Schaltet die 118 einfach ab!


Soeben berichtet die Bundesnetzagentur (BNetzA), dass sie die Auskunftsrufnummern 118-65 und 118-78 abgeschaltet und ein Rechnungslegungsverbot verhängt hat. Grund waren unseriöse Praktiken der jeweiligen Lizenzinhaber, die über kostenlose oder preiswerte Nummern die Leute zum Anruf der teuren 118 Nummern (typischerweise 1,99 Euro pro Minute und mehr) verleiten wollten und entweder gar nicht oder kaum merkbar auf die wahren Kosten hingewiesen haben.

Telefonzentrale (Quelle: swisscom)

Telefonzentrale (Quelle: swisscom)

Früher™ war die Telefonauskunft der Deutschen Bundespost kostenlos, später kostete sie wenige Cent pro Anruf. Die Auskunft hatte die Rufnummer 0118. Da wusste man, 0 ist was besonderes und 01 war die Vorwahl für Service-Dienste wie Zeitansage (0119), Störungsannahme (0117), Telegramme (0113), Auftragsdienst (0114) oder Kinoprogramme oder Lottozahlen etc. (0116x).

Die Auskunft war damals kostenlos, weil in der Regel danach ein kostenpflichtiges Gespräch zur gefundenen Nummer geführt wurde. Das rechnete sich, denn damals kostete jedes Telefonat Geld und wurde pro Zeit (in Einheiten) abgerechnet. Die Minute Ferngespräch lag vor der Liberalisierung bei rund 69 Pfennigen (etwa 35 Cent). Heute telefonieren die meisten Kunden “flat”.

Mit der Liberalisierung kam die Trennung von Auskunft und Netz. Das bedeutete, die Auskunftsdienste mussten sich aus den Einnahmen durch Anrufer finanzieren. Weil es bei der Auskunft Wettbewerb geben sollte, musste die Auskunftsnummer erst einmal verlängert werden, zu Anfang war das die 01188 (für die Deutsche Bundespost Telekom).

Später kam man auf die absurde Idee, die führende 0 wegzulassen, also nur noch die 118 und danach 2 oder 3 Ziffern vorzusehen. Der durchschnittliche Telefonkunde, der keine Ahnung von Technik oder Tarifen hat, kann aber eine 118123 von einer Ortsrufnummer 123456 kaum unterscheiden und tappte prompt in die Gebührenfalle.

Wenn wir uns die heutige Auskunftsdienstlandschaft ansehen, sind viele “zweifelhafte” Angebote darunter, was ein Anrufer vor seinem ersten Anruf nur schwer bis gar nicht abschätzen kann.

Selbst seriöse Dienste wie z.B. die 11833 (Deutsche Telekom) oder 11880 (Telegate) um einmal zwei von Vielen zu nennen, kosten heute um die 1,99 Euro pro Minute. Mancher 118xx Anbieter dürfte am Telefon auf reine Internetrecherche wie www.telefonbuch.de oder www.11880.com und ähnliche Seiten stützen.

Die Trefferquote von Auskunftsanfragen wird immer schlechter, denn die meisten Anschlüsse stehen heute gar nicht mehr im Telefonbuch, weil die Leute panische Angst vor Werbeanrufen oder Meinungsforschern haben.

Zurück zur 118: Die beste Lösung wäre, diese Vorwahl 118 komplett zu schließen und abzuschalten.

Für kostenpflichtige Telefondienste gibt es die Vorwahl 0900 mit vorgeschriebener Tarifansage bevor die Verbindung kostenpflichtig wird. Vielleicht wäre eine weitere Vorwahl (z.B. 0901), woran interessierte Anrufer anhand der Vorwahl den Preis vor dem Anruf erkennen können, eine praktikable Lösung für solche Angebote.

Merke: Die Flatrate ist kein Allheilmittel. Was dabei durch den Rost fällt, erzeugt anderswo gewaltige Mehrkosten.

Schlagwörter: 0900, 118, 11833, 11880, Auskunft, Auskunftsdiente, BNetzA, Bundesnetzagentur, Deutsche Bundespost, Premium, Telegate


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