Schändung – Die Fasanentöter

Großes, wenn gleich konventionelles, skandinavisches Kino beschert uns Mikki Norgaard mit der Verfilmung des zweiten Teils der dänischen Bestsellerreihe von Jussi Adler-Olsen. Ein selbstdestruktiver Kommissar, kalte Internatszeiten und die reiche Elite fungieren als Zutaten für einen beklemmenden Thriller.

Im Sonderdezernat Q der Kopenhagener Polizei stapeln sich die offenen Fälle auf den Schreibtischen von Carl Mørck (Nikolaj Lie Kaas) und seinem Kollegen Assad (Fares Fares). Doch diese Fälle müssen notgedrungen warten, als ein Selbstmord die Aufmerksamkeit der beiden auf einen mysteriösen Doppelmord von vor 20 Jahren lenkt. Der Schüler Bjarne (Kristian Høgh Jeppsen) gesteht damals den Mord an einem Geschwisterpaar, doch sein geringes Strafmaß und dessen damaliger Anwalt, machen die Ermittler Jahre später stutzig. Zum Vorschein kommt eine Intrige, die sich gewaschen hat. Darin verwickelt scheinen die ehemaligen Internatsschüler Ditlev Pram (Marco Ilsø, Pilou Asbæk), Ulrik Dybbøl (Phillip Stilling, David Dencik) und die hübsche Kirsten-Marie Lassen (Sarah-Sofie Boussnina, Danica Curcic). Während Ditlev und Ulrik im Geld schwimmen, fehlt von Kristen-Marie vorerst jede Spur.

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Nachdem sich die skandinavischen Krimis vom Bestsellerautor Jussi Adler-Olsen wie warme Semmeln verkauften und nach wie vor verkaufen, lief bereits der erste Teil seiner Krimireihe Erbarmen (Originaltitel: Kvinden i buret) als Spielfilm in den Kinos. Erbarmen präsentierte sich damals im düsteren Gewand und als atmosphärisch stimmiger Thriller. Schändung- die Fasanentöter (Originaltitel: Fasandræberne) tritt in die Fußstapfen seines Vorgängers. Inszeniert vom selben Regisseur Mikkel Norgaard, ermittelt Kommissar Carl Mørck abermals in selbstzerstörerischer Manier.

Die trostlosen Drehorte, die schwache Ausleuchtung, blasse Farbtöne und dunkle Charaktere schaffen die Stimmung, die man sich von einem Thriller erwartet. Typisch skandinavisch bleiben die Figuren des Films wortkarg und distanziert. Und leicht fällt es Parallelen zu anderen bekannten nordeuropäischen Filmen und Kriminalserien zu ziehen, wie beispielsweise Stieg Larssons Verblendung. Fast schon klischeehaft inszeniert geht Schändung – Die Fasanentöter mit seinem nass-kühlen Setting, mit dem Erfolgsrezept aus Mord, Sex und Geld auf Nummer sicher, unterhält dabei jedoch prächtig.

Der Vorerst verworrene Plot löst sich durch die Kombination von Rückblenden und Ermittlungsarbeit zu einem stimmigen Ganzen auf. Die Spannung hält der Film von Anfang bis zum Ende und wirkt alles in allem glaubwürdig. Lediglich die feurige End-Szene schlägt etwas über die Stränge und ist leider auch allzu vorhersehbar. Die Kenner des Romans werden von der Story etwas enttäuscht sein, da das Buch stark gekürzt werden musste und einige Änderungen vorgenommen wurden, sodass Schändung – Die Fasanentöter nur noch lose mit seiner Vorlage verbunden ist.

Dennoch überzeugt der Film durch sein Setting und seine Charaktere, die im Falle der Verdächtigen durch die vielen Rückblenden zweifach besetzt sind. Heraus sticht die Jungschauspielerin Sarah-Sofie Boussnina als junge Kristen-Marie Lassen, die ihrer Rolle eine mystische Aura verleiht. Doch auch das restliche Ensemble kann sich sehen lassen. Beispielsweise spielt Pilou Asbæk, der mit deutschsprachigen Publikum bereits als Kasper Juul in der TV-Serie Borgen Bekanntschaft gemacht hat, die Figur des Bösewichts Ditlev Pram so überzeugend, dass es schwer vorstellbar ist, dass er auch in positiv besetzte Rollen glänzt. Wer skandinavische Thriller mag, wird auch Schändung – Die Fasanentöter lieben und darf sich bereits jetzt auf eine Fortsetzung freuen, denn die Verfilmung des Romans Erlösung ist bereits in Arbeit.

Regie: Mikkel Norgaard, Drehbuch: Nikolaj Arcel, Jussi Adler-Olsen
Darsteller: Fares Fares, Nikolaj Lie Kaas, David Dencik, Pilou Asbaek, Sarah-Sofie Boussnina
Filmlänge: ca. 120 Minuten, Kinostart: 19. Juni 2015


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