgriff, sauber geschliffene und hochwertig wirkende Klinge und der Kullenschliff macht optisch schon was her. Aber das gute Aussehen hilft in der Küche natürlich überhaupt nicht weiter, wenn das Messer nicht schneidet oder schlecht in der Hand liegt.

Der erste Einsatz

Das Vic­to­rinox Santoku ist deutlich schwe­rer als mein Zwilling, der Schwer­punkt liegt näher am Palisandergriff, der sich übrigens wunderbar weich und schmiegsam anfühlt. Das höhere Gewicht macht mir zwar nichts aus, ist aber bei der ersten Nutzung etwas ungewohnt, vor allem bei feinen Schneidearbeiten. Den hochwertige Schliff erweckte den Eindruck, dass das Messer extrem scharf sei, ist es aber nicht. Nicht unbedingt ein Abzug, denn eine zu scharfe Klinge ist weniger belastbar, muss häufiger ge­schlif­fen werden und treibt die Verletzungsrate deutlich in die Höhe – wenn mann allerdings daran gewöhnt ist, dass die Klinge wie Butter durch die Zwiebel schneidet, dann muss man sich doch erstmal darauf einstellen.

Was ist eigentlich ein Kullenschliff?


Ja, das hab ich mich auch gefragt. Als ich das Messer allerdings benutzt habe ist es mir wie Schuppen von den Augen gefallen. Die leichten Vertiefungen in der Klinge verhindern, dass das Schnittgut an der Klinge haften bleibt. Klappt bei Fleisch sehr gut, bei Gemüse eher seltener.

Und was halte ich jetzt davon?

Vic­to­rinox ist für mich der Inbegriff Schweizer Messer – und zwar nicht nur für die Tasche. Ich verbinde mit dem Haus hohe Qualität, langlebige Klingen und setze Unverwüstbarkeit schon beinahe voraus. Letzteres wird sich noch zeigen müssen, von ersterem konnte ich mich bereits überzeugen. Mit 99,00€ ist es bestimmt nicht ganz günstig in der Anschaffung, allerdings vertrete ich auch eher die Meinung, dass ein gutes Messer eher ein Investition ist, als eine Ausgabe und empfinde den Preis daher als angemessen. Besonders gefällt mir, dass das Messer Teil einer kleinen Serie ist, die einen wunderbaren Messergrundstock darstellt. Zusätzlich erhältlich sind:

ein Steakmesser,

ein Kochmesser,

und ein Brotmesser.

Wie lange sie allerdings noch erhältlich sind, steht in der Sternen geschrieben.

Nun aber zur letzten großen Frage:

Wird es auf Dauer mein Zwilling Messer ablösen?

Das wage ich derzeit noch zu bezweifeln. Wenn ihr allerdings darüber nachdenkt euch ein gutes, Allzweck taugliches Messer zu leisten, dann kann ich es euch nur empfehlen!

Viel Spaß beim Schnippeln und denkt dran: Packt’s richtig an!