Sollen wir uns endlich an einen Tisch setzen und alles aufschreiben? - Diese Idee hegt die Schamanenstube schon lange. Es fehlt nur immer an der Zeit. Man soll ja schliesslich arbeiten, um sich die Brötchen zu kaufen.
Die Idee entschwindet nicht. Sie taucht immer wieder auf und zeigt sich aus verschiedensten Blickwinkeln. Neulich lief spät in der Nacht der Film " Die zauberhafte Welt der Beatrix Potter". Sie malt Kinderbücher und lebt ihre Arbeit: die gemalten Tierbilder bewegen sich in ihrer Wahrnehmung und begleiten ihr Leben.
So wird die Idee wieder ins Leben gerufen. Die Idee vom Buch.
Wir haben uns natürlich schon länger mit dem Schreiben von Büchern auseinander gesetzt. Eine zentrale Frage stellt sich uns: für wen schreiben wir dieses Buch?
Für Menschen, die nicht in unsere Schule kommen können, sich diese eventuell zeitlich nicht einplanen oder leisten können? - Dann müsste das Buch ein Schulbuch werden. Dieses existiert schon, es nennt sich unser Unterrichts-Material. Dieses ist auf den Unterricht ausgelegt, nicht zum Lesen in einem Fluss geeignet, sondern zum Unterrichten.
Stellen wir uns einen Kursteilnehmer, eine Teilnehmerin vor, die uns vis-à-vis am Tisch sitzt, so würde das Buch von der Geschichte handeln, diese Person Schamanismus Therapie beizubringen.
Klingt machbar. Im Gedanken an eine komplette Wissensvermittlung wirkt diese Form aber einseitig. Das hohe Ziel der Perfektion muss sicher endlich fallen gelassen werden, sonst beginnen wir nie mit der Arbeit und versinken weiter in Rechtfertigungen, weshalb es noch nicht geschrieben ist.
Im Wege steht nur das Geld. Doch das hat uns noch nie beeindruckt.
Die Idee des Gegenübers birgt für uns neben der Einseitigkeit einen weiteren Nachteil: sie ist gekünstelt.
Unsere Gedanken gehen weiter: vielleicht macht es Sinn, das zu nennen, was wir nicht wollen. Es gibt wie in der Schule keine Dogmenverkündung, keine Herausstellung unserer Persönlichkeiten, kein Muss.
So könnte sich die Erzählform in die therapeutische Rahmenarbeit einbetten: erzählen, um jemandem einen Rahmen zu bieten, selbst Ideen zu haben. - Ein schöner Gedanke.
So könnten wir Geschichten erzählen, wie ein Wesen voller Liebe der Angst begegnet, wie ein wütendes Männchen auf einem Hügel Dinge zu zerstören sucht und daraufhin die Verluste den Hügel hinunter kullern in einen See voller Tränen.
Ein Märchen also. Das Märchen vom Schamanismus? - Wir sind zwar immer kritisch, doch auch nicht despektierlich.
Ein schamanisches Märchen, das die Ordnungen, Gefühle und Kräfte der Geistwelt Stück für Stück erklärt und das Lernen ermöglicht, wie diese Dinge zusammen hängen.
Das gefällt uns.
Natürlich kein Kindermärchen. Spannende Geschichten, in welchen man sich wiederfinden kann. Wiederum nicht, dass man überall nach grossen Erkenntnissen suchen muss, sondern klar und eindeutig.
Schwierig.
Die Form.
Wir stellen uns vor, das fertige Buch in der Hand zu halten, mit uns entsprechendem Einband, vielleicht sogar griffiges Leder.
Das Gewicht des Buches erschlägt einen nicht, es ist aber auch kein Taschenbuch. Es riecht gut.
Das ist es nun?
Da ist all das drin, was Menschen dazu bringt, ihr Leben bewusst zu leben, andere zu verstehen und über den Dingen stehen zu können?
So sind wir beim nächsten Gedanken. Der Gedanke an die Form, an das Medium.
Es gibt heute E-Books, Videos, Hörbücher und womöglich noch Medienarten, die uns jetzt gerade nicht in den Sinn kommen.
Ein Topfleser bevorzugt Bücher (Topfleser sind Leser, die die Zeit in der Nasszelle produktiv nutzen möchten), Leseratten ebenso Bücher, doch die Mehrheit? Was ist die Form heute, in der etwas präsentiert wird, was Tiefgang hat und einen weiter bringen kann?
Ein gewichtiges Argument gegen das Schreiben: wir können es gar nicht. Neben Rechtschreibung und Grammatik verstehen wir nichts von dramaturgischen Elementen. Frei zu sprechen, Menschen dort abholen, wo sie sind und sie auf ihrem Weg begleiten, das ist im Vergleich zum wirklichen Schreiben einfach.
Wir sind Herzschreiber, sprich was wir sagen wollen, schreiben wir. Ohne Verstand. Einfach das, was uns wichtig ist. Um unsere Unfähigkeit zu schreiben zu übertünchen, mischen wir Bilder in unsere Texte. Entweder 3D Bilder oder Fotos, um das auszudrücken, was wir eigentlich sagen möchten.
Das Bilderbuch zum Schamanismus. Das Ding gibt es in der Tat, zumindest bis ca. Seite 30. Wir denken in Bildern und wenn wir reden, beschreiben wir diese Bilder. Da reicht die Geschwindigkeit des Redens aus, um den bewegten Bildern nach zu kommen. Die ursprüngliche Idee war ein Bilderbuch, das die Themen der Schule behandelt.
Die Geschichte dieses Buches begann voller Elan. Nach etwa 50 Bildern zeigten sich Ermüdungserscheinungen, die Zeit schafften, über den Sinn dieser Form nochmals nachzudenken.
Heute verstaubt es in einem Kasten.
Das Geschreibsel auf unserer Website hat sich in den letzten Jahren zu einem grossen Durcheinander gemausert. Wir sind gerade jetzt wieder dran, einige Seiten auf Vordermann zu bringen. Und natürlich schreiben wir gleich alles immer um. Unsere aktuellen Gedanken fliessen immer mit ein, wenn wir was schreiben. Die Geschichten hinter dem, was man liest, sind unsere Kursinhalte. So basiert alles, was wir hier im Aussen zum Besten geben, auf unserer Mischung zwischen Schamanismus und Therapie und auf unseren aktuellen Erlebnissen.
Insofern: für uns steht eigentlich alles schon da.
Ruhe.
Ruhe ist ein wichtiges Thema. Die Lärmempfindlichkeit nimmt im Alter zu. Das macht sich schon länger bemerkbar. Ruhe ist eine Voraussetzung für das Buch.
Eine einsame Alphütte? - Diese hier hätte gleich ein nigelnagel neues Dach:
Man macht sich gerne Gedanken über den richtigen Rahmen. Ein Jahr an einem einsamen Strand? - Gehobener Standard versteht sich.
Dieser Traum relativiert sich bei uns: wie will man an einem Ort, der losgelöst von allem ist, über das schreiben, was man im Alltag tut? Das erscheint uns nicht sinnvoll. Aber schön ist der Traum dennoch.
All diese Gedanken dienen wozu?
Wir denken, sie wollten einfach mal niedergeschrieben werden. Ohne Sinn, ohne Verstand.
Aber mit Herz.